Philip Morris: Raucher gewinnt Milliarden-Klage
Philip Morris ist nach der Klage eines krebskranken Rauchers zu einer Geldstrafe in Rekordhöhe verurteilt worden: Ein Schwurgericht in Los Angeles hat den Tabakkonzern auf die Zahlung von mehr als drei Mrd. $ (6,9 Mrd. DM) verurteilt.
Die Jury befand Philip Moris des Betrugs, der Fahrlässigkeit und der Herstellung eines mangelhaften Produkts für schuldig. Das Strafmaß setzt sich zusammen aus einer Geldstrafe von drei Mrd. $ und einem Schadensersatz von 5,5 Mio. $. "Wir dachten, diese Zahl würde sie treffen", sagte die Geschworene Denise Key. "Wir wollen, dass sie ihrer Verantwortung gerecht werden." Der Hersteller der Zigarettenmarke Marlboro kündigte Berufung gegen das Urteil an. Juristen bezweifelten, ob das Strafmaß Bestand haben wird.
Der an Gehirn- und Lungenkrebs erkrankte Richard Boeken hatte Philip Morris auf einen Schadenersatz von 12,37 Mrd. $ und eine Strafzahlung von etwa sechs Mrd. $ verklagt. Boeken raucht seit seinem 13. Lebensjahr und gab an, er habe erst Mitte der 90er Jahre über die Gefahren des Tabakkonsums erfahren. Der Zigarettenhersteller habe ihn über die Gefahren des Rauchens im Unklaren gelassen.
Boekens Anwalt Michael Piuze bezeichnete seinen Mandanten als Opfer einer jahrzehntelangen Werbekampagne der Tabakindustrie, die Rauchen als "cool" dargestellt habe. Auf die Gesundheitsgefahren des Rauchens habe Philip Morris hingegen kaum hingewiesen. Der Konzern sei "der größte Drogenhändler der Welt" und treibe den kolumbianischen Drogenkartellen die Schamröte ins Gesicht, sagte Piuze in seinem Plädoyer. Der Rechtsvertreter von Philip Morris, Maurice Leiter, äußerte sich enttäuscht über das Urteil. Der Kläger habe "einen Berg von Informationen" über die Gesundheitsrisiken des Rauchens ignoriert.
Das Strafmaß des Gerichts ist das höchste im Fall eines Einzelklägers gegen einen Tabakkonzern. Im vergangenen Jahr wurden fünf Unternehmen der Branche, darunter auch Philip Morris, nach einer Sammelklage von mehreren tausend Rauchern in Florida zu einer Straf- und Entschädigungszahlung von insgesamt 145 Mrd. $ verurteilt.
Zu dem jetzt verkündeten Urteil von Los Angeles sagte der Jurist Michael Hausfeld, er bezweifle, ob dieses bis zur höchsten Instanz bestätigt werde. Die Höhe des Strafgelds müsse mit der Bemessung des Schadensersatzes in einem sinnvollen Verhältnis stehen. Dennoch gerieten die Aktien von Philip Morris nach der Verkündung des Urteils im nachbörslichen Handel unter Druck.
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