"Wenn sich jetzt nichts ändert, wird alles noch viel schlimmer." Mit diesen Worten hat Chakib Khelil, Präsident der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec), die stärkste Produktionskürzung des Ölkartells aller Zeiten begründet. Dahinter steckt die Hoffnung, dass die Opec den Preisrutsch an den Ölmärkten stoppen kann. Kurzfristig ist es ihr nicht gelungen.
Die Rohölpreise waren in der zweiten Jahreshälfte 2008 massiv unter Druck geraten. Von seinem Rekordhoch bei 147 Dollar je Barrel (159 Liter) verbilligte sich amerikanisches Leichtöl (WTI) um mehr als 100 Dollar. Kurz vor Weihnachten kostete WTI sogar weniger als 37 Dollar. Die Schwäche der Weltwirtschaft und die wegbrechende Ölnachfrage hatten die Preise förmlich nach unten geprügelt.
Der rekordhohe Produktionsschnitt der Opec Mitte Dezember verpuffte zunächst. Ein Grund dafür: Die Märkte zweifeln daran, dass die Opec-Mitglieder sich an ihre geringeren Förderquoten halten werden. Angesichts der plötzlichen Lücken in den Kassen der angespannten Staatshaushalte sind solche Zweifel trotz aller gegenteiliger Beteuerungen berechtigt. Dies dürfte die Preise zusammen mit der schwachen Nachfrage erst einmal unter Druck halten.
Aber: Die Verknappung der Opec-Produktion greift erst zum 1. Januar. Erfahrungsgemäß dauert es auch einige Wochen, bis sie wirklich am Markt ankommt. Unterstellt man, dass es mit der Quotendisziplin doch klappt, dürfte dies zumindest einen Boden unter den Preis ziehen. "Das Angebot dürfte dabei schneller als die Nachfrage fallen", meint Eugen Weinberg, Rohstoffexperte der Commerzbank. Dies werde zu einem rapiden Abbau der zuletzt gestiegenen Lagerbestände und einer Preisstabilisierung bereits im ersten Quartal 2009 führen. Die Opec wird dafür sorgen, dass "tatsächlich mit einem gravierenden Angebotsdefizit zu rechnen ist", glaubt auch Frank Schallenberger von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Insofern werde die Baisse beim Ölpreis demnächst auslaufen.
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