Das Insolvenzverfahren ist eröffnet worden. Doch wie es mit dem Betrieb von schlott in Freudenstadt weitergeht, ist noch nicht bekannt. Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder-Bote
Von Hartmut Breitenreuter
Freudenstadt. Über die schlott gruppe AG ist gestern wie geplant das Insolvenzverfahren eröffnet worden. Dennoch sind die rund 280 Mitarbeiter in dem Freudenstädter Tiefdruckbetrieb nicht viel schlauer, wie es weitergehen wird.
Mittels einer Videobotschaft des Insolvenzverwalters Siegfried Beck aus Nürnberg wurden die Mitarbeiter in Freudenstadt von der Eröffnung des Verfahrens informiert. Darüber hinaus habe es keinerlei Informationen gegeben, betonte Betriebsratsvorsitzender Ivan Bebek auf Anfrage unserer Zeitung. Die Erwartungshaltung der Freudenstädter Mitarbeiter war laut Bebek groß. Seit fast drei Monaten arbeiten sie mit einer gewissen Unsicherheit, was ihre Zukunft betrifft.
Immer wieder war aus Nürnberg zu hören, dass der Erhalt möglichst vieler Standorte der schlott gruppe oberste Priorität haben soll, dennoch wurde in der vergangenen Woche bekannt, dass zwei Betriebe in Hamburg, die Broschek Tiefdruck GmbH und die Broschek Service GmbH mit rund 200 Mitarbeitern, wohl die Tore schließen werden, weil es keinen Kaufinteressenten gibt. Ivan Bebek geht davon aus, dass es zwar Interessenten für den Standort Freudenstadt gibt, doch rechnet er damit, dass 90 bis 100 Mitarbeiter ihre Jobs verlieren werden, wie dies bereits vor der Insolvenz innerhalb des Restrukturierungsprogramms angedeutet worden war. Mit Eröffnung des Insolvenzverfahrens geht die Verwaltungs- und Verfügungsmacht bei allen Gesellschaften der schlott gruppe auf den Insolvenzverwalter Siegfried Beck über. Damit endetet auch die Zahlung des Insolvenzgelds an die Mitarbeiter. Löhne und Gehälter müssen jetzt aus dem laufenden Betrieb finanziert werden. Siegfried Beck verlautbarte am Freitag, dass er bis Mitte April die bindenden Angebote der Interessenten erwarte. Kaufangebote lägen sowohl für die gesamte Gruppe als auch für Einzellösungen vor. Welche Bieter schlussendlich zum Zuge kommen, entscheiden die Gläubiger.
In welchem Umfang Kündigungen ausgesprochen werden müssen, könne erst entschieden werden, wenn die bindenden Angebote der Interessenten vorliegen. "Im Mittelpunkt steht der Erhalt möglichst vieler Unternehmen und Arbeitsplätze", wird Beck in einer Pressemitteilung der schlott gruppe zitiert.
Marco Walz, Sprecher von schlott, wollte sich auf Anfrage nicht konkret zum Standort Freudenstadt äußern, ließ aber durchblicken, dass es wohl Interessenten gibt. Am Betrieb und an den Strukturen des Unternehmens ändere sich zunächst nichts. Es gebe sowohl strategische Investoren als auch Finanzinvestoren. Je nachdem, wer zum Zuge komme, sei die Interessenlage unterschiedlich.
So heißt es bei schlott, weiterarbeiten und weiterzittern. Bei einer Befragung der Mitglieder der Gewerkschaft ver.di Mitte März stimmten 86,9 Prozent einer Regelung zur Weiterführung des Betriebs nach dem 1. April zu. Darin enthalten ist zum Beispiel, dass die Mitarbeiter für den Zeitraum, in dem der Insolvenzverwalter die Betriebe führt, auf zusätzliches Urlaubsgeld und die tarifliche Jahresleistung verzichten.
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