-- nochmal danke Xenon, dass du sie eröffnet hast -- Ich habe gestern mitgelesen wie HansGoeren sich nochmal über "puschende" Forenteilnehmer beschwert hat, und wie Newbiest hart angegangen wurde und das selbst zurückgewisesen hat... Da hatte ich das Gefühl, die Fehler die zu dem finanziellen Desaster mancher Anleger geführt haben, seien nicht überwunden, sondern dieselben zeigen sich auch in der nachträglichen Sicht auf die Angelegenheit unverändert.
Ich seh es so: Man muss sich in seinen Anlage-Entscheidungen mehr oder weniger auf andere Leute stützen. Ich selber bescheinige mir zB ein eher unterdurchschnittliches Wissen über Wirtschafts- und Finanzfragen. Also was soll ich tun. Für diesen Austausch und das Einholen von Meinungen ist ein Forum da. Wer ist dann ein "Puscher"? Das ist jemand, von dem zu einer Aktie positive Extrem-Erwartungen propagiert werden, die in keinem Verhältnis zu vernünftigen Argumenten stehen. Wenn ich als Forenteilnehmer denke, ich bin auf andere Meinungen angewiesen, weil ich Bilanzen selbst nicht analysieren kann, dann MUSS ICH STATT DER BILANZ EBEN DIE ANDEREN TEILNEHMER ANALYSIEREN. Man lernt die Personen ja im Lauf der Zeit kennen. -- Ist die Person aktuell informiert? -- Ist die Person generell sachkundig? -- Ist die Person vertrauenswürdig? Wenn ich alle drei Fragen mit ja beantworte, dann kann es für mich vernünftig sein, eine Meinung dieser Person in meine Anlageentscheidungen einzubeziehen. Wichtig ist aber: Das war meine Analyse! Dafür bin ich verantwortlich, und ich kann mich zB in dem Sachverstand, den ich einem anderen zuschreibe ohne ihn selbst zu haben -- darin kann ich mich irren.
Daher halte ich es für einen Fehler, zu sagen: "Du bist ein Puscher, deswegen bist du schuld dass ich Geld verloren habe". Denn wenn ich gemerkt habe, das da ein Puscher ist, dann hätte ich auf diese Meinung nicht hören dürfen. Wenn ich es nicht gesehen habe, dass da ein Puscher war, also der Lobpreis der Aktie substanzlos war, dann ist das mein eigener Irrtum. Und ebenso, wie ich mich in einer Einschätzung selbst geirrt haben kann, kann sich auch die "positive Person" selbst geirrt haben, sie könnte vertrauenswürdig sein, nur eben nicht qualifiziert. Es ist nicht fair, solche immer anzugreifen.
Soweit die Theorie! In der Praxis kommt noch was anderes hinein. Nämlich dass die Versprechungen von Goldenen Bergen immer auch ins Unterbewusstsein einsickern, selbst wenn der Verstand sie verneinen würde. Deswegen muss man durchaus auch dagegen vorgehen, dass "gepuscht" wird, weil auch sichtlich haltlose Versprechungen einen untergründigen Einfluss ausüben können, gegen den sich nicht jeder gleich gut wehren kann.
Die Idee, man könnte in einem Forum *irgendwas* lesen, das übernehmen, und damit reich werden, ist gleichbedeutend mit der Idee, es könnten einem Reichtümer ohne Arbeit geschenkt werden. Das gibt es kaum. Irgendeine Art von Analyse-Arbeit muss man immer leisten, mindestens.
In der Politik gibts das Phänomen übrigens genauso: Leute, die behaupten "Die Mainstreammedien" würden nur lügen... weil man das bei irgendeinem, vielleicht gefakten, facebook-Profil gelesen hat. Da macht man sich dann auch nciht die Arbeit, selber zu analysieren, wer glaubwürdig ist. Die Leute, die überall Täuschung und Verschwörung wittern, die tun das, weil sie selbst ganz besonders leichtgläubig sind! Hintergrund ist hier nicht die Begierde nach Reichtum, sondern die Begierde danach, "immer recht zu haben" -- ohne dass man die Arbeit des Nachforschens leisten will. Ganz ähnlich also.
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