http://www.dolomiten.it/nachrichten/...l.asp?KatID=ab&ArtID=92106 Sport - Fußball
Italien nach EURO-2012-Pleite enttäuscht - "Rache für WM-Sieg"Die Niederlage bei der Vergabe der Fußball-Europameisterschaft 2012 hat in Italien tiefe Bestürzung ausgelöst. Fassungslos reagierte die italienische Delegation in Cardiff nach der Ankündigung von UEFA-Präsident Michel Platini, dass die EM in Polen und der Ukraine stattfinden wird. Dabei hatten sich italienische Medien bis zuletzt fest überzeugt gezeigt, dass Italien trotz der unzähligen Skandale und der Gewaltwelle der vergangenen Monate doch noch den Zuschlag für 2012 erhalten würde. „Der UEFA-Beschluss muss respektiert werden. Der Wille, osteuropäischen Ländern eine Chance zu geben, hat gesiegt. Natürlich können die Gewaltaktionen der letzten Wochen den Beschluss beeinflusst haben, ich glaube jedoch nicht, dass Italien wegen Skandalen und Problemen benachteiligt worden ist“, sagte Luca Pancalli, Präsident des italienischen Bewerberkomitees. „Polen hat ähnliche Probleme wie wir. Ich glaube, dass Platini auch kleineren Ländern die Welt des Fußballs erschließen will.“ Tief enttäuscht zeigte sich der Chef des italienischen Fußballverbands (FIGC), Giancarlo Abete. „Wir sind verbittert. Alle drei Kandidaten hatten die richtigen Eigenschaften, um die EM zu organisieren. Am Schluss hat die Logik der Sportpolitik gesiegt und die osteuropäischen Länder bevorzugt. Jetzt müssen wir beweisen, dass wir auch ohne die EM die italienischen Stadien modernisieren können“, meinte Abete. Sportministerin Giovanna Melandri, die sich sehr für die Kandidatur Italiens eingesetzt hatte, war betrübt. „Die Enttäuschung ist groß, weil Italien alle Voraussetzungen vorweisen konnte, um den Zuschlag zu erhalten. Jetzt müssen wir versuchen, die EM auf dem Spielfeld zu gewinnen. Wir müssen auch unseren Einsatz zur Erneuerung des italienischen Fußballs fortsetzen. Vor allem die Modernisierung und die Privatisierung der Stadien ist dringend notwendig“, erklärte die Politikerin. Der Präsident der italienischen Fußball-Liga, Antonio Matarrese, sprach von einem verheerenden Schlag für den italienischen Fußball. „Wir haben mit den Krawallen in Catania und dem Tod des Polizisten Filippo Raciti im Februar eine der größten Tragödien des italienischen Fußballs erlebt. Das hat den UEFA-Beschluss beeinflusst“, meinte Matarrese. Seine Ansicht teilt auch der Teammanager der italienischen Auswahl, Gigi Riva. „In Italien geht man mit Schutzhelmen in die Stadien, weil Unsicherheit regiert. Wir haben peinliche Situationen für den ganzen Fußball geschaffen. Italien muss noch viele Spiele gewinnen, die vielleicht noch wichtiger als die EM 2012 sind. Ich spreche von der Sicherheit in den Stadien und von der Erneuerung des Fußballs. Italien hat zwar die WM gewonnen, man muss jedoch noch vieles im italienischen Fußball heilen“, meinte Riva. Weniger einsichtig gab sich mancher Politiker. So unterstellte etwa Alleanza-Nazionale-Fraktionschef Ignazio La Russa dem Franzosen Platini offen „Rache für Frankreichs WM-Finalniederlage gegen Italien.“ Die Mitte-Rechts-Opposition in Rom nutzte die EM-Pleite zur Abrechnung mit der Regierung von Romano Prodi. „Italiens internationale Glaubwürdigkeit ist auf einem historischen Tiefpunkt angelangt“, schimpfte Maurizio Lupi von der Forza Italia. Mittwoch, 18. April 2007
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