05.07.2007 10:07 "Nicht alle Schweizer Firmen seriös" SdK-Vizevorstand Markus Straub ist besorgt über den Ansturm ausländischer Firmen, darunter auch aus der Schweiz, an den Freiverkehr. Anlegern rät er, nicht dem Reiz optisch billiger Aktien zu erliegen. Bei heißen Tipps sollten sie erst mal die Quelle prüfen. Aktionärsschützer Markus Straub von der SdK (Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger) boerse.ARD.de: In letzter Zeit sind mehrere Firmen aus dem Steuerparadies Zug wie EnergyMixx, Mammut Energy und New African Mining an den Frankfurter Freiverkehr gekommen. Verbergen sich dahinter Briefkasten-Firmen?
Straub: Das müssen nicht unbedingt Briefkasten-Firmen sein. Die Unternehmen können durchaus einen Manager haben. Aber die Vermutung, dass in der Steuerspar-Schwarzgeldmetropole Zug Leute eine Briefkasten-Firma aufsetzen, liegt nahe. Früher waren dubiose Firmen vor allem auf Bermuda-Inseln angesiedelt. Heute tummeln sie sich auch in Zug.
boerse.ARD.de: Also darf man Firmen aus Zug nicht trauen?
Straub: Die Schweiz hat als Finanzplatz einen guten Ruf. Es wäre jedoch falsch zu glauben, dass deshalb alle Schweizer Firmen seriös wären. Mehr zum Top-Thema boerse.ARD.de: Ist das ein Trend, dass schweizerische Unternehmen, insbesondere aus Zug, an den Frankfurter Freiverkehr kommen?
Straub: Es gibt einen Trend, dass immer mehr ausländische Firmen an den Freiverkehr drängen. Denn die Zulassungskriterien sind sehr lasch. Das ausländische Unternehmen muss irgendwo in einem anderen Land an einem geregelten Markt notiert sein. Darüber hinaus muss das Unternehmen nicht einmal mit einem Euro Nennwert ausgestattet sein. In der Schweiz sind es sogar lediglich ein paar Rappen, in den USA noch weniger. Das Problem liegt aber auch bei den Anlegern selbst: Sie sehen in optisch billigen Aktien einen Reiz. Jeder ist auf der Suche nach einer neuen Microsoft, die möglichst günstig zu haben ist. Diese Schnäppchensuche ist fatal.
boerse.ARD.de: Was sollten Anleger tun, um nicht in die Falle zu tappen?
Straub: Die Anleger sollten schauen, wie viele Aktien es gibt und welche Unternehmenswerte sie verbriefen. Außerdem sollte man sich die Frage stellen, ob die Aktie nur auf Fantasie basiert. Gerade bei Rohstoffen ist das oft der Fall. Rohstoff-Storys lassen sich derzeit am Markt am besten verkaufen. Doch es ist schwer nachzuweisen, ob Rohstoffe dort liegen, wo das Unternehmen bohrt. Einfacher nachzuvollziehen ist es, wenn ein Unternehmen Technologien oder Produkte hat.
boerse.ARD.de: Viele Anleger schauen in Börsenforen nach heißen Tipps, gerade im Freiverkehr – und greifen dann zu. Was halten Sie davon?
Straub: Man muss darauf achten, wie man zu einem Tipp gelangt ist. Dazu sollte man die Qualität der Quelle recherchieren, aus der man die Informationen erhalten hat. Nur wenn diese seriös ist, kann man die Aktie kaufen.
boerse.ARD.de: Am Mittwoch haben EnergyMixx und Mammut Energy zunächst vielversprechende PR-Mitteilungen gemacht, kurz danach wurden die Aktien von Börsenbriefen empfohlen. Das riecht doch stark nach Push...
Straub: Es ist kein Geheimnis, dass es eine Vielzahl von bezahlbaren Börsenbriefen und Tipps gibt, die nicht objektiv ihre Werte heraussuchen. Sie werden von Firmen bezahlt, die ihre Aktien auf der Empfehlungs-Liste sehen wollen. Solche Disclaimer über Interessenskonflikte müssten eigentlich auf den Börsenbriefen genannt werden. Andererseits sind die Anleger nicht bereit, für seriöse Informationen im Internet zu zahlen.
Das Interview führte Notker Blechner
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