Der erfolgreichste Rohstoffmanager rechnet mit Einbruch
Das es kurzfristig richtig krachen könnte bei Öl, damit rechnet auch der erfolgreichste Rohstoff-Fondsmanager der letzten Jahre, Frank Holmes, CEO von U.S. Global Investors (Die Gesellschaft ist selbst unter dem US-Kürzel GROW börsennotiert).
Auch Holmes argumentiert chart- bzw. sentimenttechnisch. Er hat einen Oszillator entwickelt, der die Preisvolatilität von Öl misst - einmal über einen Zeitraum von fünf und einmal über 20 Jahre. Daraus lassen sich überkaufte und überverkaufte Situationen herausfiltern, basierend auf der Grundannahme, dass sich Preise wellenartig bewegen.
Die durchgezogenen Linien im Chart markieren eine Standardabweichung über bzw. unter dem statistischen Mittel. Das heißt: Während 95 Prozent der Zeit bewegt sich der Preis innerhalb dieser Standardabweichung. Aktuell befinden wir uns darüber (rosa Bereich), das heißt es liegt eine stark überkaufte Situation vor:
Interessant ist, dass dies nicht nur bei der Ultra-Langfrist-Betrachtung sondern auch im 5-Jahres-Chart der Fall ist:
Die überkaufte Situation hat sich dabei in den letzten Tagen sogar noch verschärft. Denn die Charts basieren auf Daten bis zum 15. Mai, sind also schon über eine Woche alt. Der parabolische Anstieg des Ölpreises in dieser Handelswoche ist darin also noch gar nicht berücksichtigt!
Passend dazu passt auch die Veränderung des Sentiments in den Medien. Hatte man sich zuletzt an einen mehr oder weniger konstant steigenden Ölpreis schon gewöhnt, so schrillen nun auch in den Mainstream-Medien die Alarmglocken. "Der Spiegel Online" titelte am Mittwoch in einer großen Story mit "Experten warnen vor dramatischem Öl-Engpass" und bezieht sich dabei auf eine neue Studie der deutschen Energy Watch Group. Das sei eine Organisation mit "hochkarätigen Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik, darunter auch Vertreter der Deutschen Bank und der deutschen Tankstellenbranche".
Aha. Die Frage sei erlaubt, was ausgerechnet die Tankstellenbesitzer zu hochkarätigen Experten mache. Die Argumentation ist meiner Ansicht nach wenig schlüssig: Die Organisation bezieht sich auf eine stark rückläufige Zahl der Neufunde an Ölquellen im Zeitraum 2000 bis 2005. "Nur das Öl, das bereits gefunden wurde, kann gefördert werden", werden Vertreter im "Spiegel" zitiert. Diese Erkenntnis ist nicht nur banal sondern bei genauerer Betrachtung auch nur die halbe Wahrheit.
Dass diese Zahl drastisch rückläufig war, lag schlicht am zu dieser Zeit niedrigen Ölpreis. 2001 kostete das Barrel Rohöl zwischenzeitlich weniger als 20 US-Dollar. Klar, dass da die Explorationstätigkeit und damit auch die Neufunde drastisch rückläufig war. Auf dem aktuellen Preisniveau von rund 130 US-Dollar sieht die Lage schon wieder ganz anders aus. Nicht zufällig wurden in den zurückliegenden Monaten mehrere gigantische Ölfunde gemacht, beispielsweise in Brasilien.
Vor zwei Wochen berichtete ich Ihnen bereits, dass geologische Gutachten die förderbare Menge im neu entdeckten Carioca-Feld auf neun Milliarden Barrel schätzen. Das entspricht fast der Hälfte sämtlicher bekannter US-Ölreserven. Natürlich ist die Förderung dort auf Grund der geologischen Besonderheiten schwierig und kostenintensiv. Nun aber so zu tun, als ob das Öl ausgehen würde, ist teilweise auch Panikmache.
Noch im November 2007 erläuterte die Bundesanstalt für Geowissenschaften, dass die Fördermenge noch bis 2020 Jahr für Jahr steigen werde. Zwar nur moderat, aber nichtsdestotrotz steigend. Nun auf einmal soll "Peak Oil" bereits jetzt erreicht sein.
Damit Sie mich nicht missverstehen: Ich zähle mich selbst zu den Ölbullen, habe an dieser Stelle bereits vor über einem Jahr einen Ölpreis von 100 US-Dollar für relativ wahrscheinlich erachtet. Damals lag der Preis bei 50 US-Dollar je Barrel. 100 US-Dollar lag außerhalb der Vorstellungskraft der meisten Experten. Nun hält Goldman Sachs einen Preis von 150 bis 200 US-Dollar innerhalb der nächsten sechs bis 24 Monate für möglich. "Der Spiegel" macht daraus: "Goldman Sachs schätzt, dass ein Barrel in sechs Monaten, ..., 200 US-Dollar kosten wird."
Ich denke, es wird deutlich worauf ich hinauswill: Zunächst wurde die Gefahr unterschätzt, nun wird dramatisiert. Ich bin mir sicher: Noch in 2008 werden wir wieder Preise unterhalb von 100 US-Dollar je Barrel sehen
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