Neuer Rohstoff-Boom ? Lithium brauchen alle!
?Atemberaubend, fantastisch, einzigartig?, so dürfte wohl die typische Reaktion von Touristen sein, die von einer Reise vom Salar de Atacama, einem Salzsee in der nord-chilenischen Provinz Antofagasta, heimkehren. Und in der Tat, atemberaubend ist diese Region. Auf einer Fläche von über 3.000 Quadratkilometern erstreckt sich ein gigantischer Salzsee, der von Geysiren und heißen Quellen umrahmt wird. Doch dieser Salzsee, der der drittgrößte der Welt ist, ist nicht nur einfach toll anzusehen, er enthält auch einen ?Schatz?: Lithium. Der Salar de Atacama ist die derzeit größte Lithiumquelle der Welt. Rund 40 Prozent der globalen Lithiumproduktion kommen aus diesem See.
Bildquelle: SQM
Nun, das alles wäre sicherlich keine Kolumne wert, wenn Lithium nicht so ein verdammt wertvolles Metall wäre. Vor allem wertvoll für unsere Zukunft. Denn Lithium ist ein wichtiger Bestandteil von Lithium-Ionen-Batterien. Und diese sind ein existenzieller Baustein für Elektroautos. Und Elektroautos sind wiederum ein Thema, das aktuell an der Börse heiß diskutiert wird. Doch alles der Reihe nach. Zurück zum Salar de Atacama.
Weltweite Lithiumvorkommen
Wie bereits gesagt, der Salar de Atacama steuert den derzeit größten Teil zur weltweiten Lithiumproduktion bei. Abgebaut wird allerdings nicht ?pures? Lithium, sondern Lithiumcarbonat. Der Salar de Atacama liefert jährlich etwa 40.000 Tonnen Lithiumcarbonat. Insgesamt werden weltweit im Jahr derzeit rund 90.000 Tonnen Lithiumcarbonat gefördert, das sind rund 17.000 Tonnen Lithium. Weitere 3.000 Tonnen Lithium gehen auf das Konto von Förderungen aus lithiumhaltigem Gestein. Für die Herstellung von Lithium-Ionen-Batterien ist dieses Material aber nicht geeignet, es wird fast ausschließlich für die Glas- und Keramikproduktion verwendet. Die weltweiten Reserven an Lithiumcarbonat werden auf 58 Millionen Tonnen geschätzt. Das sind elf Millionen Tonnen Lithium.
Baustein für Elektroautos
Und jetzt wird gerechnet! Wie viel Lithium-Ionen-Batterien lassen sich aus 90.000 Tonnen Lithiumcarbonat, der jährlichen Weltproduktion, herstellen? Nehmen wir als ?Musterbatterie? eine relativ kleine, 5 kWh starke Batterie. Diese reicht aus, um Hybridfahrzeuge, also solche, die neben einem Elektroantrieb auch noch einen klassischen Verbrennungsmotor unter der Haube haben, auszustatten. Für die Herstellung einer solchen Lithium-Ionen-Batterie kann man rund 7,5 Kilogramm Lithiumcarbonat in Rechnung stellen. Das heißt, würde man die gesamte Jahresproduktion an Lithiumcarbonat von 90.000 Tonnen in Lithium-Ionen-Batterien stecken, so könnte man zwölf Millionen Hybridfahrzeuge damit ausstatten.
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Eine Entwicklung, die nicht lange auf sich warten lassen wird. So geht das Center of Automotive Research (CAR) an der Fachhochschule Gelsenkirchen in einer jüngst bekannt gewordenen Studie davon aus, dass Elektroautos schon ab dem Jahr 2010 den Automarkt erobern werden. Und ab 2025, so der Leiter des Instituts, Ferdinand Dudenhöffer, würden alle in Europa verkauften PKWs ? derzeit sind es übrigens rund zehn Millionen im Jahr ? reine Elektroautos, Parallel-Hybrid- oder Seriell-Hybrid-Fahrzeuge sein.
Speichern von Alternativen Energien
Doch Lithium-Ionen-Batterien wird man auch für andere Anwendungen benötigen. So zum Beispiel für die Speicherung von Strom aus Alternativen Energiequellen. Überall entstehen derzeit große Windparks oder werden Solarzellen installiert. Für den Umweltschutz ein Riesenfortschritt, für die Stromnetze eine enorme Herausforderung. Denn Alternative Energiequellen weisen bei ihrer Stromerzeugung häufig extreme Schwankungen auf. Wenn der Wind bläst oder die Sonne scheint, werden in kurzer Zeit große Mengen an Strom in das Leitungsnetz ?gepumpt?. Strom, der dann vielleicht gar nicht gebraucht wird. Berechnungen des Bundesverbandes Windenergie zufolge gehen schon heute bis zu 15 Prozent des Jahresertrags einer Windfarm verloren, weil die Turbinen wegen Netzauslastung kurzfristig abgestellt werden müssen. Lithium-Ionen-Batterien könnten hier Abhilfe schaffen, indem sie die zuviel produzierte Energie speichern und erst bei Bedarf wieder ins Leitungsnetz abgeben.
