us der FTD vom 3.1.2005
www.ftd.de/yukosStaat sucht Partner für frühere Yukos-Tochter
Von Olaf Preuß, Hamburg
Der staatliche russische Ölkonzern Rosneft hat die Kontrolle bei der früheren Yukos-Tochter Yuganskneftegas übernommen. Der Rosneft-Manager Wladimir Bulba sei zum neuen Generaldirektor ernannt worden.
Der russische Staat hatte am 19. Dezember bei einer Zwangsversteigerung rund 77 Prozent der Yugansk-Anteile verkauft, um einen Teil der Yukos-Steuerschulden von insgesamt rund 27 Mrd. $ zu tilgen. Die Anteile gingen an die anonyme Investmentgesellschaft Baikalfinans und wurden dann von Rosneft übernommen. Yukos hält weiterhin rund 13 Prozent der Yugansk-Anteile.
Die Zwangsversteigerung von Yugansk ist Teil einer Neuordnung russischer Energieunternehmen, bei der sich der Staat einen stärkeren Zugriff auf die strategisch wichtige Ölindustrie sichern will. Die Informationspolitik der Regierung in der Affäre um Yukos war während der vergangenen Monate chaotisch. Auch zum Jahresende kursierten widersprüchliche Informationen.
Gasprom-Rosneft-Fusion wird wie geplant vollzogen
Der russische Ölminister Wiktor Christenko erklärte am Donnerstag, Yugansk werde in eine eigene Gesellschaft überführt und sei nicht Teil der für Januar geplanten Fusion des Erdgaskonzerns Gasprom mit Rosneft. Diese Fusion werde wie geplant vollzogen. Wirtschaftsminister German Gref hingegen hatte kurz zuvor mitgeteilt, die Fusion müsse ausgesetzt werden, bis Klarheit über die künftige Struktur von Yugansk herrsche. Völlig unklar ist, woher Rosneft den Kaufpreis von 9,4 Mrd. $ für Yugansk erhalten hat - und was mit der früheren Yukos-Tochter nun geschieht: "Wenn Yugansk nicht mit Gasprom fusioniert, dann bedeutet dies, dass Rosneft nicht der endgültige Käufer ist und Yugansk wahrscheinlich weiterverkauft wird", sagte Dimitri Mangilew von der Investmentbank Prospect in Moskau.
Laut Ölminister Christenko kann der staatliche chinesische Ölkonzern CNPC an Yugansk einen Anteil von bis zu 20 Prozent übernehmen. "Diese Option wurde bereits in früheren Abmachungen mit CNPC festgehalten", hieß es in der Stellungnahme. Ähnlich hatte sich auch der russische Staatspräsident Wladimir Putin bei seinem Deutschlandbesuch vor Weihnachten geäußert.
Exklusiv-Pipeline für China
Eine Beteiligung von CNPC an Yugansk würde China einen besseren Zugriff auf die russischen Ölressourcen verschaffen. Das asiatische Land versucht, seinen stark steigenden Ölbedarf durch höhere Importe zu decken. Russland ist nach Saudi-Arabien der zweitgrößte Ölexporteur der Welt. "Wir haben bislang keine Informationen über dieses Angebot", sagte allerdings ein Sprecher des chinesischen Staatskonzerns.
Am Freitag teilte die russische Regierung mit, dass die Staatsgesellschaft Transneft eine Pipeline von Ostsibirien an die russische Pazifikküste bei Perewosnaja bauen werde. China wollte eine Rohrleitung exklusiv für den eigenen Ölbedarf, diese Variante hatte Yukos unterstützt. Präsident Putin hingegen entschied sich für den Bau zur Pazifikküste; darum hatte in den vergangenen Jahren vor allem Japan geworben. Das Angebot an CNPC für eine Beteiligung an Yugansk könnte ein Ausgleich für die entgangene Pipeline sein und für Russland zugleich ein Mittel, sowohl die Pazifikregion wie auch China als Ölkunden enger anzubinden.
Yukos droht der endgültige Niedergang
Kurz vor der Zwangsversteigerung von Yugansk hatte der Konzern vor einem Gericht in Houston Insolvenz beantragt und vorläufigen Gläubigerschutz nach Kapitel elf des US-Insolvenzrechts erhalten.
Auf dieser Grundlage will das Yukos-Management Schadensersatz in Milliardenhöhe gegen die Käufer von Yugansk geltend machen. Im Jahr 2002 indes hatte Yukos bei einem Rechtsstreit mit einem US-Ölunternehmen versichert, dass es in den Vereinigten Staaten praktisch kein Geschäft betreibe. Dies wurde jetzt durch eine US-Anwaltskanzlei bekannt, die seinerzeit den Yukos-Gegner Dardana vertreten hatte. Ohne geschäftliche Basis in den USA allerdings dürfte sich dort kaum mehr ein Gericht für die Interessen des russischen Konzerns einsetzen.
© 2005 Financial Times Deutschland , © Illustrationen: AP, FTD