Hamas erklärt Bush zum Feind Gottes
Für den neuen Hamas-Chef im Gaza-Streifen, Abd al-Asis al-Rantissi, ist US-Präsident George Bush ein Feind Gottes. Vor Tausenden Anhängern kündigte er weitere Anschläge an. Israel verschärfte nochmals seine Sicherheitsmaßnahmen.
Gaza/Jerusalem - "Amerika und Präsident George Bush sind Feinde des Islams und Palästinas. Sie haben Gott den Krieg erklärt, so wie es der israelische Ministerpräsident Ariel Scharon getan hat", sagte Rantissi heute in der Rede zum Gedenken an den von Israel getöteten Hamas-Gründer Scheich Ahmed Jassin vor der Islamischen Universität in Gaza-Stadt. Unklar blieb, ob seine Worte einen Kurswechsel einleiten sollten. Die neue Hamas-Führung hatte erklärt, mit neuen Anschlägen ausschließlich israelische Ziele angreifen zu wollen.
Als Reaktion auf die neuen Drohungen hat Israel die Sicherheitsmaßnahmen für führende Politiker und Rabbiner deutlich verstärkt. Neun Abgeordnete werden rund um die Uhr bewacht, darunter die Likud-Hardliner Juval Steinitz und Ehud Jatom.
In Israel fahren nun weitere Minister und Politiker mit gepanzerten Cadillacs. Einer von ihnen ist aber der Likud-Hardliner Gideon Esra. Regelmäßig in gepanzerten Fahrzeugen fuhren bislang nur Ministerpräsident Ariel Scharon und Verteidigungsminister Schaul Mofas, gelegentlich nutzte der frühere Ministerpräsident und jetzige Finanzminister Benjamin Netanjahu die Cadillacs. Wachleute wurden für den jetzigen und den früheren Oberrabbiner abgestellt.
Rantissi warf auch der Arabischen Liga nach der Verschiebung ihres Gipfeltreffens in Tunis Schwäche vor. Die arabischen Führer hätten widersprüchliche Positionen zum Tod Jassins. "Ihr werdet von Gott nach dem Blut von Scheich Ahmed Jassin befragt werden."
Auch der palästinensische Ministerpräsident Ahmed Kurei bedauerte die Absage als verpasste Gelegenheit, chronische Probleme wie den Nahostkonflikt und Irak anzusprechen. Dabei wäre auch eine saudiarabische Initiative zur Sprache gekommen, Israel als Gegenleistung für einen Abzug aus den besetzten Gebieten, der Schaffung eines Staates Palästina und einer Lösung des Flüchtlingsproblems einen Kollektivfrieden mit der arabischen Welt anzubieten.
Hisbollah solidarisiert sich mit der Hamas
Hamas forderte die arabische Welt unterdessen auf, die von Saudi-Arabien vor zwei Jahren vorgeschlagene Friedensinitiative nicht mehr neu zu beleben. Der Leiter des politischen Büros der Organisation in Syrien, Chaled Maschaal, sagte gestern in einem Interview des arabischen Fernsehsenders "al-Arabija", Frieden mit Israel sei nach der Tötung von Jassin eine Illusion. Die Rache werde "einem Erdbeben für die Zionisten" gleichkommen.
Maschaal bekräftigte erneut, dass die Hamas keine Anschläge auf amerikanische Einrichtungen im Nahen Osten plane. "Der Kampf der Hamas findet in Palästina und gegen die zionistische Besatzung statt", erklärte Maschaal. Er könne aber nicht die Reaktion der "arabischen und islamischen Massen" auf die amerikanische Voreingenommenheit zu Gunsten Israels vorhersagen. Der Führer der Hisbollah in Libanon, Scheich Hassan Nasrallah, erklärte auf einer Kundgebung, der Krieg der Hamas sei nun auch der Krieg seiner Organisation.
Die USA hatten am Donnerstag im Uno-Sicherheitsrat mit ihrem Veto eine Verurteilung des israelischen Luftangriffs auf Jassin verhindert. Dies war auf heftige Kritik von Seiten der Palästinenser und muslimischer Staaten gestoßen. In dem Resolutionsentwurf wurde die Tötung Jassins durch Israel verurteilt und ein Ende der Liquidierungen gefordert. Washingtons Uno-Botschafter John Negroponte verwarf den Entwurf als "einseitig", weil er Hamas nicht als Terrororganisation benenne.
Israelische Soldaten erschossen heute bei Hebron im Westjordanland einen Palästinenser auf dem Dach seines Hauses. Ein Armeesprecher sagte, der Mann sei gesucht worden, weil er einen Selbstmordanschlag geplant habe. Soldaten hätten sein Haus umstellt und nach 20 Minuten Wartezeit das Feuer auf eine verdächtige Person auf dem Gebäude eröffnet.
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