Hedge-Fonds will Conti-Vorstand entmachten Der Kampf um die Macht beim Automobilzulieferer Continental nimmt weiter an Schärfe zu. Stritten bislang vor allem die Conti-Spitze um Aufsichtsratschef Hubertus von Grünberg und der neue Großaktionär Schaeffler unter Führung von Jürgen Geißinger miteinander, springt dem Familienunternehmen nun ein neuer, in Finanzkreisen allerdings bestens bekannter Akteur bei. HAMBURG. Der aggressiv auftretende holländische Hedge Exchange-Fonds Investors forderte die Conti-Aktionäre am Montag auf, seinem Ruf nach einer außerordentlichen Hauptversammlung zu folgen. "Wir sind optimistisch, die notwendigen fünf Prozent der Stimmrechte an Conti zusammenzubekommen", sagte Frank Scheunert, Vorstandschef von Exchange Investors dem Handelsblatt. Sein Ziel: "Wir wollen die Conti-Führung entmachten." Scheunerts Vorgehen könnte Contis neuem Großaktionär Schaeffler in die Hände spielen. Hinter den Kulissen soll das fränkische Familienunternehmen nicht nur wie vorgesehen vier Sitze im Aufsichtsrat verlangen, sondern gleich die ganze Kapitalseite neu besetzen wollen, heißt es in Kreisen des Kontrollgremiums. Sollte der Rat sich weigern, könnte Schaeffler eine komplette Neuwahl auf einer außerordentlichen Hauptversammlung anstreben. "Das wäre ein klarer Bruch der Investorenvereinbarung", sagte ein Conti-Rat dem Handelsblatt. "Wir beobachten Schaefflers Vorhaben mit Argusaugen." Die Kontrolleure hatten in einer Telefonkonferenz am Freitag noch Kompromissbereitschaft signalisiert. "Sollte Schaeffler sich auf die Investorenvereinbarung festlegen, dann könnten noch vor der regulären Hauptversammlung im April die geforderten vier Sitze auf der Kapitalseite des Aufsichtsrats freigemacht werden", hieß es. Contis Chefkontrolleur von Grünberg und Vorstandschef Karl-Thomas Neumann wären aber in der Lage, Schaefflers Plan zumindest hinauszögern, sagen Juristen. Die Franken gehen taktisch vor: Von Grünberg bekämpfen sie frontal - um Neumanns Gunst werben sie. Die Schützenhilfe von Exchange Investors ist bislang begrenzt. Der Anteil an Conti liegt Hedge-Fonds-Chef Scheunert zufolge deutlich unter drei Prozent. Ein Überschreiten dieser Meldeschwelle müsste ein Investor der Finanzaufsicht BaFin anzeigen. Der BaFin liegt keine entsprechende Meldung vor. Scheunert sieht sich als "geschädigter Aktionär", der den Aufsichtsrat und den Vorstand von Continental abberufen lassen will. "Da versucht jemand, aktienrechtlich Kräfte hinter sich zu scharen", hieß es in Finanzkreisen. Scheunert, der von Dubai aus agiert, ist alles andere als ein Unbekannter: Ihm eilt in Fachkreisen der Ruf eines "Berufsklägers" voraus, der Kasse machen will. Continental wollte das Geschehen auf Anfrage nicht kommentieren. Unternehmenskreise verwiesen auf Scheunerts in der Vergangenheit einschlägiges Vorgehen. Großaktionär Schaeffler äußerte sich auf Anfrage ebenfalls nicht zu Scheunerts Plänen. Exchange Investors bestreitet eine Absprache, setzt aber auf die Hilfe der Schaeffler-Banken Metzler und Sal. Oppenheim, die zusammen fast 40 Prozent der Conti-Anteile halten. Schaeffler hat sich in einer Investorenvereinbarung mit Conti und den Gewerkschaften verpflichtet, bis zum Jahr 2012 maximal 49,9 Prozent der Conti-Aktien zu halten. Der Rest der angebotenen Papiere wurde an die Banken weitergereicht. Exchange-Investors-Chef Scheunert spart nicht mit markigen Worten. Für ihn ist die "Blockade-Politik" der Conti-Führungsgremien "zumindest fahrlässig" - ein auch juristisch relevanter Vorwurf. "Der Aktienkurs darf nicht weiter manipulativ nach unten gespielt werden", sagte Scheunert dem Handelsblatt. Er habe Belege, dass der Aktienkurs "seit mehr als einer Woche bewusst im Auftrag von Conti nach unten geprügelt wird". Vergangene Woche hatte die Aktie rund 40 Prozent verloren, nachdem Continentals Finanzvorstand Alan Hippe in New York von einer möglichen Kapitalerhöhung gesprochen hatte. Die Aktie fiel am Montag deutlich unter 17 Euro. Zuletzt hatten mehrere Analysten ihre Kursziele deutlich reduziert. Scheunert sieht in Hippes Vorgehen einen Beleg für seinen Vorwurf, dass der Vorstand und eine befreundete Bank "den Kurs zum Schaden der Aktionäre drücken wollen". Die Logik dahinter wäre: Ein niedriger Kurs setzt Schaeffler weiter unter Druck. Die Franken hatten am 8. Januar gemäß ihrem Übernahmeangebot 75 Euro pro angediente Conti-Aktie gezahlt. Bislang haben sie für den Deal rund elf Mrd. Euro an Krediten bei einem Bankkonsortium unter Führung der angeschlagenen Royal Bank of Scotland aufgenommen. Angesichts des Verfalls der Conti-Aktie würden die Banken Druck machen, sagt Scheunert: "Bei Conti tobt ein Machtkampf. Die freien Aktionäre und die Arbeitnehmervertreter geraten zwischen die Mühlräder." Für den Chef des holländischen Hedge-Fonds ist Contis Aufsichtsratschef Hubertus von Grünberg der Hauptgegner: "Was von Grünberg hier macht, ist an der Grenze der Untreue", behauptet Scheunert.
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