Hallo @all,
Nun liegt er vor - der heiß ersehnte Jahresabschluss des Unternehmens, dem viele hier im Forum ihr Vertrauen durch das Kaufen von Anteilsscheinen schenkten. Die zentrale Frage lautet: Hat die Sangui Inc. dieses Vertrauen verdient? Ist unser Geld gut angelegt?
Es haben sich schnell die Kritiker negativ geäußert und zur Untermauerung ihrer Meinung viele Passagen aus diesem Bericht herausgepickt. Sie kamen zu dem Schluss: Finger weg, hier gibt es keinen Blumentopf zu gewinnen oder anders ausgedrückt: Eine Investition lohnt nicht!
Doch haben sie mit ihrer Einschätzung Recht?
Ich möchte hier einmal meine persönliche Meinung kundtun und das Wesentliche näher beleuchten:
Auffällig in diesem Bericht ist die umfassende Nennung der vorhandenen Risiken und die ausführliche Schilderung der Unternehmensstruktur und der momentanen Lage, als auch der Vergangenheit. Dies hat mit dem Ausfüllen des inhaltlichen Rahmens, den ein Kritiker nannte, nichts zu tun. Sicherlich gibt es einen Rahmen, der von jedem Unternehmen beantwortet werden muss. In welcher Tiefe diese Fragen beantwortet werden, ist aber sehr, sehr unterschiedlich. Ich habe beim Lesen dieses Berichtes festgestellt, dass die Verantwortlichen der Sangui die in diesem Forum häufig gestellten Fragen explizit beantwortet haben. Dies dient auf jeden Fall der Vertrauensbildung und darf nicht unterbewertet bleiben. Hierfür großes Lob von mir. So wurde deutlich das von Kritikern als „Firmengeflecht“ bezeichnete Vorhandensein von Mutter- und Tochtergesellschaft und Joint Venture erläutert. Jeder Aktionär oder Interessierte kann sich nun schnellstens ein Bild über die bestehende Organisation machen. Von einem komplizierten Geflecht mit nicht transparenten Mittelflüssen kann daher keine Rede sein.
Auch die Frage nach der Aktionärsstruktur wird geklärt. Es werden die entsprechenden Größenordnungen der Handelnden und der Beteiligten angegeben. Zudem wird eine Höchstzahl an Aktienhaltern im Berichtszeitraum genannt. Diese hat mich überrascht. Mit einer Größenordnung von 895 ist deutlich zu erkennen, dass viele Aktionäre über eine „ordentliche“ Aktienposition verfügen müssen. Kleine Positionen dürften den geringeren Teil ausmachen. Dies deute ich wie folgt: Viele Anteilseigner sind seit Jahren engagiert und verfolgen eine Langzeitstrategie. Je nachdem zu welchem Preis sie eingestiegen sind, haben diese entweder ihre Schäfchen schon im Trockenen oder müssen noch zuwarten bis ihr Einstiegskurs wieder erreicht wird. Den Zeitpunkt hierfür bestimmen sie teilweise selbst. Sie können nachlegen. Dies klingt zwar lapidar, aber erneut schnell steigende Kurse in einem kurzfristigen Zeitraum erscheinen mir aus folgendem Grund eher unwahrscheinlich. Kurse von 0,60 -0,70 Euro wurden durch das Einsteigen von „Kleinkäufern“ und Zockern erreicht. Bei den seinerzeit gehandelten Stücken dürfte es sich nach meiner Einschätzung im Wesentlichen nicht um Aktienpakete von „Longies“ gehandelt haben. Ausnahmen gab es natürlich. Es wird aktuell und wurde in jüngster Vergangenheit nur eine relativ kleine Menge an Aktien auf dem Markt hin- und hergeschoben.
Wo ich schon einmal beim Kurs bin, hierzu noch Folgendes. Dieser kann nur steigen, wenn die Nachfrage steigt. Wann tut sie das? Wenn die Zahlen aus den Berichten das zulassen oder wenn Phantasien eine Rolle spielen. Die aktuellen Zahlen, insbesondere die Umsätze sind noch dürftig. Legt man lediglich diese im Vergleich zu der Aktienanzahl zur Bewertung zu Grunde, kommt man zwangsläufig zu dem Ergebnis der Kritiker. Auch wenn man die Umsatzerwartungen der Firma an das Produkt Granulox teilt, erscheint der derzeitige Kurs schon recht hoch. Aber warum sind dann einige hier im Forum (auch ich zähle dazu) so optimistisch?
