Drillisch will die Nummer drei der Branche werden Im Börsenfrühstück nennt Vorstand Marc Brucherseifer den TecDax als Ziel für den Handy-Service-Provider Seinen bislang grössten Coup hat er gerade hinter sich. Ende vergangenen Jahres übernahm Marc Brucherseifer als Chef von Drillisch den doppelt so großen, profitablen Konkurrenten Victor-Vox. Damit katapultierte sich Drillisch unter den Mobilfunk-Serviceprovidern auf Rang vier.
Doch Brucherseifer will mehr. "Wir wollen die Nummer drei werden", sagt er. Dazu schielt er auf die nächstkleineren Firmen der Branche, Carphone Warehouse/The Phone House und Telco. "Wir haben bereits Gespräche geführt, im Moment gibt es aber keine Verkaufsbereitschaft", so Brucherseifer. "2005 werden wir das Thema aber wieder aufgreifen." Und auch für die Aktie nennt er ein ehrgeiziges Ziel: "Wir wollen in den TecDax."
Die Mobilfunk-Serviceprovider verdienen ihr Geld, indem sie Mobilfunkminuten von den vier Netzbetreibern erwerben und unter eigenem Namen weiterverkaufen. Marktführer ist Debitel, vor Mobilcom und Talkline. Victor-Vox war die Nummer vier, weit vor Drillisch. "Wir hatten einfach einen günstigen Moment genutzt", erklärt Brucherseifer heute, wie die Akquisition von Victor-Vox überhaupt möglich war.
Drillisch hatte sehr frühzeitig auf die veränderte Situation im Mobilfunkmarkt reagiert, Kosten reduziert und Schulden abgebaut. Victor-Vox hatte dagegen Anteilseigner, die Ende der 90er-Jahre eingestiegen waren und auf einen Börsengang des Unternehmens gesetzt hatten. Diese Träume hatten sich zerschlagen und so suchten sie nach einem Ausweg. Der einzige mögliche Käufer war in dieser Lage Drillisch, denn alle anderen Wettbewerber waren mit sich selbst beschäftigt.
Inzwischen ist der Integrationsprozess bei Drillisch weitgehend abgeschlossen und Brucherseifer baut schon wieder Cash-Positionen auf für die weitere Expansion. Ende Juni waren rund 15 Millionen Euro in der Firmenkasse, Schulden hat Drillisch keine.
So lange die kleineren Wettbewerber nicht zu einem Verkauf bereit sind, will Brucherseifer allerdings allein weiter wachsen, obwohl das heute im Mobilfunkmarkt sehr schwer geworden ist. "Bei Neukunden setzen wir vorrangig auf Prepaid-Karten, also Karten mit einem vorausbezahlten Guthaben", sagt er. Die Bindung dieser Kunden an das Unternehmen ist zwar deutlich geringer als bei Vertragskunden. Dafür ist die Gewinnung neuer Kunden aber wesentlich kostengünstiger.
"Wir haben den Vorteil, dass wir eine Technologie entwickelt haben, um Nachladeguthaben komfortabel über unsere Partner zu vermarkten", sagt Brucherseifer. So stehen bundesweit in 240 Filialen von Burger-King Terminals, an denen Kunden elektronische Cash-Karten zur Aufladung ihres Handyguthabens kaufen können. "King-Terminals" heißen die Geräte bei der Restaurantkette, bei Drillisch läuft das System unter dem Namen "G-Paid". Analysten gehen davon aus, dass G-Paid im laufenden Jahr schon rund 1,2 Millionen Euro zum Ergebnis vor Steuern und Abschreibungen (Ebitda) beitragen wird.
In diesem Jahr will Brucherseifer ein Ebitda von 22 Millionen Euro erreichen bei einem Umsatz von rund 355 Millionen Euro. Für 2005 will er noch keine konkreten Planziele nennen. "Aber wir wollen schneller als der Markt wachsen", sagt er. Das Marktwachstum beziffert er auf zwei bis drei Prozent. "Das Ebitda soll noch schneller wachsen." Dazu trägt auch bei, dass Drillisch im kommenden Jahr die Früchte aus der Integration von Victor-Vox ernten kann.
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