Bildquelle: Repower Systems AG
Lithiumnachfrage wird stark anziehen
All diese Überlegungen legen den Schluss nahe, dass Lithium in den kommenden Jahren zu einem extrem stark nachgefragten Rohstoff werden wird. Das spiegelt sich übrigens auch schon in der Preisentwicklung von Lithiumcarbonat wider. Da dieses nicht an der Börse gehandelt wird, muss man dabei jedoch einen Blick in die Bilanzen der großen Lithiumproduzenten werfen.
Über die letzten Jahre gerechnet lässt sich folgende Preisentwicklung bei Lithiumcarbonat feststellen: Im Jahr 2006 wurden durchschnittlich 2,30 Dollar je Kilogramm Lithiumcarbonat bezahlt. Allerdings gab es hierbei auch starke Abweichungen, da, ähnlich wie bei Uran, die Liefersicherheit ein wichtiger Faktor ist. Lithiumabnehmer sind auch bereit, einen höheren Preis zu zahlen, wenn sie dafür eine gesicherte Produktionsmenge bekommen. Im zurückliegenden Jahr dürfte sich der Kilopreis dann schon bei etwa sechs Dollar im Durchschnitt eingependelt haben. Zumindest lassen die Zahlen von SQM auf dieses Preisniveau schließen. Für 2008 ist mit einer weiteren ?deftigen? Preiserhöhung zu rechnen.
Die ?Lithium-Gewinner?
Zu den großen Profiteuren einer solchen Entwicklung werden alle Gesellschaften gehören, die Lithiumcarbonat fördern. Die größte ist die chilenische SQM (US:SQM). Sie baut im Salar de Atacama ab. Ganz in der Nähe vom Salar de Atacama, auf der argentinischen Seite, will in Zukunft das australische Unternehmen Orocobre (AU:ORE) Lithium fördern. Das Projekt trägt den Namen Salar Olaroz und liegt in der nördlichen Provinz Jujuy. Der dortige Salzsee hat ein Ausmaß von rund 180 Quadratkilometern und ist unter Infrastrukturgesichtspunkten gut erschlossen. Nicht minder interessant ist das Projekt Rincon Salar, das von der ebenfalls aus Australien stammenden Gesellschaft Admirality Resources (AU:ADY) entwickelt wird. Es liegt nur wenige Kilometer vom Salar Olaroz entfernt und könnte Schätzungen nach rund 7,4 Millionen Tonnen Ressourcen an Lithiumcarbonat enthalten.
Bildquelle: Admirality Resources
Die Aktien von Admirality Resources sind auch in einem von der Deutschen Bank neu aufgelegten ?Elektroauto-Zertifikat? vertreten. Das S-Box E-Power Automobil Index Zertifikat (WKN:DB3 TXQ) hat als Basiswert den eigens kreierten S-Box E-Power Automobil Performance Index. Dieser enthält jedoch hauptsächlich Werte aus der Technologiebranche, ist also kein Rohstoffindex auf Lithium. So ist etwa die Gesellschaft Advanced Battery Technologies (US:ABAT) im Index vertreten, die Lithium-Ionen-Batterien entwickelt und herstellt.
Auf ein Unternehmen sei an dieser Stelle gesondert hingewiesen: auf Zenn Motor (CA:ZNN). Die Gesellschaft, die mit dem Slogan ?Zero Emission, No Noise? wirbt, baut reinrassige Elektroautos. Für den amerikanischen Konsumenten und Liebhaber von protzigen Schlitten sind diese kleinen Stromflitzer sicherlich noch gewöhnungsbedürftig, aber die Zeiten ändern sich ja bekanntlich.
Und noch ein weiterer Wert soll an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben: China Bak Battery (CBAK). Die Gesellschaft entwickelt wie Advanced Battery Technologies Lithium-Ionen-Batterien. Allein für das dritte Quartal 2008 (30. Juni 2008) konnte China Bak Battery ein Umsatzplus im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von über 130 Prozent auf 68,5 Millionen US-Dollar vermelden. Auf das Gesamtjahr hochgerechnet, könnte man somit ?locker? die 200-Millionen-Dollar-Umsatzmarke knacken. Bei einer aktuellen Marktkapitalisierung von rund 250 Millionen US-Dollar wäre das Unternehmen damit sogar noch relativ günstig bewertet.
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