Als Langfristaktionär freue ich mich selbstredend über steigende Kurse. Allerdings zeigt das Kursverhalten der letzten Tage deutliche Anzeichen einer Erschöpfung der Kaufseite. Der Kurs scheint zwischen 12 und 13 EUR gedeckelt. Vermutlich sehen viele Käufer die Aktie beim Kaufkurs 12 EUR der letzten Transaktion des CEO RP als einigermaßen fair bewertet an.
Die Marktkommunikation beurteile ich unverändert als unterirdisch. Wenn bis zum 31.12.2021 kein Wunder geschieht, wird Corestate das selbst gesteckte und wiederholt bestätigte Entschuldungsziel zum Jahresende (3xEBITDA) krachend verfehlen.
Es kann niemanden wirklich überraschen, dass es Corestate inmitten eines deutlich verschlechterten Corona-Umfelds nicht gelungen ist, die Galerie Neustädter in Gießen fristgerecht zu veräußern. Statt der angekündigten Veräußerung des Einkaufszentrums und der erhofften Fonds-Platzierungserlöse, wurde zuletzt der Kauf eines neues Entwicklungsprojekts vermeldet.
Auch zur Rückführung der bereits Ende Q3 fälligen Mezzanine-Finanzierungen für Entwicklungsprojekte von Adler Group bzw. Aggregate Holdings schweigt sich Corestate beharrlich aus und verkündet lieber Erfolge beim Verkauf eines Rostocker Einkaufszentrums, welches im Gegensatz zum Neustädter einem Fonds und nicht Corestate selbst gehört und mithin lediglich eine Verkaufsprovision zum Jahresergebnis 2021 beisteuert, was die angesichts der zeitnahen Fälligkeit erheblicher Anleiheschulden virulente Verschuldungssituation allenfalls marginal verbessert.
Dass angesichts eines mehr als zweijährigen Crashs der Corestate Aktie die Hoffnung auf einen Rebound Richtung 20 EUR bei vielen Aktionären sehr groß zu sein scheint, kann ich nachvollziehen, allerdings ist dafür ein nahe Allzeittief erfolgter Austausch der Ankeraktionäre mit Sicherheit keine ausreichende Basis. Corestate muss endlich operative Cashflows liefern, die eine signifikante Reduktion der Netto-Verschuldung ermöglichen.
Die von Corestate noch immer nicht gelieferte Antwort zur Wiederherstellung einer nachhaltigen Schuldentragfähigkeit wird m.E. darüber bestimmen, ob sich der Anfang Dezember realisierte Rebound als durch Kurzfristzocker verursachtes Strohfeuer oder als fundamental gerechtfertigte Neubewertung erweisen wird.
Auf Grundlage der bisher kommunizierten Nachrichten gehe ich davon aus, dass Corestate das Umsatz- und Gewinnziel für 2021 erfüllen kann, das Entschuldungsziel hingegen krachend verfehlen wird. Angesichts der zuletzt gemeldeten Projektaquise und des Ausbleibens eines Verkaufs des Einkaufszentrums Gießen oder anderer signifikanter Aktiva dürfte die Nettoverschuldung gegenüber Q3 allenfalls marginal gesunken sein.
Dieser bitteren Wahrheit sollten sich alle Aktionäre bewusst sein, die hier angesichts des zuletzt verbesserten Chartbilds auf einen Shortsqueeze bzw. Selbstläufer spekulieren.
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