Ein Präparat des Schweizer Pharmakonzerns hilft gegen Blutarmut - und kann zum Doping missbraucht werden. Ricardo Ricco wurde zum Verhängnis, dass der Hersteller das Mittel präpariert hat.
Der Italiener Ricardo Ricco ist bei der Tour de France mit Hilfe des Herstellers des verbotenen Medikamentes als Doper entlarvt worden, sagte John Fahey, der australische Chef der Anti-Doping-Agentur Wada, am Mittwoch. Der Hersteller des Mittels Cera, der Pharmakonzern Roche, habe auf Wunsch der Doping-Fahnder ein besonderes Molekül in dem Mittel verwendet, das den Nachweis möglich mache. Der Fahrer habe wahrscheinlich angenommen, dass Cera, das so genannte Epo der dritten Generation, nicht nachgewiesen werden könne.
"Ich kann nicht die Details preisgeben", sagte Fahey. "Es geht um Cera, eine legale Substanz gegen Anämie." Um Dopingsünder zu finden, werde die Zusammenarbeit mit den Pharmaherstellern immer wichtiger. "Je mehr die Pharmafirmen mit den Wissenschaftlern kooperieren, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass bei Tests auch etwas nachgewiesen wird."
Ricco war nach dem Zeitfahren am Anfang der Tour positiv auf Epo getestet worden. Der 24-jährige Bergspezialist aus der Mannschaft Saunier Duval war schon bei den Routinekontrollen zu Beginn des Wettbewerbs mit ungewöhnlichen Blutwerten aufgefallen. Daraufhin hatte die französische Antidopingagentur AFLD bei ihm gezielte Kontrollen durchgeführt.
Ricco hat Vergangenheit mit Doping
Schon als Juniorenfahrer bekam er zwei Schutzsperren aufgebrummt, weil seine Blutwerte auffielen. Bei der Italienrundfahrt 2007 stellten Ärzte bei ihm ein Hormonpegel festgestellt, der eigentlich nur mit der Einnahme dopingverschleiernder Mittel zu erklären war. 2006 wurde in Neapel gegen ihn ermittelt, weil Fahnder ihm Kontakte zu einem Dopingdealerring nachweisen konnten. Und sein persönlicher Masseur, Roberto Pregnolato, hatte wegen der Weitergabe von Dopingmitteln schon 2001 eine Bewährungsstrafe von acht Monaten verbüßt.
Vor dem Wettbewerb hatten Kritiker befürchtet, dass die AFLD nicht mit der gebotenen Konsequenz durchgreifen würde. Der Agentur wurde die Hoheit über die Dopingkontrollen bei der Tour übertragen, nachdem der Weltverband UCI sich wegen seines Zwistes mit der Tour-Organisation zurückgezogen hatte. Die AFLD werde sich nicht trauen, das nationale Denkmal Tour de France anzugreifen - so, wie dies vielleicht die UCI getan hätte. Offenkundig unternimmt die AFLD alles, um diesen Verdacht zu entkräften.
Der spanische Rennstall Saunier Duval hatte direkt die Konsequenzen aus der Verhaftung seines Kapitäns gezogen und die ganze Mannschaft aus der Rundfahrt genommen, obwohl das Reglement sie nicht dazu gezwungen hätte.
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