Quelle:Godmode Anleger machen Kasse - Sorgen um Chinas Wachstum Dow Jones News • 20.03.12 • 18:09 DJ XETRA-SCHLUSS/Anleger machen Kasse - Sorgen um Chinas Wachstum
FRANKFURT (Dow Jones) - Die Angst vor einer harten Landung der Wachstumslokomotive China hat am Dienstag zu kräftigen Gewinnmitnahmen am deutschen Aktienmarkt geführt. Dabei machten die Anleger vor allem bei den Automobilwerten Kasse, die sich seit Jahresbeginn die sattesten Polster zugelegt haben. Allerdings standen auch andere zyklische Sektoren unter Abgabedruck. Unter dem Strich verlor der DAX 1,4 Prozent oder 99 auf 7.055 Punkte. In der zweiten Reihe ging es für den MDAX um 1,3 Prozent oder 138 auf 10.575 Punkte nach unten, der TecDAX gab um 1,2 Prozent oder 10 auf 787 Punkte nach.
Die Kurse gaben bei gleichzeitig steigendem Umsatz nach. "Das ist noch nicht vorbei. Ich prognostiziere zwar keinen Ausverkauf, ein paar Prozent wird es in den kommenden Tagen aber noch nach unten gehen", blickte ein Händler voraus. Viele Werte sähen aus technischer Perspektive angeschlagen aus, daher gehe er davon aus, dass die Automobilwerte lediglich den Auftakt gemacht hätten. Eine erste Unterstützung für den DAX stelle die "runde" Marke von 7.000 Punkten dar, darunter liege die nächste Anlaufmarke bei 6.970 Punkten.
Die am Nachmittag veröffentlichten US-Baudaten blieben ohne Einfluss auf den Markt. "Unter Berücksichtigung der Aufwärtsrevisionen leicht oberhalb der Konsensschätzungen", kommentierte Ulrich Wortberg von der Landesbank Hessen-Thüringen die Baubeginne und Baugenehmigungen im Februar. Insgesamt zeigten die Zahlen, dass sich der Sektor langsam aber stetig aus der Talsohle herausarbeite. "Er könnte im ersten Quartal dieses Jahres einen positiven Wachstumsimpuls für das Bruttoinlandsprodukt liefern - ungeachtet des kleinen Minus bei den Baubeginnen", so Wortberg.
Eine Ursache der nach den kräftigen Kursgewinnen der vergangenen Handelstage wieder gesunkenen Risikofreude unter den Investoren war die Preispolitik der chinesischen Regierung. Sie hatte zum zweiten Mal innerhalb der vergangenen sechs Wochen Benzin und Diesel deutlich teurer gemacht und damit Ängste vor einem Abwürgen des Wachstums geschürt. Da passte es ins Bild, dass der Chef der Eisenerzsparte des britisch-australischen Minenbetreibers BHP Billiton befürchtet hatte, dass die Zunahme der Nachfrage aus der mittlerweile zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt in den prozentual einstelligen Bereich sacken wird.
Besonders herb fielen die Gewinnmitnahmen bei den Automobilwerten aus. BMW gaben um 5,0 Prozent auf 68,22 Euro nach, VW fielen um 4,4 Prozent auf 133,05 Euro und Daimler verbilligten sich um 4,4 Prozent auf 45,05 Euro. Die Nachrichtenagentur Bloomberg hatte berichtet, dass Audi, BMW und Mercedes ihre Fahrzeuge in China mit 25 Prozent Preisnachlass anbieten würden. Im Einzelnen betreffe dies die S-Klasse, die 7er Serie und den A8. Die Analysten der Commerzbank unterstrichen in diesem Zusammenhang die Bedeutung des chinesischen Automarkts, der schätzungsweise 30 Prozent der Gewinne bei BMW und VW und 20 Prozent bei Daimler beisteuere. Allerdings monierten sie, dass sich der Bloomberg-Bericht auf eine Nachricht der Webseite cheshi.com beziehe, die bereits Anfang 2011 über ähnliche Rabatte berichtet habe, was sich letztlich als irreführend herausgestellt habe.
Gegen den Trend zogen Metro um 0,9 Prozent auf 31,16 Euro an. Der wegen der Konjunkturschwäche im Euroraum und der Restrukturierung bei Media-Saturn angeschlagene Einzelhandelskonzern hatte nicht ganz so schlechte Zahlen für 2011 vorgelegt wie befürchtet. Noch dazu will sich das Unternehmen unter dem neuen Chef Olaf Koch stärker auf das flächenbereinigte Wachstum konzentrieren. Deutsche Telekom legten um 0,5 Prozent auf 9,03 Euro zu, dabei profitieren sie von einem sich abzeichnenden Übernahmekampf im europäischen Telekommunikationssektor. Neben Vodafone interessiert sich jetzt wohl auch die indische Tata Communications für die britische Cable & Wireless Worldwide.
Im MDAX behaupteten sich Gagfah gegen den Gesamtmarkt und geben lediglich um 0,2 Prozent auf 6,17 Euro nach. Das Immobilienunternehmen habe bei einem Conference Call nach den Zahlen für das vergangene Jahr durchblicken lassen, bei der 2013 fälligen Refinanzierung von mehr als 3 Milliarden Euro weiter zu sein, als bislang gedacht, sagte Ralf Groenemeyer, Analyst bei Silvia Quandt. Noch dazu scheine die angestrebte Konstruktion deutlich zinsgünstiger als die bisherige Finanzierung zu sein.
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