Kommentar zum Saisonstart Zeit für Mahner Von Christian Löer, 09.08.09, 21:11h, aktualisiert 09.08.09, 21:12h
Mit Christoph Daum hat nicht nur ein Verein seinen Fußballtrainer verloren, sondern auch ein Visionär den Glauben an das Erreichen seiner Ziele. Und so muss beim FC nun ein anderer die Rolle des leicht durchgeknallten Mahners übernehmen. Er fordert zwei neue Mittelfeldspieler für seine Mannschaft: FC-Torwart Faryd Mondragon. (Bild: Dahmen) Er fordert zwei neue Mittelfeldspieler für seine Mannschaft: FC-Torwart Faryd Mondragon. (Bild: Dahmen)Köln - Fragt man mal nach bei Verantwortlichen des 1. FC Köln, dann gehört zu den positiven Erinnerungen an die Amtszeit des Trainers Christoph Daum, dass da immerhin einer war, der ständig Forderungen formulierte - und seien die noch so wahnsinnig. Das Kölner 0:1 in Dortmund hätte ein Trainer wie Christoph Daum wohl tatsächlich zum Anlass genommen, die Sinnfrage zu stellen: Die Taktik war gut. Die Idee, einen nicht austrainierten Neuzugang auf die falsche Position zu stellen, hatte sogar zu einem Teilerfolg geführt. Was in aller Welt, hätte ein Trainer wie Daum gefragt, hilft alle Trainerkunst, wenn man Leute aufstellen muss, die den Ansprüchen nicht genügen? Dann hätte es Forderungen gehagelt: Cristiano Ronaldo, Kaka, Lucio.
Zvonimir Soldo hat am Samstagnachmittag auf derlei Äußerungen verzichtet, dabei hätte er allen Anlass dazu gehabt. Er hatte bei seinem Trainerdebüt keinen Fehler begangen. Dennoch war dieses 0:1 zum Ligastart kein Pech. Sondern das Ergebnis von Fehlern bei der Kaderplanung. Die Verletzung von Milivoje Novakovic hat die Kölner den ganzen Sommer über begleitet. Und dass Lukas Podolski kein Fußballer ist, der mehr als 30 Einsätze im Jahr garantiert, ist ebenfalls nicht neu. Nun sind den Kölnern wegen zweier Verletzungen gleich die Alternativen ausgegangen.
Doch nicht nur in der Offensive haben zwei Ausfälle schonungslos gezeigt, wie dünn der Kölner Kader besetzt ist. Auch die Verteidigung gibt Anlass zur Sorge. Bereits im Mai hatten die Kölner erklärt, Spieler für beide Außenpositionen der Abwehrkette zu suchen. Links war man nicht bereit, dem ebenso launischen wie verletzungsanfälligen Pierre Womé zu vertrauen. Rechts suchte man Ersatz für Miso Brecko. Doch die Suche nach Außenverteidigern ist jedoch ergebnislos abgebrochen worden. Die Kölner sind der Verlockung des Bequemen erlegen: Bei Womé sieht man nur noch das Potenzial, nicht aber die Risiken. Und einen zu finden, der besser ist als der brave Brecko, ist offenbar zu anstrengend.
Mondragons Forderung
Faryd Mondragon hat am Samstagnachmittag erklärt, was er vom aktuellen Kölner Kader hält: Eher wenig. Und damit es auch jeder versteht, der beim 1. FC Köln etwas zu sagen hat, hat Mondragon sogar vor laufenden Kameras Deutsch gesprochen, das hat er zuvor noch nie getan: ?Minimal zwei neue Mittelfeldspieler? bräuchten die Kölner. Mondragon hat dabei exakt den Blick aufgesetzt, mit dem er sich üblicherweise gegnerischen Stürmern entgegen wirft. Es scheint, als sei die Rolle des leicht durchgeknallten Mahners beim FC neu besetzt worden. Nach den Eindrücken des ersten Spieltages bleibt zu sagen: Wurde auch Zeit.
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