Handelsblatt vom 17.11.2011, Seite 22
SOLARBRANCHE Warum David Garrett für Solarhybrid geigt
Die Solarfirma aus dem Sauerland will sich in Berlin mit viel Show ins Gespräch bringen. SOLARBRANCHE
Georg Weishaupt Berlin
Die Adresse könnte prominenter nicht sein: Pariser Platz 3, nur rund 100 Meter vom berühmten Brandenburger Tor entfernt. Hier, ins schicke Axica-Konferenzzentrum in Berlin-Mitte, wo sonst große Konzerne und Politiker tagen, hat eine gewisse „Solarhybrid AG“ eingeladen.
Das Unternehmen aus dem Sauerlandstädtchen Brilon hat neben die Drehtür zwei Fahnen mit dem silbernen Firmenschriftzug gestellt. Damit auch niemand übersieht, was hier heute Großes geschieht: Solarhybrid will unbedingt und schnell einer breiten Öffentlichkeit bekannt werden.
Und dafür legt sich das Solarunternehmen mächtig ins Zeug: Vollmundig lädt es auf einer überdimensionalen Einladungskarte mit weißer Schrift auf goldenem Grund zum „Energy Day ’11“ in die Hauptstadt: Es geht los mit einer Pressekonferenz, dann folgt ein Round-Table. Anschließend geht es per Shuttle zur Besichtigung ins Solarkraftwerk „FinowTower“ bei Eberswalde. Und dann folgt der Höhepunkt, die „Energy Night ’11“ im Flughafen Tempelhof, die Stargeiger David Garrett krönen soll. Doch das Bemühen um Aufmerksamkeit von Solarhybrid in Berlin ist mäßig erfolgreich. Das Round-Table-Gespräch mit „topbesetzten nationalen und internationalen Key-Note-Speakern aus Politik und Wirtschaft“ wie Ex-Umweltminister Klaus Töpfer wird kurzfristig abgesagt. Die Pressekonferenz ist schwach besucht.
Aber Tom Schröder lässt sich dadurch nicht beirren. „Wir haben extra etwas dick aufgetragen, denn wir wollen zeigen, das wir eine große Nummer sind“, sagt der etwa 1,90 große Firmenchef. Er hat zur Party neben Filmprominenz viele Projektentwickler und Investoren aus dem Ausland eingeladen. Für ihn ist es der „Startschuss für die Auslandsexpansion“.
Schröder steckt sich Ziele, die weit in der Zukunft liegen: Der Unternehmer, der erst vor zwei Jahren ins Geschäft mit großen Solarparks eingestiegen ist, will bis 2018 weltweit Anlagen mit einer Leistung von 2850 Megawatt bauen. Gerade erst feiert er in Berlin das Überschreiten der 200-Megawatt-Grenze. Ein Großteil des Geschäfts soll in den USA entstehen. So kauft er von der angeschlagenen Solar Millennium, die durch ihren kurzzeitigen Chef Utz Claassen bekannt wurde, die US-Sparte – mit der Solar Millennium scheiterte. Schröder will das besser machen und schmiedet ein Joint Venture mit dem US-Photovoltaik-Konzern First Solar.
Doch zurzeit baut der 37-Jährige, der seinerzeit die alte Füllermarke Geha wiederbelebte, seine Solarparks noch vor allem in Deutschland. Er konzentriert sich auf große Anlagen auf ehemaligen russischen Militärflughäfen wie in Eberswalde.
Solarhybrid besteht denn auch nur aus etwa 40 Mitarbeitern. „Wir besorgen die Grundstücke, planen die Projekte, machen den Einkauf und strukturieren sie“, klärt Schröder auf. Das Bauen und die Finanzierung übernehmen Partner. So erscheint der für 2011 angepeilte Umsatz von 400 Millionen Euro in einem anderen Licht. Er ist der Verkaufspreis an Investoren. Und die muss Schröder überzeugen. Deshalb will er den „Energy Day zu einer festen Einrichtung machen“.
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