Na wann gehen wir den insolvenzen ?
MobilCom-Gründer Schmid: Minister Clement soll sich in Gespräche einschalten Donnerstag, 07.11.02, 19:23 BERLIN/BÜDELSDORF (dpa-AFX) - Der Hauptaktionär und Gründer des angeschlagenen Büdelsdorfer Mobilfunkunternehmens MobilCom Gerhard Schmid hat in einem offenen Brief Bundeswirtschafts- und Arbeitsminister Wolfgang Clement (SPD) aufgefordert, sich persönlich bei den Verhandlungen um den Treuhändervertrag einzuschalten. "Ich lege das Schicksal der MobilCom in Ihre Hände", schrieb der MobilCom-Gründer in einem offenen Brief an Clement.
Ob sich Wolfgang Clement tatsächlich in die Gespräche einschalten könnte, wollte ein Sprecher des Ministeriums am Donnerstagabend nicht sagen. "Die Gespräche laufen noch", sagte er der dpa-AFX. Ob die Verhandlungen am Freitag weitergeführt werden, ließ er ebenfalls offen.
SCHMID-KRITIK
Schmid bemängelte, Clements Unterhändler hätten am Donnerstag "überraschend" neue inhaltliche Änderungen an dem Treuhändervertrag gefordert, "obwohl ich die Zusage, hatte, dass im Vertrag selbst kein einziger Punkt mehr strittig sei". "Nun hat sich aber das Ministerium in den vergangenen Tagen immer weiter von dem vergangene Woche bereits miteinander erarbeiteten Vertragstext entfernt und immer wieder neue, teilweise sehr harte Forderungen gestellt." Aus der Bundesregierung hatte es dagegen noch an diesem Montag geheißen, dass Schmid vergangene Woche den Treuhändervertrag eigenmächtig abgeändert habe.
Er könne mit einer solchen Verhandlungsführung nichts anfangen, schrieb Schmid. Er habe alles getan, nun sei er mit seiner Weisheit am Ende. "Übernehmen Sie jetzt persönlich die Initiative", apellierte er an Clement.
KEINE EINIGUNG BEI TREUHÄNDERFRAGE
Wie aus dem Umfeld der Verhandlungen am Donnerstagnachmittag zu erfahren war, kamen die Gespräche kaum noch von der Stelle. Knackpunkt der seit Tagen dauernden Verhandlungen ist die Treuhänderfrage. Während nach dem Willen der Regierung Rechtsanwalt Reinhard von Dalwigk den Schmid-Anteil verwalten soll, besteht Schmid darauf, Debitel-Aufsichtsrat Joachim Dreyer als Treuhänder einzusetzen.
"Ich bitte um Verständnis", dass ich meine Aktien nur einer Person übertrage, die über ausreichend Erfahrung verfügt und mein Vertrauen genießt", begründete Schmid in dem Brief an Clement erneut seine Forderung nach Dreyer. Dreyer erfülle die Voraussetzungen und sei eine hervorragende Persönlichkeit, um MobilCom in den kommenden schweren Monaten beizustehen. "Diese große Verantwortung ist nicht teilbar; eine Doppel-Treuhänderschaft ist daher nicht sinnvoll", schrieb Schmid.
SANIERUNG HÄNGT VON AKTIENÜBERTRAGUNG AB
Die Übertragung der Aktien Schmids an einen Treuhänder ist eine entscheidende Voraussetzung für alle weiteren Schritte zur Sanierung des angeschlagenen Unternehmens. Die letzte Finanzspritze für das Unternehmen von 50 Millionen Euro aus dem September ist fast aufgebraucht, so dass ohne eine Einigung mit Schmid die Insolvenz kaum mehr abzuwenden ist. Schmid kontrolliert zusammen mit seiner Ehefrau knapp 50 Prozent des Unternehmens./tv/bi
Quelle: dpa-AFX
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