Am Freitag Abend beendet der DAX eine der langweiligsten Boer- senwochen seit Monaten. Nach den deutlichen Aufschlaegen der er- sten Handelswoche des Jahres konsolidierte der DAX somit in der laufenden Woche. Wir kuendigten es an, hierzu trug massgeblich die anstehende Berichtssaison bei, bei der Investoren mit Argus- augen auf die Ausblicke der Unternehmen und auf die Untertoene der Prognosen zum Fiskaljahr 2002 achten.
Nachdem sich bereits im Wochenverlauf einige FED-Mitglieder zu- rueckhaltend optimistisch zur Konjunktur geaeussert hatten, wurde die Rede von FED-Chairman Alan Greenspan, die er am Freitag um 19:45 MESZ vor dem Bay Area Council Conference hielt, mit Spannung erwartet, zumal er bereits seit einiger Zeit keine oef- fentliche Rede mehr hielt. Marktteilnehmer erhofften sich hierbei Aufschluss ueber die weitere Konjunkturentwicklung und Zinspoli- tik.
Insgesamt fielen die US-Konjunkturdaten der aktuellen Woche durchaus konstruktiv aus. Zum zunaechst freundlichen Wochenstart trug der besser als erwartet ausgefallene ISM-Dienstleistungs- Index (ehemals NAPM-Index, Stimmung US-Einkaufsmanager) bei, der fuer Dezember auf 54,2 Punkte nach 51,3 Punkten im November ge- stiegen ist. Der ueberraschend deutliche Anstieg, Wall Street- Oekonomen hatten im Gegensatz hierzu einen Rueckgang auf 50,0 Punkte erwartet, ist ein weiteres Indiz einer beginnenden Kon- junkturerholung.
Die am Dienstag veroeffentlichten Konjunkturdaten fielen hetero- gen aus, so ermaessigten sich die industriellen Auftragseingaen- ge aufgrund zurueckgehender Militaerbestellungen deutlich, waeh- rend die Aufnahme von Verbraucherkrediten deutlich stieg, was die Hoffnung auf eine Besserung des Konsumklimas untermauert, waehrend die von Sondereffekten gepraegten Militaerbestellungen wenig indikativ sind. Am Donnerstag fielen die woechentlichen Erstantraege auf Arbeitslosenhilfe deutlicher als erwartet, ebenso sanken die Grosshandels-Lagerbestaende staerker als er- wartet, beides positive Indizien.
Die positive Grundtendenz der Konjunkturdaten und Wirtschaftsin- dikatoren der letzten 4 Wochen ist durch den deutlichen Marktan- stieg seit den Septembertiefs jedoch bereits eingepreist, nun werden weitere Impulse benoetigt.
Die Grundstimmung an den Boersen ist ungeachtet dessen weiterhin positiv, wobei sich das volle Kurspotential derzeit jedoch nicht entfalten kann. So notierten die US-Maerkte am Mittwoch bspw. ueber weite Strecken sehr positiv, zum Handelsende kam jedoch nach Geruechten, wonach ein US-Luftangriff auf den Irak im Rah- men der Terrorbekaempfung unmittelbar bevorstuende, massiver Verkaufsdruck auf. Die Befuerchtungen bewahrheiteten sich jedoch nicht, dennoch musste der DAX am Donnerstag die Vortagesgewinne aufgrund der schwachen US-Performance der letzten Handelsstunde wieder abgeben.
Der deutliche Aufschlag des DAX vom Mittwoch war vorwiegend auf die zweistelligen Kursgewinne beim Indexschwergewicht SAP zu- rueckzufuehren, die ueber den Erwartungen liegende Geschaefts- zahlen veroeffentlichte. Wir hatten SAP erst in der letzten Aus- gabe noch zum Kauf empfohlen, sehen unsere positive Einschaet- zung zu dem Titel somit bestaetigt.
Am Donnerstag schlossen die deutschen und US-Maerkte wenig ver- aendert, eine positivere Performance wurde hierbei von Geruech- ten vereitelt, wonach bei IBM eine Gewinnwarnung anstehen koenn- te. Dass der Markt derart empfaenglich fuer Geruechte und exter- ne Faktoren ist, deutet daraufhin, dass der Markt nach den star- ken Kursanstiegen seit den Septembertiefs nun ein Niveau er- reicht hat, das weitere Aufschlaege nur bei definitiven konjunk- turellen Besserungsanzeichen zulaesst. Hierzu koennen positive Konjunkturzahlen, eine positive Enschaetzung von FED-Chef Green- span, sowie konstruktive Unternehmensausblicke im Rahmen der laufenden Berichtssaison beitragen. Bleiben diese Impulse aus, werden die Maerkte weiter konsolideren.
Tendieren die Wirtschaftsindikatoren aus den USA dementgegen weiter derart positiv wie bisher, wird sich eine neue Aufwaerts- bewegung einstellen. Insgesamt sehen wir im ersten Quartal hoe- heres Steigerungs- als Rueckschlagspotential. Weiterhin raten wir dazu, die Bestaende an Defensivwerten zu Gunsten zyklische- rer, aggressiverer Werte, die im Vorfeld einer Konjunkturerho- lung erfahrungsgemaess ueberproportional profitieren, sukzessive strategisch umzuschichten. Anhand der juengsten Konjunkturzahlen sind wir fest davon ueberzeugt, dass die konjunkturelle Talsohle in den USA durchschritten ist.
DEUTSCHE BIBLIOTHEK - ISSN 1436-4131
|