Ich möchte mich zu jenen zählen, welche die heutigen Q1 Zahlen nicht so negativ sehen. Die Begründungen des neuen CEO Michael Mertin sind absolut nachvollziehbar - und jedenfalls für mich - glaubwürdig. Ich denke man sollte nicht vergessen, dass AT&S ein ZULIEFERER ist und kein Endproduzent, da hat man nicht alles in der eigenen Hand. Aktuell ist das Unternehmen nach wie vor im wesentlichen von den beiden Hauptkunden AMD (wo es eine Aufwärtsbewegung gibt) und INTEL (wo es eher eine Stagnation wenn nicht Abwärtsbewegung gibt) abhängig. Die größten Belastungen, die AT&S zu stemmen hat, sind die Werke in Kulim - und das ist ja nun wirklich keine Überraschung mehr. Und vor allem: bisher geschafft worden.
Betrachtet man die Sache mit Geduld, die ich mir sowohl zu Beginn mit jahrelanger Seitwärtsbewegung und in den letzten Jahren mit massivem Absturz des Kurses bei dieser Aktie erworben habe, so ist unterm Strich festzuhalten, dass das Geschäft anzieht, die Volumina steigen und einige Faktoren wie insbesonders der "Trumpfaktor" nicht vorhersehbar sind - und was den letzten Punkt angeht, da ist AT&S allerdings wahrlich nicht alleine.... Da denke ich jetzt nicht nur an Trumps auch für die USA riskante Zollpolitik, seinen etwas cholerischen Umgang mit anderen Staaten, insbesonders auch China, sondern auch an sein offensichtliches Interesse, den US Dollar zu schwächen. Man sollte in dem Zusammenhang nicht übersehen, dass einiges an den AT&S Zahlen auch von Währungseffekten betroffen ist. Und von den Zinsen.
Die Frage, die man sich stellen muss ist, bei allen weltpolitischen Unabwägbarkeiten (aber wenn man die "einpreist", sollte man sich für die nächsten 2 - 3 Jahre überhaupt von der Börse zurückziehen), hat man Vertrauen in den neuen CEO und in die technische Qualität von AT&S. Das muss natürlich jeder für sich selbst entscheiden. Fällt die Antwort positiv aus, dann wird das Unternehmen in einem Jahr deutlich besser da stehen als jetzt. Wie gesagt, unter Außerachtlassung des Trumpfaktors.
Rutsch man nochmals auf ? 10 ab, wie das nun im Forum angesprochen wurde ?
Das kann niemand wirklich sagen. Kommen wir zu ? 10.-, dann werden vermutlich auch weniger als ? 10 möglich sein. Das kriegt dann eine Dynamik. Der Absturz zur Stunde um 20 % ist gigantisch - aber ich teile die Meinung, dass da auch Limits gerissen wurden. Wären ? 10.-- gerechtfertigt ? Meiner Meinung nach nicht. Die Talsohle in der Branche ist durchschritten, aber die Lager der Chipfabrikanten und Autohersteller sind eben nicht leer. Auch das Geschäft bei AT&S hat sich bereits jetzt schon verbessert. AT&S liefert - jedenfalls solange sich nichts an der Technologie ändert - die notwendige Qualität und die Werke haben die Kapazität, einen Aufschwung bedienen zu können. Die Abschreibungen wurden in der Vergangenheit begründet - aber bisher in den schwierigsten Zeiten gestemmt, also sollte das auch in den besser werdenen Jahren klappen.
China wird zunehmend als Wirtschaftsfaktor die USA ablösen (natürlich nicht "sofort"). Aber man beachte, dass nicht jeder mit Apple telefoniert und soweit es Elektroautos betrifft, gibt es in der Zwischenzeit ernsthafte Konkurrenz aus China. Das gilt auch für den KI Boom und in der Rüstungsindustrie schläft China sowieso nicht, sonst würde Trump nicht so ein Theater machen. Da steckt überall Digitales drin. Da sollte man nicht vergessen, dass AT&S eben nicht nur in Leoben oder Kulim oder Indien produziert ....
AUSNAHMSWEISE schließe ich mich der (von mir ansonsten sehr kritisierten) Ansicht des "alten" Herrn Gerstenmayers an, dass momentan die Börsenkurse nicht das Hauptaugenmerk des Unternehmens braucht. Übernahmekurse haben wir schon längst, da muss nichts mehr verteidigt werden (jedenfalls aktuell nicht). Leider auch nicht die Dividende. Wenn AT&S die kommenden 9 Monate gut über die Runden bringt, dann werden die Kurse signifikant steigen. Die Dividende vermutlich erst in zwei Jahren. Wer schnellere Gewinne (an der Börse) sehen will, der wird sich wohl von diesem Titel verabschieden. Und genau das passiert halt eben. Ist aber nichts Aufregendes, passiert bei jeder Aktie ab und zu mal. Auch bei NVIDIA, wenn da auch nur ein Fünckchen nicht ins Bild passt. Wer die nötige Geduld / Nervenstärke aufbringt, hat die größeren Chancen, dass es am Ende gut ausgeht. Ein Kursminus von 20 % sehe ich in den Zahlen jedenfalls nicht.
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