Infomatec: Internet-Computing sorgt für Kursfantasie von Michael Heimrich
Infomatec: Internet-Computing sorgt für Kursfantasie
Nur individuelle IT-Lösungen, so lautet die Unternehmensphilosophie der Infomatec AG (WPK 622 200), versprechen Erfolg. Das im Jahr 1988 gegründete Unternehmen hält eine besondere Marktstellung bei der Implementierung von SAP-Produkten im Einzelhandel. Darüber hinaus verfügt Infomatec über marktreife Internetprodukte, die vor allem für klassische Dienstleistungsbereiche wie Banken und Versicherungen konzipiert sind. Besonders viel Phantasie steckt hier in der Partnerschaft mit dem Finanzdienstleister Hornblower Fischer. Ziel der Zusammenarbeit ist die Entwicklung und der Vertrieb von internet-basierten interaktiven Finanzprodukten. Infomatec könnte sich nach dem bisherigen Engagement im Privatkundenbereich damit nun auch im lukrativen Großkundenbereich etablieren.
Die Augsburger setzen mit ihrer Ausrichtung auf das so genannte "server-based internet-computing" voll auf die Zukunft. Da ich erwarte, dass sich in zunehmendem Maße einfach zu handhabende Geräte wie Handys oder Settop-TV-Boxen gegenüber komplexeren und teureren PCs als Internetzugang durchsetzen werden, sollte aus dieser Entwicklung eine enorme Ertrags- und Kursphantasie erwachsen. Die Settop-Box bringt Internet und Multimedia auf die Mattscheibe. In der Größe eines Videorecorders macht sie den Fernseher offen für E-Mail, MP3, DVD, Videokonferenzen und Internet-Telefonie. Um für das "server-based internet-computing" bestens gerüstet zu sein, ist Infomatec Entwicklungskooperationen mit den US-Unternehmen Sun Microsystems und National Semiconductor eingegangen. Mit dem Computer-Konzern Compaq besteht eine Vertriebskooperation. Joint Ventures wurden gerade mit dem chinesischen Software-Unternehmen Beijing DevoTech Software (Anpassung der Internet-Coreapplication an den chinesischen Markt und gemeinsamer Vertrieb von Infomatec-Produkten) und mit der in Singapur beheimateten ICP Corporation (gemeinsames E-Commerce-Angebot für Geschäftskunden) geschlossen.
Das am Neuen Markt gehandelte Unternehmen gab kürzlich bekannt, es werde in der Tsinghua-Universität in China ein Forschungs- und Entwicklungszentrum errichten. Darüber hinaus stelle man dieser Elite-Universität 100 auf der Java Network Technology (JNT) basierende Surfstations zur Verfügung. Mit der vollständigen Übernahme des Systemhauses Igel hatten sich die Bayern zuvor das Ertrags- und Wertsteigerungspotenzial von JNT im rasant wachsenden Markt des Internet-Computing gesichert. Bis zum Jahr 2002 rechnet Infomatec mit einem weltweiten Absatz von mehreren hunderttausend JNT-Lizenzen.
Der Augsburger Hersteller von High-End-Standardsoftware ist bei einem Aktienkurs von 40 Euro (Stand: 8. Februar) mit 940 Millionen Euro bewertet. In den ersten drei Quartalen 1999 konnte das Unternehmen die Erlöse im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum um 520 Prozent auf 31 Millionen Euro steigern. Für das Gesamtjahr wird ein Umsatz von 45 Millionen Euro erwartet. Machen sich die bisher gezeigten dreistelligen Wachstumsraten endlich auch ertragswirksam bemerkbar - spätestens im Geschäftsjahr 2000 sollen erstmals schwarze Zahlen geschrieben werden -, müsste der seit neun Monaten im Seitwärtstrend verweilende Aktienkurs zunächst sehr rasch in Richtung seines alten Höchststands von 60 Euro laufen. Sollten sich die Produkte von Infomatec nachhaltig am Markt durchsetzen können und das rasante Unternehmenswachstum verkraftet worden sein, halte ich längerfristig sogar Kurse von über 100 Euro für erreichbar. Bei einem für das Jahr 2001 geschätzten Gewinns von 1,38 Euro pro Aktie ergibt sich ein moderates Kurs-Gewinn-Verhältnis von 29. Kurse um 40 Euro können zu Käufen genutzt werden. Da ein Investment allerdings nach wie vor mit Risiken verbunden ist, sollten Sie bei 30 Euro ein Stopp Loss setzen, da auf diesem Niveau eine massive charttechnische Unterstützung liegt, die keinesfalls verletzt werden darf.
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