Schering erwartet kräftiges Wachstum in 2002
Mit den Erlösen aus dem Verkauf von Crop-Science soll das Therapeutika-Geschäft gestärkt werden
Von Jan Dams
Berlin - Der Berliner Pharmakonzern Schering erwartet auf Grund der großen Zahl von Produkteinführungen in den kommenden Jahren ein deutliches Umsatz- und Gewinnwachstum. "Die Chancen für ein kräftiges Wachstum stehen gut", sagte Schering-Finanzchef Klaus Pohle der WELT. "Die Umsätze werden dann stärker zulegen als in diesem Jahr." Mit steigenden Erlösen und sinkenden Marketingkosten dürfte auch der operative Gewinn kräftig wachsen. Es werde sich "eine schöne Schere auftun", erklärte Pohle. Im ersten Halbjahr 2001 stieg der Umsatz um neun Prozent auf 2,4 Mrd. Euro und der Gewinn um 26 Prozent auf 264 Mio. Euro. Der operative Gewinn hatte dagegen nur um ein Prozent auf 365 Mio. Euro zugelegt. Mit diesen insgesamt positiven Aussichten könnte Schering auch seine Umsatzprognose bis zum Jahr 2005 nach oben korrigieren. "Beim aktuellen Währungsgeschehen kann der Umsatz über die bislang geplanten mehr als sechs Mrd. Euro im Jahr 2005 steigen", sagte Pohle. Allerdings könne sich der Dollarkurs auch schnell wieder ändern. Schering rechnet bei seinen Prognosen mit einer Euro-Dollar-Parität.
Profitieren könnten die Aktionäre auch von dem Verkauf der gemeinsamen Agrarchemiesparte mit Aventis: "Wir haben uns Modelle überlegt, die den Aktionären einen gewissen Anlass zur Freude geben dürften." Den Großteil wird Schering aber wieder in sein Pharmageschäft investieren. Schering hält an dem Unternehmen 24 Prozent. Zahlen nannte Pohle aber nicht. Die beiden Crop-Science-Eigentümer - Aventis und Schering - verhandeln exklusiv mit dem Leverkusener Bayer-Konzern über den Verkauf der Agrarchemiesparte. Derzeit sitzen die Anwälte der drei Unternehmen über den rechtlichen Details. Die Gespräche sollen bis Ende August beendet sein. Im ersten oder zweiten Quartal des kommenden Jahres soll der Verkauf endgültig abgeschlossen sein. Nach der deutlichen Gewinnsteigerung im ersten Halbjahr 2001 erwartet Pohle auch weiterhin eine gute Entwicklung der Agrarchemiesparte: "Ich gehe davon aus, dass der schöne Gewinnanstieg in den nächsten Jahren anhält."
Mit den Einnahmen aus dem Verkauf von Aventis Crop-Science will Schering in den kommenden Jahren vor allem sein Geschäft mit Therapeutika stärken. Der Berliner Pharmakonzern plant auch Akquisitionen. Allerdings werde es sich dabei eher um kleinere gut passende Unternehmen handeln, sagte Pohle. Die Investitionsquote im Geschäftsfeld Therapeutika liege derzeit bei fast 30 Prozent. Das ist deutlich über dem Marktdurchschnitt. "70 Prozent der neuen Medikamente sollen aus der eigenen Forschung kommen, die restlichen 30 Prozent aus Akquisitionen und dem Einkauf von Lizenzen bei anderen Unternehmen", sagte Pohle. Im Durchschnitt der Industrie beläuft sich diese Quote auf 75 zu 25 Prozent. Im Bereich der Hormonprodukte wie den Antibaby-Pillen liegen die Forschungs- und Entwicklungskosten dagegen mit weniger als 19 Prozent vom Umsatz deutlich niedriger. Schering ist hier Marktführer.
Wachsen soll der Therapeutika-Bereich vor allem bei Krebsmedikamenten und der Gentherapie. So forscht Schering bei der Gentherapie an einer Art Bio-Bypass. Hierbei solle ein in den Herzmuskel gespritztes Gen das Wachstum neuer Blutgefäße anregen, erklärte Pohle. Inzwischen seien über 100 Patienten erfolgreich mit dieser Therapie behandelt worden. Auf Grund des hohen medizinischen Bedarfs rechne Schering, dass das Medikament im Jahr 2004/05 auf den Markt kommen könnte. Die Therapie gehe jetzt in Phase III der klinischen Entwicklung. Zur Zeit stammt der Löwenanteil von Umsatz und Gewinn dieses Bereichs noch vom Multiple-Sklerose-Mittel Betaferon. Im ersten Halbjahr 2001 war dessen Umsatz noch einmal um 13 Prozent auf 326 Mio. Euro gestiegen.
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