Fünf Jahre haben die Ingenieure der kalifornischen Firma Transmeta im Geheimen an einem neuen Chip gewerkelt. Ein Chip, der mobile Computer mit weniger Strom länger laufen lassen soll.
Im Januar öffneten die Tüftler ihre Werkstatt und präsentierten mit großem Echo zwei Mikroprozessoren, die seitdem aber wieder weitgehend in der Versenkung verschwunden sind. Computer mit dem "Crusoe" getauften Chip gibt es noch nicht.
Trotzdem will die Silicon-Valley-Firma, die mit ihrer Entwicklungsarbeit bisher Verluste von knapp 120 Mio. $ angehäuft hat, jetzt an die Börse. Probleme, sich dort die angestrebten 200 Mio. $ Kapital zu besorgen, dürfte der Börsenkandidat auch nicht haben. Denn wie bei kaum einem anderen Hightech-Unternehmen ist seine Geschichte aus dem Stoff der Investorenträume gemacht.
Bei Transmeta handelt es sich um eine Technologie-Schmiede, die ein innovatives Produkt für einen lukrativen Markt entwickelt hat. Branchenexperten sagen Chips für Laptops und anderen mobilen Geräten mit Internet-Zugang hohe Wachstumsraten vorher. Zudem verdienen die beiden großen Hersteller Intel und AMD an solchen Mikroprozessoren deutlich mehr als an anderen Halbleitern. Beide Wettbewerber haben jedoch das Hauptproblem für Laptops nur unzureichend gelöst. Nach zu kurzer Zeit müssen die Geräte wieder an die Steckdose. Transmeta glaubt mit seinem Chip den Hauptverbraucher von Strom gezähmt zu haben, denn der Crusoe regelt sich je nach Anforderung fortlaufend auf Minimalverbrauch herunter, was längere Betriebszeiten möglich macht.
Wie der amerikanische Branchendienst ZDNet News berichtet, plant AMD, die Nummer zwei im Markt für Computerprozessoren, deshalb bereits eine Partnerschaft mit Transmeta. Gemeinsam soll der Chip-Riese Intel auf dem gewinnträchtigen Mobil-Markt herausgefordert werden. AMD-Chef Jerry Sanders bestätigte in einem Interview, man sei kurz vor einem Vertragsabschluss. Offenbar geht es dabei um einen Austausch von Patenten.
Transmeta, das sich das Symbol TMTA bei der amerikanischen Börsenaufsicht Securities and Exchange Commission (SEC) reserviert hat, wird von einem Konsortium unter der Führung von Morgan Stanley Dean Witter und Deutsche Bank Alex Brown zu einem noch nicht genannten Termin an die Nasdaq gebracht. Laut Dokumenten, die das Unternehmen bei der SEC vorgelegt hat, brachte es Transmeta in den ersten sechs Monaten diesen Jahres auf Einnahmen von 358.000 $. Die Ausgaben kletterten auf 45,6 Mio. $. Die SEC-Dokumente verraten auch einen Strategiewechsel. 1997 verkaufte Transmeta zunächst Lizenzen an IBM sowie 1998 an Toshiba, deren Produktions- und Testlabors es im Gegenzug nutzen konnte. Später kaufte das Ingenieur-Unternehmen dann die Lizenzen von IBM für 33 Mio. $ wieder zurück und tauschte die Rechte von Toshiba gegen 600.000 Aktien. Niemand außer Transmeta, so erklärte Mitgründer David Dentzel mehrfach, könne nun den Crusoe-Chip vermarkten.
Schon die Liste der bisherigen Geldgeber der Chipschmiede klingt wie eine Garantie, dass Transmetas Börsengang erfolgreich sein wird. Microsoft-Mitgründer Paul Allen erwarb über seine Risikokapitalfirma Vulcan Ventures knapp sieben Prozent der Firma, George Soros ist mit fünf Prozent beteiligt. Außerdem sicherten sich Hardware-Hersteller wie Compaq, Sony, NEC oder Toshiba Aktien des Chip-Designers, Gateway und AOL kauften sich ein, um ein einfachstes Web-Gerät zu entwickeln. Insgesamt flossen schon vor dem Börsengang weit über 100 Mio. $ in die Kasse.
Dentzel berichtete vergangene Woche auf einer Fachkonferenz, nach dem Crusoe 5400 seien nun auch erste Exemplare des schnelleren Crusoe 5600 an Computerhersteller ausgeliefert worden. Mit diesem Chip zielt Transmeta auf den Markt für besonders flache Notebooks. IBM und Sony haben bereits angekündigt, solche Geräte mit dem Crusoe auszustatten.
Doch noch steht der Praxistest für solche Rechner aus. Die neue Bauweise, bei der Software den Mikroprozessor steuert, ist bislang nur auf Ausstellungen und bei Konferenzen zu sehen gewesen. Bislang ist nicht endgültig geklärt, wie viel Leistungseinbußen das neue Verfahren mit sich bringt. Das sind essentielle Details - den Börsengang dürften sie aber kaum beeinträchtigen.
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