Es ist ganz einfach: Sangui ist ein Biotech-Unternehmen, welches keine Schulden hat. Künftig fließen Erlöse, die Lage an dieser Front wird sich daher entspannen. Ein Biotech-Unternehmen verfügt über etwas, was man (leider) bilanziell nicht abbilden darf: über Patente. Und hier kommt die Phantasie ins Spiel. Je nachdem wie ein jeder den Wert eines solchen Patents oder solcher Patente bewertet, desto mehr ist er oder sie geneigt für eine Aktie zu zahlen. Und aus diesem Grunde halte ich die Aktie momentan für unterbewertet. Solange aber der Kreis der Phantasievollen gering bleibt, bleibt der Kurs da wo er ist.
Kommen wir nun zu den bereits ausgegebenen und den bereits genehmigten Aktien. Der Bericht ist auch hier (übrigens auch schon in der Vergangenheit) glasklar. Sangui finanziert seine Existenz durch die Ausgabe von Aktien. Das ist überhaupt nicht verwerflich, denn eine Alternative gibt es eigentlich nicht. Bankkredite wären bei der Umsatzsituation nicht zu bezahlen, sofern es sie überhaupt geben würde. Ein absolut normales Unterfangen also. Natürlich ist hier das Risiko, welches die Firma aber auch benennt, das man erst einmal Abnehmer für neue Aktien finden muss. Auch an dieser Stelle ist es ein Zeichen von verantwortungsvollem Handeln, wenn die Fortführungsfähigkeit des Unternehmens entsprechend bezeichnet wird. Hierzu ist die Firma allerdings auch verpflichtet. Von daher auch kein bemerkenswerter Hinweis, sondern ebenfalls übliche Praxis.
Meine Einschätzung zu diesem Risiko: Vertretbar.
Begründung: Künftig fließen Erlöse, die zumindest die Kosten des Tagesgeschäfts abdecken und (hoffentlich) Deckungsbeiträge für die Forschung abwerfen. Sollten die Erlöse in entsprechender Höhe ausbleiben und sollte man keine neuen Aktien mehr absetzen können, bliebe immer noch das bisher Erreichte. Dann heißt es einen ganz langen Atem zu beweisen, aber verbrannt ist das eingesetzte Geld dann nicht. Aber natürlich ist dieses Szenario von keinem Aktionär gewünscht.
Apropos Forschung: Der Bericht gibt Auskunft, wo und von wem geforscht wird. Auch hierzu meine Sicht der Dinge: Die Mittel aus dem Joint Venture dürften für weitere Forschungsaktivitäten und Betreiben von klinischen Studien nahezu ausreichen. Diese sind nämlich gar nicht so teuer. Hier bringt es auch nichts viel Personal einzubinden. Es gilt hier nicht der alte Spruch: Viel hilft viel. Hier kommt es vielmehr auf die Qualität der eingesetzten Mitarbeiter an und vor allem auf die bisherigen Forschungserkenntnisse. Dort liegt auch der größte Pluspunkt von Sangui. Das Sangui selbst sämtliche Risiken benennt ist selbstverständlich und ebenfalls üblich. Derartige Formulierungen finden sich regelmäßig in allen Jahresabschlüssen, nicht nur im Biotech-Bereich.
Und noch ein Satz zur Anzahl der Mitarbeiter: Es wurde ja immer belächelt, dass Sangui nur eine feste Mitarbeiterin hat. So what? Geschäftsführung und Co. agiert auf Honorarbasis. Gefertigt wird bei Lohnunternehmen. Vertrieb ebenfalls outgesourct. Forschung konsequenterweise auch. Was ist daran rätselhaft? Gerade letztgenannter Bereich findet im Biotech-Bereich doch hauptsächlich an Universitäten und deren angegliederten Instituten als Drittmittel-finanzieret Auftragsforschung statt.
Sangui ist hier sehr flexibel und handelt m.E. klug, da kostenbewusst.
Ich habe Abstand davon genommen auf einzelne Positionen der Bilanz bzw. der GuV näher einzugehen. Sofern es gewünscht wird, mache ich dies aber gern.
Auch möchte ich nicht auf die Fehler in der Vergangenheit eingehen. Diese haben mit dem aktuellen Unternehmen nichts zu tun und sollten vernünftigerweise außen vor bleiben. Eine Hinzurechnung der alten Fehler erscheint mir in höchstem Maße unseriös.
Und zum Schluss: Ich bin nicht auf der pay roll des Unternehmens, sondern lediglich ein nüchterner Betrachter des Unternehmens, der nach ausgiebiger Betrachtung der ihm zur Verfügung stehender Informationen sich für einen Kauf der Aktie entschlossen hat.
Also möge jetzt jeder selbst entscheiden.
Beste Grüße
Roylander
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