Korrupt" sei das Währungssystem der 80er-Jahre gewesen. Meint Venezuelas Regierung unter Hugo Chávez. 60 Mrd. $ verschwanden damals in dunklen Kanälen. Nun führt Chávez just dieses System mit mehreren parallelen Wechselkursen wieder ein. Dem Land droht ein erneuter "Schwarzer Freitag".
Das neue Währungssystem Venezuelas ist nach Ansicht der Experten korruptionsanfällig und wohl langfristig nicht aufrechtzuerhalten. "Lateinamerika musste in den 80er-Jahren lernen, dass solch eine Politik nicht funktioniert", sagte Ricardo Hausmann, der das Harvard Center for International Development leitet. "Es ist zu einfach, in diesem System Geld zu stehlen. Man verdient einfach über die verschiedenen Wechselkurse."
Venezuelas Präsident Hugo Chávez wertete vor dem Wochenende den Bolivar um 50 Prozent ab, um einen Abfluss an Dollar-Kapital einzudämmen und etwas gegen das hohe Haushaltsdefizit zu unternehmen. Gleichzeitig führte er ein neues Währungsregime ein. Bislang offiziell 2,15 Bolivar je Dollar. Künftig gibt es zwei offizielle Wechselkurse. Für wichtige Importe wie Lebensmittel und Medizin gilt ein Verhältnis von 2,60 Bolivar je Dollar, für weniger entscheidende Güter steht der Kurs bei 4,30 Bolivar je Dollar. Zudem soll der Bolivar-Kurs im unregulierten Handel stabilisiert werden. Dort steht er momentan bei 6,25 Bolivar je Dollar.
Das neue Wechselkurssystem erinnert an die 80er-Jahre. Nach der Abwertung 1983 - in den Annalen des Landes ging der Tag als "Black Friday" in die Geschichte ein - war ebenfalls ein mehrstufiges System eingeführt wurden. Chávez selbst verbietet sich den Vergleich mit damals. Wohl aus gutem Grund: Zum 25. Jahrestag hatte das Informationsministerium der Regierung das 80er-Jahre-Wechselkurssystem als "korrupt" bezeichnet und von "unzähligen Unregelmäßigkeiten" gesprochen. 60 Mrd. $ an Kapital seien damals abgeflossen, teilte die Behörde auf ihrer Internetseite mit.
Chávez führte 2003 Kapitalkontrollen ein, als ein Streik der Ölarbeiter die Exporte bedrohte. Weil viele Venezolaner von der Regierung keine Erlaubnis erhielten, Bolivar in Dollar zum offiziellen Wechselkurs zu tauschen, entwickelte sich ein unregulierter Handel - mit stark von dem offiziellen Wechselkurs abweichenden Kursen. Für 2011 und 2012 sehen die Experten von Morgan Stanley den Wechselkurs zwischen 5,15 und 6 Bolivar pro Dollar.
"Akrobatischer Akt" der Regierung
In der Bevölkerung schürt die Abwertung die Angst vor höheren Preisen und einer galoppierenden Inflation. Über das Wochenende standen Menschen in langen Schlangen vor den Geschäften in der Hauptstadt Caracas, um Fernseher, DVDs und Kühlschränke zu kaufen. Finanzminister Ali Rodriguez, der für 2010 eine Inflation von 20 bis 22 Prozent hervorgesagt hatte, schätzt, dass der neue Bolivar-Wechselkurs die Teuerung um weitere drei bis fünf Prozentpunkte erhöht.
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