Aus der FTD vom 6.6.2002 Deutsche Telekom steht kurz vor Zuschlag bei Maut-Auftrag Von Andreas Krosta, Hamburg, und Jens Tartler, Berlin
Ein Konsortium aus Deutscher Telekom und DaimlerChrysler steht kurz vor dem Zuschlag für einen Großauftrag zum Aufbau des Lkw-Maut-Systems in Deutschland. Die vom Transportgewerbe bekämpfte streckenbezogene Lkw-Maut wird ab 2003 erhoben.
"Es gibt Signale, die darauf hindeuten, dass die Regierung so entscheidet", verlautete aus Gesellschafterkreisen des Konkurrenzkonsortiums Ages, an dem unter anderem der britische Mobilfunkkonzern Vodafone sowie Aral und Shell beteiligt sind. "Ich gehe davon aus, dass die Regierung DaimlerChrysler und Deutsche Telekom präferieren wird", sagte ein Insider. Die Entscheidung ist noch nicht gefallen. Das Verkehrsministerium werde Anfang nächster Woche entscheiden, mit welchem Konsortium die Schlussverhandlungen geführt werden, hieß es in Regierungskreisen. Die Vertragsunterzeichnung ist für Anfang Juli geplant.
Die vom Transportgewerbe bekämpfte streckenbezogene Lkw-Maut wird ab 2003 erhoben. Es ist aber unwahrscheinlich, dass die elektronische Erhebung zu dem Zeitpunkt startet. Alternativ ist der Verkauf über Tankstellen, Automaten und Internet vorgesehen.
Zu der anstehenden Entscheidung wollte sich die Telekom nicht äußern. Fest steht, dass der Konzern das 5-Mrd.-Euro-Projekt dringend benötigt. Das Unternehmen war am Montag nicht in die letzte Runde bei der Vergabe eines 6,5-Mrd.-Euro-Auftrags der Bundeswehr gekommen. Stattdessen erhielten CSC Plönzke, Mobilcom und EADS den Zuschlag. Die Telekom-Aktie schloss mit 10,78 Euro am Mittwoch erneut auf Rekordtief.
Aus Telekom-Kreisen hieß es am Mittwoch, falls Konkurrent Mobilcom wegen ungeklärter Besitzverhältnisse aus dem Bundeswehrauftrag ausscheide, werde das Bonner Unternehmen nicht einspringen. Bei der Lkw-Maut gab sich Konkurrent Ages offiziell optimistisch. Das Unternehmen betreibe seit 1995 in Deutschland und den Niederlanden das Abrechnungs- und Zahlungssystem für die streckenunabhängige Lkw-Eurovignette, sagte ein Sprecher. Hinter den Kulissen wird an einer Strategie für den Fall der Absage getüftelt. "Vielleicht gibt es eine Lösung mit beiden Konsortien. Falls nicht, werden wir die Entscheidung einer gerichtlichen Prüfung unterziehen", hieß es. © 2002 Financial Times Deutschland
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