Die im MDAX gelistete Lanxess AG ist eine Aktiengesellschaft, deren Börsengeschichte mit dem IPO im Januar 2005 noch relativ jung erscheint, deren historische Wurzeln aber als Abspaltung des Global Players Bayer AG bis in deren Gründungsjahr 1863 zurückreichen. Seit der Ausgliederung der meisten der Chemie- und etwa ein Drittel der Kunststoffaktivitäten aus dem ehemaligen Mutterkonzern hat sich die Lanxess AG als Hersteller von Spezialchemikalien weltweit etabliert. Das Produktportfolio dieses bedeutenden Chemie- und Polymeranbieters reicht von Festkautschuken, Kunststoffen und synthetischen Fasern über hochwertige Grund- und Feinchemikalien bis hin zu Chemikalien für die Leder-, Textil- und Papierindustrie.
Mitte März veröffentlichte Lanxess (Börsenkapitalisierung: 5 Milliarden Euro) die Geschäftszahlen 2010 und damit die Ergebnisse, die der Vorstandsvorsitzende Axel Heitmann als "das beste Jahr unserer Unternehmensgeschichte" präsentierte. Der Umsatz stieg gegenüber dem Vorjahr um 41% auf 7,1 Milliarden Euro (2009: 5 Milliarden Euro). Das EBITDA vor Sondereinflüssen verdoppelte sich nahezu von 465 Millionen Euro 2009 auf 918 Millionen Euro in 2010. Die extremste Steigerung wurde beim Konzernergebnis verzeichnet; es stieg beinahe um den Faktor 10 von 40 Millionen Euro auf 379 Millionen Euro. Und auch die am Mittwoch vergangener Woche veröffentlichten Zahlen zum 1. Quartal 2011 konnten überzeugen. Der Q1-Umsatz stieg um 29% auf 2,1 Milliarden Euro (Vergleichszeitraum 2010: 1,6 Milliarden Euro), das Q1-EBITDA vor Sondereinflüssen wuchs um 38% auf 322 Millionen Euro (Q1-2010: 233 Millionen Euro) und der Q1-Konzerngewinn verbesserte sich um 60% auf 166 Millionen Euro (Q1-2010: 104 Millionen Euro). Der positive Start ins Geschäftsjahr 2011 lässt die Prognose von einer EBITDA-Steigerung um 10 bis 15% auf über 1 Milliarde Euro und damit das Erzielen des besten Konzernergebnisses für diese Kennzahl durchaus erreichbar erscheinen.
Solange der derzeitige Konjunkturaufschwung Bestand habe, erwarten auch die Experten von EURO am SONNTAG eine auf hohem Niveau anhaltende Nachfrage nach den Produkten der Lanxess AG. Als Marktführer in wichtigen Produktsegmenten könne das Unternehmen Preiserhöhungen aufgrund von steigenden Rohstoffkosten in einem positiven Konjunkturumfeld "relativ leicht" durchsetzen. Die Wachstumsstrategie des Spezialchemieproduzenten basiere auf zwei Schwerpunkten. Erstens konzentriere sich das Unternehmen auf die Expansion in die Wachstumsmärkte der Schwellenländer und zweitens sei der Fokus gerichtet auf globale Trends, wie Mobilität, Landwirtschaft, Urbanisierung und Wasser. EURO am SONNTAG erwartet, dass die Gewinnschätzungen der Analysten in Folge der guten Quartalszahlen angehoben werden und aktuelle Bewertungskennziffern (z.B. 2012-KGV von 9,8) sinken dürften. In einem sowieso intakten Aufwärtstrend sollte die Aktie weiteren Spielraum für Kursgewinne in Richtung von 75,00 Euro haben, mithin ein Aufwärtspotential von mehr als 23%.
Charttechnische Einschätzung: Wer der Kaufempfehlung von EURO am SONNTAG folgen möchte, findet eine durchaus interessante Konstellation vor, die einen Einstieg mit sehr engem Stopp ermöglicht. Nachdem es den Käufern in den letzten zwei Handelswochen noch nicht gelang, die Aktie nachhaltig über dem Widerstand bei 60,00 Euro zu etablieren und das letzte lokale Tief in einer kurzfristigen Aufwärtsbewegung erst am vergangenen Donnerstag mit einem Tief bei 57,70 Euro gebildet wurde, bietet sich folgende Vorgehensweise an: Interessenten platzieren eine Stopp-Buy-Order über dem Tageshoch vom Freitag, d.h. über 61,20 Euro und sichern diese Position mit einem Stopp knapp unter dem Donnerstagtief ab. Denn falls die Kurse noch einmal unter dieses Tief zurückfallen sollten, könnte es gut zu einem Test des langfristigen Aufwärtstrends im Kursbereich von 54,00 bis 55,00 Euro kommen. Dort könnte sich nach diesem Rücksetzer nach ersten Anzeichen einer Trendfortsetzung (z.B. bullische Tageskerze) ein neues, ähnlich risikoarmes Einstiegsszenario bieten.
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