Florian Söllner
Nach der Vorlage guter Zahlen hat DER AKTIONÄR ein interessantes Gespräch mit dem neuen Centrotherm-Vorstand Dr. Thomas Riegler geführt. Er glaubt an weiteres Potenzial für asiatische Hersteller. Überkapazitäten sieht er nur auf dem Papier.
Wieso investieren asiatische Hersteller massiv in neue Maschinen, obwohl es laut Analysten hohe Überkapazitäten in der Branche gibt? Geht das Wachstum des Sektors weiter? Antworten auf diese Fragen lieferte Dr. Thomas Riegler, Finanzvorstand der Centrotherm AG. Der am 18. März als "Tipp des Tages" vorgestellte Solarmaschinenbauer hatte erst kürzlich gemeldet, die Produktionsfläche um ein Drittel zu vergrößern.
DER AKTIONÄR: Glückwunsch zur Verdopplung des operativen Gewinns im Jahr 2010. Wie erkärt es sich, dass Konkurrenten wie Roth & Rau Gewinnwarnungen melden mussten und Centrotherm gleichzeitig so gut performt?
Dr. Thomas Riegler: Ich sehe vier Erfolgsfaktoren: die technologisch richtigen Produkte, das ständige Heben interner Kostensenkungspotenziale, die Fokussierung auf die richtigen Märkte und Kunden und unsere starke internationale Marke.
Wer gehört zu den „richtigen Kunden"?
Jede zweite Solarzelle weltweit läuft durch unsere Anlagen. Wir haben die Großen der Welt als Kunden, darunter chinesische Unternehmen wie Trina und Suntech oder Motech in Taiwan. Wir haben mittlerweile eine Exportquote von mehr als 94 Prozent. Fast 84 Prozent unserer Umsätze erzielen wir in Asien, rund fünf Prozent in Deutschland. Gerade die Kostenführer der Solarzellenhersteller wollen und müssen permanent in technologische Neuheiten investieren, um ihre Marktführerschaft auszubauen.
Investieren die Chinesen weiter?
Der Auftragseingang im ersten Quartal 2011 wird erneut höher sein als im ersten Quartal 2010. Eine Tendenz fürs Gesamtjahr lässt sich noch nicht ableiten. Aber ein von einigen Analysten befürchtetes Abreißen ist nicht erkennbar. Generell wächst die installierte Kapazität in der Solarbranche in den nächsten Jahren jeweils mit 20 bis 30 Prozent.
Aus welchen Regionen erwarten Sie die meisten Aufträge?
Für uns sind auch künftig die asiatischen Hersteller die größten Abnehmer. Aber neue Aufträge erwarten wir auch aus Indien und Nordafrika. So haben wir die Ausschreibung für eine komplette Fabrik in Algerien gewonnen. Dieser Auftrag könnte nach erfolgreichen Vertragsverhandlungen und erfolgter Anzahlung bald ins Orderbuch gehen. Auch aus Indien könnten noch dieses Jahr weitere Turnkey-Aufträge kommen.
Wieso wird trotz angeblicher Überkapazitäten anhaltend stark in neue Fabriken investiert?
Man darf nicht vergessen, dass viele in den Statistiken auftauchende Kapazitäten bereits veraltet und kurz vor dem Produktionsstopp sind - denn nach 2 bis 3 Jahren sind Solarmaschinen oft nicht mehr wettbewerbsfähig. Zudem gibt es in der Produktion auch einen kleinen Teil Ausschuss, weswegen gewisse „Überkapazitäten" im Markt nötig sind.
Unterm Strich: Ist Centrotherm für die anstehenden Herausforderungen gewappnet?
Ja. Ob das Neugeschäft nun aufgrund der Atom-Wende stark wächst oder sich wie manche Analysten befürchten, leicht einwölken sollte, wovon wir nicht ausgehen, - wir sind darauf gut vorbereitet.
Vielen Dank für das Gespräch.