News - 30.11.06 10:43 Münchener Rück verkauft Immobilien
Der Vermögensverwalter der Münchener Rück stößt deutsche Immobilien im Wert von mehr als 1 Mrd. Euro ab. Die Whitehall-Immobilienfonds der Investmentbank Goldman Sachs übernehmen indirekt ein Paket mit 97 Gewerbeobjekten von der Munich Ergo Asset Management (Meag).
Ein zweites Paket mit 6800 Wohnungen und Gewerbeeinheiten in München sowie weiteren westdeutschen Ballungsgebieten geht an Wohnungsprivatisierer Patrizia . Die beteiligten Unternehmen vereinbarten Stillschweigen darüber, wie sich der Kaufpreis von über 1 Mrd. Euro auf die Pakete verteilt. Nach Angaben aus Marktkreisen zahlt Whitehall für die Gewerbeimmobilien über 600 Mio. Euro, Patrizia demnach für die Wohnimmobilien rund 400 Mio. Euro.
Ebenfalls am Mittwoch teilte die Immobiliengesellschaft Vivacon mit, dass sie für rund 180 Mio. Euro ein Portfolio mit Wohnungen in Norddeutschland und Nordrhein-Westfalen an einen institutionellen Investor veräußert hat.
Immobilienanlagen global diversifizieren
Für die seit März börsennotierte Patrizia ist es die bisher größte Einzeltransaktion in ihrer Firmengeschichte - und mit Mitteln aus dem Börsengang der ersehnte Großeinkauf, den der Aktienmarkt lange gefordert hatte. Erst kürzlich hatte das im MDax geführte Unternehmen in seinem Zwischenbericht auf den harten Wettbewerb um privatisierungsfähige Wohnungsbestände verwiesen und Kursverluste hinnehmen müssen. Am Mittwoch stieg die Patrizia-Aktie um 2,6 Prozent auf 18,80 Euro.
Wie viele andere Versicherer veräußert auch die Münchener-Rück -Gruppe direkt gehaltene Bestände in Deutschland, um ihre Immobilienanlagen global zu diversifizieren. Schon im vergangenen Jahr hatte Meag ein Portfolio mit 45 Objekten an Morgan Stanley und die Frankfurter DIC-Gruppe verkauft.
Auch Axa , Deutscher Ring und AMB Generali haben bereits größere Pakete an Finanzinvestoren abgegeben. Der von der Talanx-Gruppe übernommene Versicherer Gerling ist zurzeit ebenfalls mit einem größeren Immobilienpaket im Markt.
Kein Abschied vom deutschen Markt
Die Käufer, meist Finanzinvestoren, halten den deutschen Immobilienmarkt für unterbewertet und wetten auf Wertsteigerungen. "Ziel ist es, die internationale Streuung voranzubringen und so einen in hohem Maße vorhersehbaren Ergebnisbeitrag aus Immobilien für die Münchener-Rück-Gruppe zu erwirtschaften", sagte Meag-Geschäftsführer Knut Riesmeier.
Insgesamt verwaltet Meag Kapitalanlagen im Wert von derzeit 183 Mrd. Euro, davon nach dem Verkauf rund 14 Mrd. Euro in Immobilien. Der Anteil der meist in den 80er- und 90er-Jahren aufgebauten, direkt gehaltenen Immobilienbestände in Deutschland sinkt durch die Verkäufe. Dafür sollen Immobilien im europäischen Ausland, in Asien und den USA zugekauft werden. Einen Abschied vom deutschen Markt bedeute das aber nicht, sagte Riesmeier: "Auch in Zukunft werden Immobilien in Deutschland einen wichtigen Bestandteil unseres Portfolios ausmachen; hierzu prüfen wir sorgfältig den Erwerb ausgewählter Objekte."
Whitehall zum Zuge gekommen
Whitehall ist mit dem Kauf dieses in der Immobilienszene Vito genannten Portfolios erstmals seit Längerem wieder zum Zuge gekommen, nachdem der Finanzinvestor bei den jüngsten, teils milliardenschweren Paketverkäufen der offenen Immobilienfonds Deka, Commerz Grundbesitz und DB Real Estate leer ausgegangen war.
Mit den Whitehall-Fonds zählt Goldman Sachs zu den weltweit größten Immobilieninvestoren. In Deutschland verwaltet Whitehall nun rund 11 Mrd. Euro in direkt oder indirekt gehaltenen Immobilien oder notleidenden Immobilienkrediten. Zum Portfolio gehören die 2004 zusammen mit dem Beteiligungsfonds Cerberus übernommene Berliner Wohnungsfirma GSW und die Karstadt -Immobilien.
Von Reinhard Hönighaus (Frankfurt)
Quelle: Financial Times Deutschland
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