Neue Photovoltaikanlage für das Sozialrathaus
Die Solar-Offensive in der Innenstadt soll vorangetrieben werden - Bald Gespräche mit Denkmalschützern Neue Photovoltaikanlage für das Sozialrathaus
FÜRTH - Ein weiterer Schritt auf dem Weg zur gerne propagierten «Solarstadt«: Die Photovoltaik-Anlage auf dem Dach des Fürther Sozialrathauses am Königsplatz hat den Betrieb aufgenommen. Ob auch das Dach des Rathauses vis-á-vis mit Solar-Modulen bestückt werden darf, soll bei Gesprächen mit dem Amt für Denkmalschutz Anfang Juli entschieden werden.
«Wir wollen vor allem in der Innenstadt deutlich machen, dass Fürth Solarstadt ist«, sagte Oberbürgermeister Thomas Jung gestern beim Lokaltermin auf dem Dach des Sozialrathauses. Die blau glänzenden Solarmodule, die nun den größten Teil der Dachflächen einnehmen, empfindet Jung nach eigenen Worten «auch als optischen Vorteil«.
Die technischen Eckdaten der Anlage können sich ebenfalls sehen lassen: Die 218 auf den südlichen Sozialrathaus-Dächern montierten Module leisten nach Angaben des städtischen Solarbeauftragten Johann Gerdenitsch rund 35,3 Kilowatt und erzeugen jährlich 32000 Kilowattstunden Strom. Gekostet hat die Anlage 144000 Euro, finanziert wurde sie von der Stadt; sie soll der Kommune während ihrer Laufzeit von 20 Jahren im Rahmen der gesetzlichen Einspeisevergütung zirka 299000 Euro Einnahmen bescheren.
Wie berichtet, sollte auch das Rathausdach zügig mit einer entsprechenden Anlage ausgerüstet werden. Hier hatte allerdings das Münchner Landesamt für Denkmalpflege Anfang Mai sein Veto eingelegt und in letzter Zeit auch eine «betont harte Linie« verfolgt, wie Thomas Jung berichtet: «Ginge es nach denen, dann dürften nicht nur auf Baudenkmälern keine Solaranlagen errichtet werden, sondern nicht einmal in der Nähe solcher Gebäude«, führt Jung aus. Was angesichts der innerstädtischen Denkmal-Dichte - 2200 von 16000 Gebäuden in der Fürther Innenstadt stehen unter Denkmalschutz - praktisch das Aus für die meisten Solar-Aktivitäten im Zentrum bedeuten würde.
Einen harten Konfrontationskurs wollen Thomas Jung und die Stadtspitze vorerst dennoch nicht einschlagen, man setzt auf konstruktive Gespräche. Am 2. Juli soll es ein Treffen mit der Führungsebene des Landesamtes für Denkmalschutz geben. Dabei soll den Entscheidungsträgern deutlich gemacht werden, dass die Stadt keinen Solar-Wildwuchs dulden wird, sondern abgewogene «Einzelfall-Entscheidungen« (Jung) trifft.
Sunline macht weiter
Das durch danebengegangene Projekte auf Gran Canaria ins Trudeln geratene Fürther Solarunternehmen Sunline konnte die Anlage für das Sozialrathaus trotz laufenden Insolvenz-Vorverfahrens planmäßig fertigstellen. Sunline-Chef Wolfgang Wismeth ist auch guten Mutes, dass seine Firma die finanzielle Schieflage überlebt: «Der Geschäftsbetrieb läuft weiter und wir werden das Insolvenz-Planverfahren durchziehen. Es gibt massives Interesse von Investoren, deshalb sind wir zuversichtlich, bald ganz normal weitermachen zu können«, meint Wolfgang Wismeth.
Unabhängig von der Entscheidung der Denkmalschützer werden die städtischen Solar-Aktivitäten fortgesetzt. Geschätzte 100 Kilowatt Zusatzleistung sollen Solaranlagen auf Schulhausdächern bringen. Bei Neubauten wie denen der Maischule und der Schule in Burgfarrnbach können die Anlagen besonders effizient angelegt und genutzt werden, weil man nicht um vorhandene Bausubstanz «herumkonstruieren« muss.
In Sachen Rathaus hofft der OB immer noch darauf, dass das Denkmalschutzamt einlenkt. «Wir arbeiten auf eine einvernehmliche Lösung hin«. Schwerer liegt dem Stadtoberhaupt im Magen, dass vor allem Industrieunternehmen für das Thema «Solar« bisher nur schwer zu begeistern sind. «Da ist einiges an Überzeugungsarbeit zu leisten«, weiß Jung. (Einen weiteren Bericht zum Thema lesen Sie im Regionalteil der FN, Seite 19)
Hans von Draminski
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