Libanon:
Stichwort: Hisbollah (diepresse.com) 12.07.2006 13:17 Vom Iran zum Export seiner "islamischen Revolution" geschaffene Schiiten-Organisation ist im Libanon Regierungspartei. Die schiitische Hisbollah ("Partei Gottes"), die zwei israelische Soldaten entführt und damit eine Militärintervention Israels provoziert hat, wurde 1982 nach dem damaligen israelischen Einmarsch im Libanon auf Betreiben des iranischen Revolutionsregimes von Ayatollah Khomeini gegründet. Die von Teheran gesteuerte und finanzierte Organisation ist seit Juli 2005 in der libanesischen Regierung vertreten. Von ihrem ursprünglichen Ziel, der Errichtung einer Islamischen Republik nach iranischem Vorbild, ist sie offiziell abgerückt. Als "nationaler Widerstand" gegen Israel hat sie über die Grenzen des Libanon hinaus Einfluss.
Die Hisbollah, an deren Spitze als Generalsekretär Hassan Nasrallah steht, verfügt über annähernd 7000 Kämpfer (Stand 2004), kann aber gegebenenfalls weit mehr mobilisieren. Nach dem israelischen Militärrückzug aus dem Südlibanon im Mai 2000 war sie triumphierend in die von der israelischen Armee und deren Hilfsmiliz SLA geräumten Ortschaften vorgerückt.
Für die verarmte schiitische Bevölkerung hat die Hisbollah ein Netz von Sozial- und Bildungseinrichtungen geschaffen und damit den Einfluss der pro-syrischen Schiitenbewegung "Amal" von Nabih Berri zurückgedrängt, der sie vorwarf, das traditionelle konfessionelle Proporzsystem des Libanon akzeptiert zu haben. Nachdem es Ende der achtziger Jahre zu schweren innerschiitischen Kämpfen gekommen war, erzwangen Syrien und der Iran einen Burgfrieden zwischen den Milizen von Hisbollah und Amal.
Nach der israelischen Invasion des Jahres 1982 hatten viele Schiiten ihre Siedlungsgebiete im Südlibanon verlassen müssen. Mehrere Hundert iranische Revolutionsgardisten (Pasdaran) kamen mit dem Auftrag in den Libanon, den "Kampf gegen die Zionisten aufzunehmen". Sie operierten vor allem in der ostlibanesischen Bekaa-Ebene. In der Stadt Baalbek entstand unter Pasdaran-Anleitung die Operationszentrale der Hisbollah. Syrien öffnete trotz seiner Vorbehalte gegen religiösen Fundamentalismus der Hisbollah das Tor zum Südlibanon, um ein geeignetes Druckmittel gegen Israel zu haben. Der Iran benützte sie als Werkzeug, um seine eigene Rolle in der Region zu stärken.
Die auf der US-Liste von Terrororganisationen stehende "Partei Gottes" hat an allen demokratischen Wahlen im Libanon nach dem Bürgerkrieg teilgenommen und ist durch eine starke Abgeordnetenfraktion im Beiruter Parlament vertreten. Sie hebt sich in dem von Feudalismus und Konfessionsproporz geprägten politischen Spektrum als modern organisierte Kraft ab. Ihre Funktionäre weisen mehrheitlich einen hohen Bildungsgrad auf. Die militärischen Flügel unterstehen offenbar einem zentralen Kommando, dessen Spitze in letzter Instanz in Teheran ist.
Die libanesische Allparteienkonferenz des "Nationalen Dialogs" hat die "gemeinsame Verteidigungsstrategie gegen den israelischen Aggressor" in den Mittelpunkt gestellt und die Frage der vom UNO-Sicherheitsrat seit 2004 geforderten Entwaffnung der Hisbollah ausgeklammert.
Dem ersten ohne Einflussnahme Syriens gebildeten Kabinett seit dem Bürgerkrieg (1975-90) gehört der Hisbollah-Funktionär Mohammed Fneich als Energieminister an. Unter schiitischer Leitung steht auch das Außenministerium; der Chef der libanesischen Diplomatie, Faouzi Salloukh, steht der Hisbollah nahe.
Der TV-Sender der Hisbollah, Al-Manar ("Der Leuchtturm"), darf seine Programme nicht mehr über den Eutelsat-Satelliten in Europa ausstrahlen. Dem Schiitensender werden judenfeindliche und rassistische Aussagen vorgehalten. Die Hisbollah selbst hat ihren Sender als "die erste Anstalt" bezeichnet, "die effektive psychologische Kriegsführung gegen den zionistischen Feind praktiziert". (Ag.)
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SCHON 2003, war zu LESEN:
Die Hisbollah sucht nach Möglichkeiten der Eskalation
Die Hisbollah [arabisch, "Partei Gottes"] wird oft auch Hizbollah, Hizbullah oder Hezbollah geschrieben.
Die radikalislamische Hisbollah hat sich im Libanon dem Kampf gegen Israel bis zur "Herrschaft des Islams" über Jerusalem und zur völligen Vernichtung des jüdischen Staates verschrieben. Sie formierte sich auch, um eine islamische Republik im Libanon zu errichten.
Quelle: zdf.de
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