Jinko hatte im Q1 bereits einen massiven Gewinneinbruch. Im Q2 dürft ihr hier getrost tiefrote Zahlen erwarten. Allein schon wegen Wertberichtigungen auf das Vorratsvermögen.
Das ist das Problem mit niedrig-KGV-Aktien. Jinkos Gewinn schmilzt derzeit schneller als Schnee in der Sonne. Das Speichergeschäft ist umsatzseitig derzeit noch ein Witz gegenüber dem Modulgeschäft.
Wer tatsächlich meint, die Chinesen würden Jinko in Shanghai gemeinsam mit allen anderen PV-Aktien crashen lassen, weil Jinko 2024 wahnsinnig profitabel sein wird, hat den Schuss wohl noch immer nicht gehört und versteht Kapitalanlage als Ziel, Kursverluste zu maximieren.
Für die Kurse in Shanghai sind keine bösen, chinahassenden US-Shortseller verantwortlich. Und dennoch steht Jinko gerade am Jahrestief bei nur noch 7 RMB.
In New York wird die Entwicklung in Shanghai im wesentlichen spiegelbildlich nachvollzogen, obgleich man natürlich anmerken muss, dass die in Shanghai gelistete Jiangxi Jinko nur eine Tochtergesellschaft der US-gelisteten Jinkosolar Holding ist, die Kurse in Shanghai und New York demnach nicht 1:1 vergleichbar sind.
Fakt ist aber, dass Jinko heute auch in New York ein neues Mehrjahrestief erreicht hat und trotz optisch billiger Kurse keinerlei Kauflust aufkommen will. Warum auch? Die Zahlen 2024 werden aller Voraussicht nach furchtbar ausfallen und den Shortsellern weiterhin eine negative Storyline vom Feinsten bieten.
Solange China das Thema Überkapazitäten nicht rigoros in Angriff nimmt und die Hersteller im Zweifelsfall zwingt, Überkapazitäten vom Netz zu nehmen und sämtliche Erweiterungsinvestitionen zu stoppen, wird der Modulpreisverfall unaufhörlich weitergehen, bis eine ausreichend große Zahl an Wettbewerbern insolvenzbedingt den Markt verlassen muss.
Am Beispiel MeyerBurger kann man indes das Problem im PV-Bereich bestens studieren. Solange geldgeile Investoren unter Verweis auf riesige Wachstumsraten jede insolvente PV-Klitsche immer wieder mit Multimillionen füttern und dafür sorgen, dass faktisch nicht einmal mehrfach gescheiterte Geschäftsmodelle den Markt verlassen, können wir auf die notwendige Marktbereinigung hier bis zum St. Nimmerleinstag warten. Das Ergebnis solch ruinösen Wettbewerbs konnte man in den letzten 10 Jahren in einer stark wachsenden, aber notorisch unprofitablen Windindustrie begutachten. Wenn ein großer Teil der Marktteilnehmer nicht auch nur das Mindeste an Margendisziplin aufzubringen bereit ist, weil man das eigene Unternehmen für unbesiegbar hält und von Marktanteilsgewinnen bis zum weltweiten Monopol träumt, wird der gesamte PV Weltmarkt systematisch in den Ruin getrieben.
Diesen Hintergrund eines hochsubventionierten, auf ruinösen Preis- und Verdrängungswettbewerb ausgerichteten chinesischen Wirtschaftssystems muss man vor Augen haben, um die mit WTO-Recht selbstredend vollkommen unvereinbaren Notwehrmaßnahmen der US Administration zu verstehen. Ein Gleichbehandlungsgrundsatz oder Investitionsschutz für chinesische Investitionen scheint in den USA nicht länger existent. Auch wenn man wohl davon ausgehen darf, dass US Gerichte einen Teil dieser Schutzmaßnahmen als unvereinbar mit US-Recht erklären werden, kann man nicht übersehen, dass solche Regulatorik geeignet ist, laufende Investitionsvorhaben sowie bereits bestehende PV-Werke chinesischer Hersteller in den USA zu entwerten.
Was eine hochverschuldete Jinko im aktuellen "Sturm" am PV Markt nun gar nicht brauchen kann, sind weitere Margenverluste und etwaige Wertberichtigungen auf die US Produktionsstätte. Allein der Anschein, dass derartige Belastungen im Raum stehen, genügt Shortsellern, um die Aktien von Jinko und Canadian heute weiter abzuschlachten, während Aktionäre von First Solar und Enphase Beifall klatschen...
Auch als größter Jinko-Fan sollte man bemerken, dass es systematische Gründe hat, warum First Solar seit Jahresauftakt 23% im Plus notiert, während Jinko im gleichen Zeitraum 49% im Minus liegt.
Was am US-Markt geschieht, bestimmt die US Regierung. Die Chinesen dürfen auf ihrem Markt gern veranstalten, was immer sie wollen. Kein westlicher PV Hersteller käme auf die irre Idee, in den ruinösen chinesischen PV-Markt einsteigen zu wollen. Nur wollte China eben gleich den gesamten Weltmarkt übernehmen und hat fest auf unsere Geiz ist geil Mentalität vertraut. In Europa hat das auch wunderbar funktioniert, nur bei den Amis nicht, weil deren Chinahass so groß ist, dass sie als Preis für Protektionismus ggü China sogar bereit sind, für US-made PV-Module mehr als doppelt so hohe PV Preise wie am Weltmarkt zu bezahlen.
Obwohl ich seit langer Zeit in Jinko und Canadian investiert bin und mittlerweile auf horrenden Buchverlusten sitze, kann ich nicht verleugnen, dass mir der Nationalitätsstolz der Amis gegenüber China durchaus imponiert. Ich wünschte, die EU wäre auch nur ein Stück weit bereit, China für Preisdumping und Russlandnähe ähnlich hart zu sanktionieren.
Ich möchte nicht in einem Wirtschaftssystem leben, in dem Konkurrenten durch unfaire Handelspraktiken systematisch ruiniert werden. Wettbewerb sollte in erster Linie über Produktqualität und nicht über ruinöses Preisdumping geführt werden. Motto leben und leben lassen...
|