Deutschlands zweitgrößter Stahlkonzern Salzgitter erwartet nach dem Rekordjahr 2006 in diesem Jahr weiteres Wachstum: "Wenn wir von den Auftragseingängen, sowie der Erlös- und Ergebnisqualität der ersten Monate ausgehen, müssen wir damit rechnen, dass 2007 wieder ein Rekordjahr wird", sagte Wolfgang Leese, 61, im Interview mit dem Wirtschaftsmagazin €uro, Ausgabe 8/2007, die am Mittwoch, den 17. Juli, erscheint.
Die Schwelle von zehn Milliarden Euro beim Umsatz werde der Konzern "vielleicht schon 2007" überschreiten. Für 2008 stellte Leese weitere Steigerungen in Aussicht: "Aktuell erarbeiten wir höhere Wachstumsziele. Diese veröffentlichen wir in zwei, drei Monaten."
Leese erwartet zudem eine "relative Stabilität" der Stahlpreise für die nächsten 18 Monate. "Stahlfirmen wie wir, die hochwertige Produkte herstellen, sollten von Preisreduktionen auf Grund chinesischer Importe weitgehend verschont bleiben", sagte er. Seine Warnungen der vergangenen Monate vor einer neuen Stahlkrise schwächte er ab: "Bei aller Vorsicht bin ich grundsätzlich optimistisch. Die Daten, die wir momentan aus Asien und Südamerika bekommen, signalisieren eine weiterhin starke Nachfrage nach Stahl."
Da Salzgitter rund 2,5 Milliarden Euro in der Kasse hat, sucht das Unternehmen nach Übernahmekandidaten. "Wir sind bereit, eine größere Akquisition zu stemmen – sofern sie uns wirtschaftlich erscheint... Wir schauen in alle Richtungen: In die bestehenden Unternehmensbereiche Stahl, Röhren, Handel, aber auch im neuen Geschäftsfeld Technologie, in dem die Klöckner-Werke angesiedelt sind", sagte Leese und bekräftigte sein Interesse am deutschen Stahlhersteller Dillinger Hütte.
Dem Management der im Juli akquirierten Klöckner-Werke sprach der Salzgitter-Chef "momen tan" sein Vertrauen aus, legte sich aber nicht fest, ob er es austauschen wird. "Wir werden gemeinsam überlegen, wie wir die Klöckner-Gruppe weiter nach vorn bringen können und dafür im August oder September in eine Diskussion über die Strategie und künftige Ziele einsteigen. Dann sehen wir, welche Maßnahmen nötig sind", kündigte Leese an.
Gruß Moya "Wieder auf Rekordkurs" Wolfgang Leese, 61, ist Vorstandschef der Salzgitter AG. Seit seinem Amtsantritt im Jahr 2000 haben sich die Aktien des Stahlunternehmens um fast 2500 Prozent verteuert. Mehr schafften in Deutschland nur Solarworld-Anteile. €uro: Herr Leese, haben Sie wegen des Anstiegs der Salzgitter-Aktien schon Höhenangst? Wolfgang Leese: Warum? Die Kursentwicklung reflektiert das Potenzial des Konzerns. Schauen Sie nur auf unsere Pro! fitabilität: Da sind wir im Vergleich mit den anderen Stahlunternehmen dieser Welt ganz vorn dabei. Vielleicht sind wir sogar die Besten. €uro: Ist Salzgitter nach dem Rekordjahr 2006 auch dieses Jahr auf Rekordkurs? Leese: Wenn wir von den Auftragseingängen, sowie der Erlös- und Ergebnisqualität der ersten Monate ausgehen, müssen wir damit rechnen, dass 2007 wieder ein Rekordjahr wird. €uro: Welche Entwicklung erwarten Sie für die Stahlpreise in den nächsten 18 Monaten? Leese: Ich erwarte eine relative Stabilität. Zwar sind manche Unternehmen wegen der chinesischen Importe nach Westeuropa leicht beunruhigt. Aber davon sind vor allem Standardgüten, so genannte Commodities, betroffen. Stahlfirmen wie wir, die hochwertige Produkte herstellen, sollten von Preisreduktionen auf Grund chinesischer Importe weitgehen! d verschont bleiben. €uro: Allerdings warnten Sie kürzlich, dass die Stahlbranche 2008 in eine zyklische Wachstumsabschwächung und ab 2010 in eine durch Überkapazitäten verursachte