evtl. oder auch nicht ;-)
-- Calmund, Bayer Leverkusen und Nürnberg im Zwielicht
Staatsanwaltschaft ermittelt wegen möglicher Manipulationen in der Bundesliga
Von Charly Kneffel
Das sind nun die Nachrichten, die der deutsche Fußball, sportlich ohnehin in der Krise, so kurz vor der Fußball-Weltmeisterschaft überhaupt nicht gebrauchen kann. Nachdem sich die von einer Münchner Boulevardzeitung erhobenen Vorwürfe gegen Nationalspieler Bastian Schweinsteiger und zwei Spieler der ?Löwen" offenbar in Luft aufgelöst haben, gibt es nun ernstzunehmende Hinweise, daß es Manipulationsversuche nicht nur - wie bereit bekannt - im Bereich der Regionalligen gegeben hat, sondern auch die Bundesliga selbst, das Vorzeigestück des deutschen Fußballs, betroffen sein könnte.
So berichteten jedenfalls am letzten Samstag ?Spiegel Online" und die ?Süddeutsche Zeitung". Am Montag zogen das Nachrichtenmagazin ?Der Spiegel" selbst und der Münchner ?Focus" nach. Demnach ermitteln die Staatsanwaltschaften Köln und München gegen den früheren Manager von Bayer 04 Leverkusen, Reiner Calmund, den Spielerberater Volker Graul sowie gegen drei weitere Beschuldigte. Im Visier auch der 1 FC Nürnberg. Sprecher der Vereine wiesen alle Vorwürfe zurück.
Doch diesmal scheint mehr dran zu sein als bei dem verunglückten ?tz"-Bericht. Insbesondere der frühere Bayer-Manager reiner Calmund, seinerzeit aus ?Gesundheitsgründen" aus dem Verein ausgeschieden, steht dabei im Verdacht. Er gilt nun bei der Staatsanwaltschaft Köln offiziell als ?Beschuldigter". Hatte man zunächst nur wegen ?Untreue" ermittelt, so sollen jetzt auch Hinweise auf Spielmanipulationen vorliegen. Besonders drei Spiele aus der Schlußphase der Saison 2002/2003, als Bayer 04 in akuter Abstiegsgefahr stand, stehen im Blickpunkt. Bayer gewann damals gegen Arminia Bielefeld, den TSV München 1860 und auswärts beim 1 FC Nürnberg und rettete sich so in letzter Minute. Angeblich soll der frühere Bundesliga-Profi Volker Graul, derzeit als Spielerberater tätig, von sich aus auf Calmund zugekommen sein und gesagt haben , er ?könne da etwas tun". Calmund zahlte dem Spielerberater später 580.000 Euro, angeblich zur Sicherung von ?Kaufoptionen" (Vorkaufsrechten) für Profis, die dann doch nicht zu Bayer 04 kamen. In Wirklichkeit soll Graul 500.000 Euro an Spieler zwecks Manipulation weitergeleitet haben und das restliche Geld für sich behalten.
Nach einem Bericht des ?Spiegel" hat Bayer-Anwalt Walter Graf, der der Staatsanwaltschaft Köln am 9. März Dokumente zuleitete, Calmund schwer belastet. Oberstaatsanwalt Günther Feld bestätigte, daß es ?ernsthafte Hinweise, die man nicht ignorieren könne" gäbe und daß Calmund in dieser Woche als ?Beschuldigter" vernommen werden soll. Calmund bestritt öffentlich jeden Vorwurf, gab an statt dessen habe er selbst, weil Bayer ?den Graul aus den Büchern" habe haben wollen, diesem aus eigener Tasche nochmals 380.000 Euro gezahlt zu haben, da man nun auch noch Steuern hätte zahlen müssen. Man habe ihm dafür später helfen wollen. In Wirklichkeit sei für die Zahlung an Graul ?meine ganze Abfindung drauf gegangen" und er habe selbst Schwierigkeiten bekommen. Um so grotesker sei es, wenn jetzt ausgerechnet er sich solchen Vorwürfen ausgesetzt sähe. Calmund will alle Vorwürfe entkräften und Bayers neuer Manager Holzhäuser gab an, es sei schließlich üblich, daß man Beschuldigten ihre taten nachweisen müsse und nicht umgekehrt. Solange man nichts beweisen könne, solle man sehr vorsichtig mit öffentlichen Vorwürfen sein. Auch der DFB, der offiziell informiert ist, will sich einstweilen zurückhalten.
Im Visier der Staatsanwaltschaft sind aber auch die drei Spiele aus der laufenden Saison VFL Wolfsburg - 1 FC Nürnberg, Werder Bremen - 1 FC Nürnberg sowie 1 FC Nürnberg - Arminia Bielefeld. In diesem Zusammenhang wurden Räumlichkeiten in München und Nürnberg durchsucht, wobei die Staatsanwaltschaft München I einräumte, bislang seien keine Spieler davon betroffen. Ermittelt wird auch wegen des Eröffnungsspiels der Münchner Allianz-Arena , in dem der 1 FC Nürnberg gegen den Zweitligisten TSV München 1860 verloren hatte. Sprecher sowohl des 1 FC Nürnberg als auch des TSV München 1860 erklärten jedoch, weder ihre Vereine noch ihre Spiele hätten etwas mit Manipulationen zu tun. Konkret verdächtigt werden bislang auch ein Vermittler von Sportwetten, dessen Bruder sowie ein Angestellter des Vermittlers. Es wird eine spannende Woche.
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