In einem von Elitedenken bestimmten Staat, der in der Hinsicht Elemente des indischen Kastensystems in sich trägt, ist es selbst für einen SPD-Kanzlerkandidaten wichtig, denen da unten ("über Geld spricht man nicht, Geld hat man" - für den gebührenden Respekt) und denen da oben ("seht her, ich bin einer von euch" - für die Anbiederei und den Kotau) jeweils das passende Futter zu servieren.
Ganz ähnlich lief diese Nummer bei der Demokratin Hilary Clinton, die in 600.000-Dollar-Vorträgen vor Goldman-Sachs - deren Text nur dank Wikileaks ans Licht der Öffentlichkeit kam -, den verzückt lauschenden Geldsäcken geradezu beschwor, dass sie ebenfalls zum Geldadel zählt, im Sinne von: ich mache zwar öffentlich das Demokraten-Theater, das müsst ihr mir nachsehen, ist halt mein Business, aber in der praktischen Politik bin ich voll auf eurer Seite.
Bei Clinton kam in besagtem Vortrag vor, dass sie "leider" unter dem Druck und wegen des Nachhalls der 2008-Weltfinanzkrise die US-Großbanken zeitweise an die Kette legen musste (Volcker Rule, Dodd-Frank-Act). "Die Wähler mussten doch irgendwie den Eindruck erhalten, dass die Demokraten 'etwas tun', damit sich 'so etwas nicht wiederholt'"(Bankenbailout auf Kosten der Steuerzahler). "Da blieb mir politisch gar nichts anderes übrig, Sie verstehen schon, meine Herren." Aber Sie haben ja auch gesehen, mit welch felsenfester Entschlossenheit wir, die Demokraten, diese Zwangsbremsung in gleichem Tempo wieder rückabwickelten und am Ende bis zur Unkenntlichkeit verstümmelten. Und das, meine Herren, verdanken Sie eben der Tatsache, dass auch ich mich als "eine von Ihnen" fühle.
Untererwähnt blieb in dem Vortrag freilich, dass die Clintons sich das große Geld auf anderem Wege besorgt hatten, nämliche durch fragwürdige Transaktionen der Clinton-Stiftung, bis zur mutmaßlichen Vorteilsnahme bei "Geschäften" mit Ölscheichs, die "gebeten" wurden, im Gegenzug für außenpolitische Gefälligkeiten an die Stiftung zu spenden, und Spendensammlungen für Haiti-Katastrophenopfer, die nur spärlich dort angekommen sein sollen...)
Bei Scholz erfolgt der Kotau vor den Großbanken u. a. dergestalt, dass er Hamburger Banken und deren Direktoren, die knietief im Cum-Cum-Sumpf steckten (den Staat also mit kriminellen Steuerrückerstattungen ausgenommen hatten, die Staatsanwaltschaft sprach von "bandenmäßigem Betrug" und schwerer Steuerhinterziehung), dergestalt helfend unter die Arme griff, dass er die Finanzverwaltung (Finanzamt) "bat", eine ausstehende zweistellige Millionen-Rückforderung verjähren zu lassen. Dazu musste das Finanzamt einfach nur eine fällige Mahnung nicht abschicken, schon konnten sich die Bänker und deren Anwalt an diesem willfährigen Formfehler laben und die Hände reiben. ("Gut gemacht, Olaf, die bist wirklich einer vor uns.")
Scholz ist mithin ein Sozialdemokrat, der gewissenmaßen im Clinton-Kostüm daherkommt. Das merken sogar die ansonsten unbedarften Wähler, die der SPD zuletzt einstellige Ergebnisse bescherten. Linke Volkspartei geht eben anders....
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