Krise gehen könnte. Leese: Damit muss man rechnen. Bei aller Vorsicht bin ich aber grundsätzlich optimistisch. Die Daten, die wir momentan aus Asien und Südamerika bekommen, signalisieren eine weiterhin starke Nachfrage nach Stahl. €uro: Bereiten Sie Salzgitter dennoch auf einen Abschwung vor? Leese: Unbedingt. Wir investieren beispielsweise in unsere Produktionsprozesse, um Kosten zu senken. Wir haben aber auch kürzlich die Klöckner-Werke, den weltweit zweitgrößten Getränkeabfüllanlagenhersteller, akquiriert. Diese Diversifikation wird uns helfen, wenn es im Stahlbereich mal wieder abwärts geht. €uro: Was macht Sie sicher, in dem neuen Gesch&au! ml;ftsfeld erfolgreich zu sein? Leese: In unserem Führungsteam gibt es einige, die Erfahrung mit Technologiethemen, wie sie die Klöckner-Werke beschäftigt, haben. Im Übrigen haben wir Klöckner-Werke für einen guten Preis gekauft. Der ging längst nicht in die Dimensionen, die wir heute für ein Stahlunternehmen zahlen müssten. €uro: Das Management der Klöckner-Werke hat bei Analysten keinen guten Ruf. Werden Sie es austauschen? Leese: Wir orientieren uns nicht an externen Darstellungen, sondern an unserer eigenen Expertise. Momentan genießt das Management unser Vertrauen. Wir werden gemeinsam überlegen, wie wir die Klöckner-Gruppe weiter nach vorn bringen können und dafür im August oder September in eine Diskussion über die operative Entwicklung, die Strategie und künftige Ziele einsteigen. Dann sehen wir! , welche Maßnahmen nötig sind. €uro: Sie bekunden seit Jahren Kaufinteresse am deutschen Stahlproduzenten Dillinger Hütte. Wann kommen Sie endlich zum Zuge? Leese: Das liegt nicht in unserer Hand. Ich kann mir nach wie vor vorstellen, mit der Dillinger Hütte zusammen zu gehen. Allerdings hält ArcelorMittal 51,25 Prozent der Anteile, kann damit aber kaum Veränderungen durchsetzen, weil das Satzungen verhindern. Ich wäre froh, wenn es auch auf der anderen Seite Überlegungen gäbe, uns zusammen zu bringen. €uro: Wie lange wird der Boom im Gas- und Ölpipelinegeschäft, von dem Ihre Röhrensparte profitiert, noch anhalten? Leese: Markstudien gehen von fünf bis zehn Jahren aus. €uro: Salzgitter hat rund 2,5 Milliarden Euro in der Kasse. Aber Sie scheuen Übernahmen im Stahlbereich, weil sie Ihnen zu teuer sind. Was haben Sie mit Geld vor? Leese: Wir haben ein riesiges Programm für internes Wachstum gestartet und investieren dafür in den nächsten zwei, drei Jahren 1,4 Milliarden Euro. Wir sind aber auch bereit, eine größere Akquisition zu stemmen – sofern sie uns wirtschaftlich erscheint. €uro: In welchem Geschäftsbereich? Leese: Wir schauen in alle Richtungen: In die bestehenden Unternehmensbereiche Stahl, Röhren, Handel, aber auch im neuen Geschäftsfeld Technologie, in dem die Klöckner-Werke angesiedelt sind. Ein weiteres neues Feld werden wir uns voraussichtlich nicht zulegen. €uro: Kurz nach Ihrem Amtsantritt im Jahr 2000 hatten Sie versprochen, dass Salzgitter bis zum Auslaufen Ihres Vorstandsvertrages im Jahr 2010 den Umsatz auf acht bis zehn Milliarden Euro mehr als verdoppeln wird. Wo steuern Sie hin? Leese: Die! Zehn-Milliarden-Schwelle werden wir durch starkes organisches Wachstu m und die Einbeziehung zum Beispiel der Klöckner-Werke vielleicht schon 2007 schaffen. Und wenn die Weltwirtschaft nicht zusammenbricht, ist 2008 noch deutlich mehr möglich. Aktuell sind wir dabei, höhere Wachstumsziele zu erarbeiten. Diese werden wir in zwei bis drei Monaten veröffentlichen. €uro: Vielen Dank für das Gespräch.
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