Zuerst: Danke für die bereits erfolgten Antworten und Grüße.
Ich möchte jetzt auf einige Postings eingehen:
- @kalle4712: Ich bin seit 1998 an der Börse aktiv (als Minderjähriger damals noch über ein Fremddepot).
Die Aussage von mir, dass ich mittel- bis langfristig weiterhin pessimistisch eingestellt bin, ist nicht auf ein prozyklisches Handeln meinerseits zurückzuführen, sondern auf eine Vielzahl von Faktoren, die ich - zumindest zum Teil - hier auch anreißen möchte. Als da wären:
Das vorgeschwindelte Wachstum in den U.S.A., welches nur ermöglicht wurde - durch eine hedonistische Buchführung - durch teilweise inkorrekte bis betrügerische Umsatz- und Gewinnangaben (Enron,Worldcom, etc.) - einen unglaublichen Kreditbubble bei Staat, Unternehmen und Privatpersonen; der Durchschnitts-Amerikaner ist völlig verschuldet. Das Einzige, das ihn vor der persönlichen Insolvenz NOCH bewahrt, sind der Wert seiner Immobilien und Alan Greenspan.
Aber gerade der amerikanische Konsument ist das letzte Standbein der US-Wirtschaft (neben der Rüstungsindustrie). Wenn der amerikanische Konsument nicht mehr weiter einkaufen kann, weil einfach die Kreditkarten und der Dispositionskredit bei der Bank bis zum Anschlag ausgereizt sind und die Bank keine weitere Hypothek auf sein Haus genehmigt, wird er als Stützfaktor ausfallen. Deshalb wird der Verbraucher-Umfrage der Michigan University auch soviel Bedeutung geschenkt (wie ist das Vertrauen des US-Bürgers in Staat und Wirtschaft?). Aber was passiert, wenn neben dem Aktien-Bubble auch der Immobilien-Bubble platzt?
Und wieviele Rabatt-Aktionen (wie die 0-Prozent-Finanzierung bei General Motors) will man noch starten?
- Der einzige Grund, warum die Umsatz- und Gewinnzahlen vieler amerikanischer Unternehmen im letzten Quartal wieder angestiegen sind, ist relativ simpel. Der Grund lautet: Rationalisierung.
Beispiele: - Intel senkt seine Investitionsausgaben von ca. 12 Mrd. Dollar auf ca. 4 Mrd. Dollar. - Die Großbanken wie JP Morgan, M. Lynch, Morgan Stanley, etc. streichen Zehntausende von Stellen .
All das lässt sich nicht beliebig lange fortführen. Irgendwann ist das Ende des Rationalisierung-Prozesses erreicht. Außerdem führt jede gestrichene Stelle dazu, dass ein Konsument quasi komplett ausfällt; und was das für die US-Wirtschaft bedeutet, habe ich ja erläutert. Der Arbeitslose von heute war also der Konsument von gestern.
Außerdem führen die stark reduzierten Unternehmens-Investitionen wie bei Intel dazu, dass in Zukunft die bisherigen Umsatzsteigerungen praktisch ausgeschlossen sind. Diese Umsatz- und Gewinnsteigerungen stellen aber die Rechtfertigungsgrundlage der nach wie vor hohen KGV's dar.
Es sei an dieser Stelle auch erwähnt, dass Unternehmens-Ausgaben den Großteil von Unternehmens-Einnahmen generieren. Im Klartext: Nur wenn das eine Unternehmen Geld ausgibt (also investiert), kann das andere Unternehmen auch Geld einnehmen (durch Produkt- und Dienstleistungsverkauf). Wenn die Unternehmen aber weniger investieren, verdienen sie auch dementsprechend weniger. Unternehmensinvestitionen sind also noch wichtiger als Konsumenten-Ausgaben. Aber genau diese Investitionen - man kann es nur betonen - wurden und werden gnadenlos zurückgeschraubt.
- Alan Greenspan druckt unglaublich viel Geld. Das Ende der Zinssenkunsspirale ist fast erreicht. Trotzdem kann und will die US-Wirtschaft nicht anspringen und nur die oben beschriebenen Rationalisierungsprozesse und Konsum-Exzesse verschleiern dies. Das führt zu einer massiven Abwertung des US-Dollar, denn Alan Greenspan wird weiterhin wie im Wahn Geld drucken und die USA ins Verderben stürzen. Es sei an diesser Stelle erwähnt, dass die USA gegen Ende letzten Jahres kurz vor der ZAHLUNGSUNFÄHIGKEIT standen. Nur die Tatsache, dass das maximale Verschuldunglimit der USA hochgesetzt wurde, bewahrte die USA davor, in die peinliche Situation zu geraten, ihre Verbindlichkeiten nicht begleichen zu können.
