Nach Meinung des Vorstandsvorsitzenden der staatlichen Ölgesellschaft Libyens dürften sich die Notierungen jedoch bei 60 USD pro Barrel oder höher einpendeln. Einen Rückfall auf 40 bis 50 USD oder gar tiefer halte er vor dem Hintergrund geopolitischer Faktoren, der knappen Raffineriekapazitäten und der weiterhin wachsenden Ölnachfrage für unwahrscheinlich. Der saudische Ölminister halte die aktuellen Preise für "vernünftig für Konjunktur und Produzenten". OPEC-Präsident Daukoru sehe in dem Verfall des Preises noch nicht die Notwendigkeit, sofort zu Quotenkürzungen zu greifen und wolle eine Stabilisierung des Marktes abwarten.
Aus seinen Hinweisen auf den bevorstehenden Winter und die Verschiebung der Inbetriebnahme des "Thunder Horse"-Ölfeldes im Golf von Mexiko lasse sich nach Erachten der Analysten ebenfalls die Erwartung wieder leicht steigender Preise ablesen. Nach Informationen des Beratungsunternehmens Petrologistics habe die OPEC bereits begonnen, die Förderung zurückzufahren, um einen weiteren Preisverfall zu verhindern. Demnach hätten Saudi Arabien und Iran zusammen mit einigen kleineren Mitgliedsstaaten ihre Produktion im September um rund 400 Tsd. bpd gegenüber dem Vormonat gedrosselt.
Der Betreiber BP habe die Verschiebung von "Thunder Horse" bekannt gegeben, nachdem bei verschiedenen Sicherheitstests Materialfehler an der Konstruktion der Bohrplattform entdeckt worden seien. Die Reparatur dieser Teile werde nach BP-Angaben einige Monate in Anspruch nehmen, sodass der Termin für den Produktionsstart von bisher 2007 auf frühestens Mitte 2008 habe verschoben werden müssen. Das Projekt sei für eine Ölförderung von bis zu 250 Tsd. bpd vorgesehen und damit eine der wichtigsten neuen Produktionsquellen im Golf von Mexiko. Durch die Verzögerung werde das Wachstum der Nicht-OPEC-Förderung im kommenden Jahr um rund 100 Tsd. bpd geringer ausfallen und den Bedarf an OPEC-Öl entsprechend erhöhen.
Das Investitionsklima in Russlands Öl- und Gasbranche für ausländische Unternehmen verschlechtere sich derzeit deutlich. Exxon Mobil habe aufgrund einer staatlich angeordneten technischen Überprüfung die Produktion auf dem fernöstlichen Öl- und Gasfeld Sachalin 1 stoppen müssen. Bei Royal Dutch Shell seien die Entwicklungsarbeiten an Sachalin 2 nach dem Entzug einer Umweltlizenz zunächst eingestellt worden und auch auf dem ostsibirischen Gasfeld Kowytka, das von der BP-Tochter TNK-BP entwickelt werde, solle es Marktgerüchten zufolge Schwierigkeiten mit den Behörden geben.
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