Der Internethändler Windeln.de (WKN: WNDL11) musste in letzter Zeit erfahren, wie hart der Markt reagieren kann, wenn man als Wachstumsunternehmen nicht die Erwartungen der Aktionäre erfüllt.
Die Aktie kostet mehr als ein Drittel weniger als kurz nach ihrem Börsengang im letzten Jahr. Wer allerdings an die erfolgreiche Kehrtwende glaubt, bekommt die Anteile jetzt zu einem Schnäppchenpreis.
Windeln.de ist nach dem ersten Halbjahr noch immer eine Wachstumsaktie Die Probleme des Babyartikel-Spezialisten sind nicht von der Hand zu weisen. Das wichtige China-Geschäft macht große Sorgen, weil neue Zollvorschriften zu einem Bestellrückgang geführt haben. Das Unternehmen macht noch immer umfangreiche Verluste und der Shopping-Club Nakiki musste gleich komplett als nicht tragfähig abgeschrieben werden.
Trotz aller ernster Schwierigkeiten, die ohne Frage das Geschäftsmodell von Windeln.de langfristig gefährden, gibt es auch positive Meldungen. Die Zahlen für das erste Halbjahr zeigen, dass das Unternehmen ohne Frage in einem Wachstumsmarkt verankert ist. Der Umsatz lag in den ersten sechs Monaten dieses Jahres bei 101,6 Millionen Euro und damit 35 % höher als im Vorjahreszeitraum. Immerhin haben sich die Umsätze seit 2014 mehr als verdoppelt.
Der potenzielle Markt ist riesig Die knapp 100 Millionen Euro müssen aber im Kontext des riesigen Markts für Babyartikel gesehen werden. Allein in Europa wird dieser auf 57 Milliarden Euro geschätzt, was zeigt, dass ein aktuell hochgerechneter Jahresumsatz von 200 Millionen Euro nur die Spitze des Eisbergs ist.
Deshalb wird auch stark in die Eroberung des restlichen europäischen Babyartikel-Markts investiert. Die Bemühungen tragen bereits erste Früchte und im ersten Halbjahr konnte dort ein Umsatz von 26 Millionen Euro erzielt werden, was ein riesiges Wachstum im Vergleich zu den im Vorjahreszeitraum umgesetzten 3,4 Millionen Euro ist.
Das Unternehmen kann in seine Bewertung reinwachsen Wenn also das Wachstum weiterhin deutlich doppelstellig bleibt und im europäischen Markt die Führungsposition ausgebaut werden kann, ist es durchaus vorstellbar, dass Windeln.de irgendwann deutlich höhere Umsätze als heute mit soliden Margen verbinden kann.
Als einfaches Rechenbeispiel kann man sich an dem für dieses Jahr anvisierten Umsatz in Höhe von circa 200 Millionen Euro orientieren. Würde irgendwann für einen Umsatz in dieser Höhe die anvisierte Marge von 5 % vor Steuern und Zinsen erreicht werden, wäre das ein Gewinn von 10 Millionen Euro. Bei der aktuellen Marktkapitalisierung von circa 110 Millionen Euro wäre das ein sehr überschaubares Kurs-Gewinn-Verhältnis von 11 und das, ohne jegliches weiteres Umsatzwachstum anzunehmen.
Es gibt gute Gründe, sich um die Zukunft des Internethändlers Sorgen zu machen, allen voran der lange Weg zur Profitabilität und die harte Konkurrenz durch Amazon (WKN: 906866). Wer allerdings daran glaubt, dass diese Schwierigkeiten überwunden werden können, muss Windeln.de als Wachstumsaktie zu einem Schnäppchenpreis betrachten.
|