News - 03.12.07 13:17 Randstad schluckt Rivalen für 3,5 Mrd. Euro
Die niederländische Zeitarbeitsfirma Randstad übernimmt den kleineren nationalen Wettbewerber Vedior für 3,5 Mrd. Euro. Gemeinsam kommen die beiden auf einen Umsatz von 17,3 Mrd. Euro und steigen zur neuen Nummer zwei der Branche auf.
Randstad teilte den Abschluss der Verhandlungen am Montag mit. Aufsichtsrat und Management von Vedior unterstützten die Offerte. Die Vedior-Aktien legten zum Handelsauftakt zeitweise um elf Prozent zu. Die Randstad -Papiere gaben dagegen um mehr als sieben Prozent nach.
Der niederländische Personalvermittler Vedior ist am Umsatz gemessen weltweit die Nummer vier der Branche. Mit einem Börsenwert von zusammen 6,8 Mrd. Euro würde das fusionierte Unternehmen den US-Wettbewerber Manpower überholen und den Abstand zum Branchenführer, der Schweizer Adecco, deutlich verringern. Adecco wird mit 7,6 Mrd. Euro bewertet und war ebenfalls als Käufer von Vedior gehandelt worden.
Das Gebot für Vedior belaufe sich auf 18,9 Euro je Aktie, was einem Aufschlag von 57,5 Prozent verglichen mit dem Kurs vom vergangenen Donnerstag entspreche, teilte das Unternehmen mit. Die Barkomponente betrage 9,5 Euro je Papier. Am Freitag hatten die zwei Unternehmen bekanntgegeben, Fusionsgespräche zu führen. Randstad wolle zur Finanzierung 57 Millionen neue Dividendentitel ausgeben.
Manche Branchenkenner sahen den Schritt aus Sicht von Randstad nicht nur positiv: "Wenn das Unternehmen mehrere Milliarden Euro ausgeben möchte, wäre es mir lieber, es würde das in den USA, Japan oder Deutschland tun", sagt Johan van den Hooven, Analyst bei Theodoor Gilissen, der Agentur Bloomberg. In diesen Ländern seien die Wachstumschancen größer als in Frankreich.
Neue Zweisamkeit
Randstad Das niederländische Unternehmen besteht seit 1960. Heute macht es mehr als ein Drittel seines Umsatzes von insgesamt 8,2 Mrd. Euro auf dem Heimatmarkt.
Vedior Der kleinere Wettbewerber existiert seit 1997, an der Börse ist er 3 Mrd. Euro wert. Gemeinsam mit Randstad würde er einen Umsatz von 15,9 Mrd. Euro machen. Vedior bietet etwa Fachkräfte im Gesundheitswesen und Ingenieure an.
Der Konzern erwartet nach eigenen Angaben jährliche Kosteneinsparungen und Steuervorteile von rund 100 Mio. Euro. Die geplante Fusion werde gleich von Anfang an den Gewinn je Aktie verbessern. Allerdings falle eine einmalige Belastung von 60 Mio. Euro an. Randstad-Chef Ben Noteboom sagte, er rechne nicht mit Schwierigkeiten seitens der zuständigen Kartellbehörden. Der Zusammenschluss solle Anfang 2008 vollzogen werden. In Deutschland, den Niederlanden, Belgien, Portugal, Polen, Kanada und Indien werde das fusionierte Unternehmen aus Randstad und Vedior zur größten Zeitarbeitsfirma.
Vedior ist in Frankreich sehr stark und macht dort 40 Prozent seines Umsatzes von zuletzt 7,6 Mrd. Euro jährlich. Randstad erwirtschaftet mehr als ein Drittel seines Umsatzes von 8,2 Mrd. Euro in den Niederlanden. Danach folgen Deutschland und die USA als zweit- und drittwichtigster Markt.
Auch was das angebotene Personal angeht, ergänzen sich beide Unternehmen nach Ansicht von Branchenkennern. Randstad vermittelt überwiegend Arbeiter, Vedior eher Spezialisten.
Die Fusion wirft ein Schlaglicht auf die Konsolidierung in der Zeitarbeitsbranche. So hatte Adecco im Sommer den kleineren Rivalen Tuja übernommen und damit seine Position in Deutschland weiter gestärkt. Randstad kaufte im September die deutsche Team BS.
Nach Angaben des Marktforschers Lünendonk gibt es bundesweit 4700 Zeitarbeitsfirmen. Allein die fünf größten Anbieter machen ein Viertel des Marktes aus. Und dieser Anteil werde weiter steigen.
Von Nicola de Paoli (Hamburg)
Quelle: Financial Times Deutschland
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