Grundsaetzlich wuerde ich auch sagen, dass jeder sich ein stets ein eigenes Bild machen sollte und sich intensiv mit Kennzahlen und ihrer Aussagekraft, den Wechselwirkungen sowohl im mikro- als auch im makrooekonomischen Umfeld und dann natuerlich auch mit Boersenpsychologie beschaeftigen sollte, um sich selbst ein fundamentales Bild ueber eine Aktie, eine Waehrung, einen Markt oder eben die Maerkte im Allgemeinen machen zu koennen. Charttechnik ist eine Moeglichkeit, diese Facetten "vereinfacht" in Modelle zu packen, gehoert aber ganz klar in den Bereich der Boersenpsychologie und kann helfen, eine Gegenpruefung zu einer fundamentalen Anlageentscheidung vorzunehmen. Wenn beide im Gleichlauf sind, dass gibt das eine gewisse Sicherheit. Bei gegensaetzlichen Ergebnissen muss man dann auf das Vertrauen, was man eben fuer vertrauenswuerdiger haelt. Ich wuerde eine fundamantal getroffene Entscheidung einem charttechnischen Signal in jedem Fall vorziehen, allerdings wuerde ich dann wohl mehr Zeit fuer eine Richtungsaenderung einplanen, weil es einen Moment laenger dauern wird, bis auch die "Techniker" dem fundamentalen Signal folgen werden. Auf dieser Basis muss man dann auch (jeder fuer sich) die Entscheidung treffen, wessen Analysen man vertraut und wem man eher mit Vorsicht gegenuebertreten sollte.
Ich fuer meinen Teil mag Heiko Thieme sehr. Er hat einen guten Hintergrund und genuegend Erfahrung, um gerade makrooekonomische Zusammenhaenge korrekt zu interpretieren. Was mir an ihm besonders gut gefaellt ist, dass er auch politische Themen kommentiert und nicht davor zurueckschreckt, auch unpopulaere Ratschlaege zu erteilen. Trotzdem gibt es da mit Robert Halver (von der Baader Bank) jemanden, dem sogar ich mein Sparschwein anvertrauen wuerde. Er ist eben auch Betriebswirt und verfuegt meiner Meinung nach ueber ein allumfassendes Wirtschaftswissen, dass ihn die Dinge (wie ich meine) in einem groesseren Kontext noch klarer sehen laesst, als es ein Daueroptimist wie Heiko Thieme kann, der "nur" die Bankenwelt kennengelert hat. Leider hat Dirk Mueller (Mr. Dax) in den letzten 12 Monaten sehr viel von seiner Glaubwuerdigkeit verloren und sich insbesondere auch politisch in eine Richtung begeben, von der ich mich ganz entschieden distanziere und daher annehmen muss, dass er vermutlich sowohl den Verstand und damit auch seine Objektivitaet verloren hat, fuer die ich ihn frueher so sehr geschaetzt habe. Vielleicht hat er auch nur ein Buch zuviel geschrieben und sich zu sehr in die Rolle des Mahners begeben, als dass man ihn jetzt noch ernst nehmen koennte. Wenn er redet, dann koennte man bald das Gefuehl haben, dass ausser ihm selbst niemand anderes Boerse versteht und man besser desinvestiert bleiben sollte, bevor das ganze Geld weg ist. Gerade in schwierigen Situationen brauche ich einen Boersenkenner, der mir sagt, wie genau ich zu handeln habe, statt einfach nur noch die Titel der BILD-Zeitung zu rezitieren. Na ja, sein Klientel ist eben die "Masse" und die liest ja schliesslich auch BILD...
...und was dieses Interview mit Heiko Thieme angeht, so glaube ich, dass er sich in 2-3 Kleinigkeiten irrt (Ebola, Zinsanstieg USA, guenstige DJ-Werte), aber die volkswirtschaftliche Betrachtung ist exzellent und auch sein politisches Statement in Sachen Russland ist zu 100% korrekt, aber einer ahnungs- und antriebslosen Bundesregierung mit Merkel, Gabriel und Schaeuble (nur um die drei groessten Versager beim Namen zu nennen) kannst Du da ja erzahlen, was immer Du willst. Statt selbst zu denken und zu handeln, ueberlassen sie diesen wichtigen Bereich der Politik einfach den Experten von Goldman Sachs: Wem diese letztlich nutzt, kann sich jeder ausmalen, aber ganz sicher nicht "dem deutschen Volke"!
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