Studie Richtig gefiltert bieten gefallene Engel Kurschancen
15. Oktober 2004 Der Neue Markt ist längst Schnee von Gestern und viele der in diesem Segment gelisteten Titel sind in der Versenkung verschwunden. Dabei fanden sich unter den in dem Wachstumssegment gelisteten Unternehmen schon immer einige interessante Werte. Das Problem war nur, die Perlen unter den vielen Kröten zu entdecken.
Die Analysten beim unabhängigen Analysehaus Solventis beschäftigen sich in ihrem Universum weiterhin mit einem Teil der ehemals am Neuen Markt gelisteten Unternehmen. Und in einem Teilbereich ihrer Researcharbeit gehen sie seit einiger Zeit der Frage nach, welche Titel einen zweiten Blick wert sind.
Regelmäßig bessere Ergebnisse als der TecDax
Unter dem Titel „Gefallene Engel sind begehrt” haben die Analysten Klaus Schlote und Alexandre Libman ihre Kenntnisse zusammengefaßt. Als Ergebnis der bisherigen Arbeiten läßt sich dabei festhalten, daß die ermittelten Titel regelmäßig besser abschneiden als der Vergleichsmaßstab TecDax (siehe Grafik).
Dieses Ergebnis deutet darauf hin, daß dahinter mehr steckt als purer Zufall. Dafür spricht auch der strenge Ausleseprozeß, den potenzielle Portfolio-Kandidaten durchlaufen müssen. So wird von den 188 ehemaligen Werten des Neuen Marktes, die jetzt im Prime Standard der Deutschen Börse gelistet sind, unter anderem die Erfüllung folgender Kriterien verlangt. Wachstum auf Umsatz- und Margenebene, steigende Liquidität, sinkende Nettoverschuldung und eine Eigenkapitalquote von über 20 Prozent.
Passiert werden diese Auswahlhürden von insgesamt 29 Unternehmen (Micronas, Mühlbauer, OHB, Technotrans, Nemetschek, Balda, Telegate, ADVA, United Internet, Cenit, Eckert & Ziegler, Rofin-Sinar, AT&S, Silicon Sensor, Sunways, Softing, Funkwerk, Linos, Cansom, Drillisch, Pulsion, Basler, Advanced Vision, Elmos, Brain Force Software, Bechtle, Centrotec, TDS und VI(Z)RT.
Zahlreiche Bewertungskriterien
Diese Werte werden dann anschließend noch einem fundamentalen Ranking-Verfahren unterzogen. Hier fließen Indikatoren wie Umsatz, Gewinn cor Steuern und Zinsen (Ebit), Jahresüberschuß, Cash Flow aus betrieblicher Tätigkeit, Nettoverschuldung und liquide Mittel ein.
Außerdem finden neben dem fundamentalen Ranking auch die Punkte Börsenliquidität und Kurs-Gewinn-Verhältnis Berücksichtigung. Denn laut Solventis deutet eine unterdurchschnittliche Börsenliquidität und ein unterdurchschnittliches Kurs-Gewinn-Verhältnis darauf hin, daß die gute fundamentale Verfassung eines Unternehmens vom Markt noch nicht hinreichend erkannt worden ist.
Aktien mit Übernahmephantasie noch interessanter
Noch spannender wird eine Aktie natürlich dann, wenn sie auch einen Schuß Übernahmephantasie beinhaltet. Die Titel, die die zuvor erwähnten Kriterien erfüllt haben, scheinen wegen ihrer guten fundamentalen Verfassung fast prädestiniert als Übernahmeziele zu sein. Und in der Tat wittert Solventis bei 15 der 29 ausgewählten Unternehmen basierend auf weiteren Kriterien wie Marktstellung (Marktanteil, Wettbewerbsposition, Markennamen, Fokussierung) und der Aktionärsstruktur sowie der Bewertung und Branchenzugehörigkeit Übernahmechancen. Im einzelnen handelt es sich dabei um die Aktien Balda, Basler, Elmos, Cancom, Cenit, Eckert & Ziegler, Funkwerk, Linos, Mühlbauer, Nemetschek, OHB, Pulsion, Silicon Sensor, Telegate und United Internet.
Der Kreis potenzieller Übernahmekandidaten läßt sich laut Solventis weiter einschränken, wenn man insbesondere auf solche Unternehmen schaut, die ein unterdurchschnittliches Kurs-Gewinn-Verhältnis aufweisen. Denn dadurch zeichnet sich mit MIS, P&I und SAP SI auch einige Unternehmen aus, die zuletzt bereits übernommen wurden. Unter Beachtung dieses Zusatzkriteriums verbleiben dann och die Werte Balda, Basler, Cenit, Elmos, Linos, OHB und Telegate.
Text: @JüB
quelle: F.A.Z.
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