Devisenmarkt Institutionelle setzen auf weiter schwächeren Dollar
11. Dezember 2006 Auch wenn der Dollar sich in den vergangenen Tagen gegenüber dem Euro von seinen schwächsten Momenten zu Monatsbeginn hat etwas erholen können - derzeit erlebt der Greenback auf den Devisenmärkten nicht die beste Zeit.
Zwölf Prozent hat die amerikanische Währung gegenüber dem Euro in den vergangenen zwölf Monaten verloren, und auch gegenüber dem Yen und dem britischen Pfund hat sich die Devise deutlich verbilligt. Terminmärkte tauschen Dollar massiv gegen Euro Viele technische Unterstützungen seien in den vergangenen Wochen durchbrochen worden, stellt Analyst Wouter Kallenberg von der Rabobank fest und rechnet mit einer weiteren Abwertung des Greenback. Diese Prognose wird auch durch Beobachtungen der Devisenströme gestützt. So verzeichnet der Foreign Exchange Flow Indicator von State Street Global Markets derzeit extrem geringe Investitionen in den Dollar, vor allem aber nahezu rekordverdächtige Zuflüsse in den Euro. Und auch die Terminmärkte haben in diese Richtung gedreht, stellen die Analysten von State Street fest. Die Investoren hätten sich in der vergangenen Woche von Dollar-Terminkontraken im Volumen von 14,4 Milliarden Dollar getrennt - das zweihöchste Volumen seit 1999. Im Gegenzug haben sie für 4,1 Milliarden Dollar Euro-Terminkontrakte erworben - damit fehlen nur noch 165 Millionen Dollar für ein neues Rekordvolumen. Reservepolitik läuft gegen Greenback Und die Zeichen stehen nicht gut für den Dollar. Abgesehen vom unverändert massiven Leistungsbilanzdefizit sprechen die Konjunkturzahlen nicht für die amerikanische Devise. So erwarten die Analysten der UBS keinen Rückenwind von der Notenbank und rechnen mit Einzelhandelsumsätzen und einer Industrieproduktion für November, die unter den Erwartungen liegen dürften. Dagegen werde die Verbraucherpreisinflation eher ?freundlich? bleiben. Auch die Reservepolitik der Staaten spricht gegen den Dollar. So sind die Dollarbestände Rußlands und der OPEC-Länder im zweiten Quartal auf ein Zwei-Jahres-Tief gefallen. Dies, so die UBS, lasse Zweifel an der Fähigkeit der Vereinigten Staaten aufkommen, das Außendefizit auf einfache Weise durch die ölexportierenden Nationen finanzieren zu lassen. Mittlerweile erwäge auch China, seine Devisenbestände verstärkt zu diversifizieren und Rubel und Won als neue Reservewährungen hinzuzunehmen. Institutionelle sichern sich gegen einen weiteren Dollarkursverfall Nach Ansicht der Analysten von State Street scheint das gegen den Dollar gerichtete Sentiment mittlerweile über alle Anlageklassen hinweg wie eine Welle zu rollen. Institutionelle Gelder bewegten sich weg von wertorientierten Sektoren hin zu Sektoren mit den höchsten Ertragserwartungen und vor allem der geringsten Wechselkurs-Anfälligkeit. Da sich aber die europäische Wachstumsrate mittlerweile auf ihren langfristigen Durchschnitt von zwei Prozent zubewege, stünden derzeit Branchen hoch im Kurs, die ihre Erträge größtenteils im Inland erwirtschaften wie etwa Versicherungen, Telekommunikations- und Immobilienunternehmen, wohingegen exportorientierte Branchen wie Automobil-, Konsumgüter-, Pharma- und Softwareunternehmen auf der Verkaufsliste stehen. Da deren Ertragsaussichten in Großbritannien jedoch schwach seien, verlagerten die Anleger ihre Investments zunehmend auf kontinentaleuropäische Werte und verkauften britische Aktien. Allgemein zeige sich eine Korrelation zwischen der Dollarsensitivität der Anlagen und den Investmentströmen, wie es sie zuletzt zum Zeitpunkt der vorangegangenen Euro-Hausse im zweiten Quartal des Jahres 2004 gegeben habe. Offenbar rechnen die Investoren derzeit mit einem neuen länger anhaltenden Euro-Hoch und positionieren sich entsprechend. Die in dem Beitrag geäußerte Einschätzung gibt die Meinung des Autors und nicht die der F.A.Z.-Redaktion wieder. Bildmaterial: State Street Global Marketshttp://www.faz.net/s/...8EA3EA47519905E4CC~ATpl~Ecommon~Scontent.html
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