Ich werde an anderer Stelle auf das sogenannte Derivate-Bubble der USA eingehen, welches mittlerweile gigantische Dimensionen angenommen hat.
- Wenn man dann noch anfängt zu bedenken, dass die ganzen Mitarbeiter-Beteiligungs-Programme (stock options) der Firmen größtenteils gar nicht auf der Kostenseite auftauchen, sondern einfach unter den Teppich gekehrt werden, so muss man sich fragen, woher der nächste Aufschwung in den USA kommen soll.
Es gibt noch etliche weitere Punkte, die ich anführen könnte, aber ich möchte es bei meinem ersten Posting-Tag diesbezüglich nicht gleich übertreiben.
Zu Japan sei kurz angeführt:
- Die ganze Welt ist in Japan veschuldet. Japan ist der größte Gläubiger der Welt und insbesondere der USA. Man möge sich nur mal vorstellen, was passiert, wenn sich für die Japaner ein triftiger Grund ergäbe, ihr Kapital aus den USA abzuziehen. Weitere Unternehmensskandale in den USA, ein Anziehen der eigenen Märkte und starke Reformen im eigenen Land könnten einen solchen Aufbruch herbeiführen.
Die japanische Börse ist völlig "ausgebombt". Nach wie vor ist die Short-Rate sehr hoch (insbesondere auf Grund von amerikanischen Short-Aktivitäten). Es wird alle fünf Minuten in der Presse behauptet, Japan sei reformunwillig und die japanischen Banken stünden vor dem Total-Bankrott. Zum einen sei erwähnt, dass die Gläubiger der japanischen Banken größtenteils die Japaner selbst sind (im Gegensatz zu den US-Banken). Zum anderen gibt es in Japan eine ganz andere Mentalität als in den übrigen westlichen Ländern. Ein plötzlicher Ansturm auf Kundengelder und damit der Auslöser einer "Blitz-Insolvenz" einer japanischen Großbank ist damit nahezu ausgeschlossen.
Der entscheidende Unterschied aber zwischen Japan auf der eine Seite und den USA auf der anderen Seite ist der Verschuldungsgrad des Bürgers. Während der Amerikaner bis über die Halskrause verschuldet ist, sitzt der Japaner auf jeder Menge Cash. Er traut sich bloß nicht, zu investieren (kein Wunder nach jahrelangem Böresenverfall). Sollte es also endlich zu durchgreifenden Reformen, insbesondere im Bankenwesen, kommen, könnte so das Vertrauen des japanischen Bürgers zurückgewonnen werden.
Dies soll es jetzt an dieser Stelle aber auch vorläufig gewesen sein. Weitere Argumente und Beispiele für meine Thesen werde ich mit der Zeit noch anführen.
@kalle4712:
Ich denke, ich konnte hiermit den "Vorwurf", es mit einem Anfänger zu tun zu haben, widerlegen. Falls noch weitere Unklarheiten bestehen sollten, werde ich auch diese auszuräumen versuchen.
Außerdem: Der Großteil der Anleger und Investoren ist nach wie vor optimistich für die Zukunft gestimmt. Insofern ist meine pessimistische Einstellung gegenüber den Börsen alles andere als prozyklisch.
Allerdings möchte ich auch anmerken, dass derartige Kritik wie von kalle4712 durchaus zu fruchtbaren Ergebnissen führen kann.
@brutus: Zum einen habe ich oben eindeutig gesagt, dass ich in bezug auf Wertpapiere zweigleisig verfahre. Ich betreibe also nicht ausschließlich Daytrading.
Zum anderen ist auch beim Daytrading die umfassende Analyse von Unternehmen und ihren Kennzahlen unerlässlich. Ebenso muss auch beim Optionsscheinhandel der betreffende Basiswert genau analysiert werden; sowohl fundamental als auch charttechnisch.
So oder so ist also eine präzise Betrachtung des jeweiligen Wertpapieres und des Gesamtmarktes erforderlich.
@zombie17: Falsch gelegen!
Heat
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