Nokia: Das Handy-Geschäft lässt hoffen
Helsinki - Aus Finnland kommen zum Wochenende Nachrichten, die in ansonsten schweren Zeiten Hoffnung machen: Nokia hat nach Angaben vom Freitag im dritten Quartal eine operative Gewinnmarge von 15,2 Prozent erzielt. Dies war zwar weniger als im Vorjahr, übertraf gleichwohl die reduzierten Erwartungen der Experten. Handy- und Netztechnik-Geschäft entwickelten sich unterschiedlich. Der Umsatzrückgang fiel etwas stärker aus als vom Unternehmen im September prognostiziert. Der Nettogewin ging um 18 Prozent zurück. Beim Ausblick auf das kommende Quartal will das Mobilfunk-Schwergewicht auch beim Umsatz und bei der Rentabilität zulegen. Die Aktienmärkte dankten es den Finnen mit einem satten Kursgewinn.
Margen bei Handy und Netz differieren stark
Nokia bezifferte die operative Marge der Handy-Sparte mit 19,0 nach 19,6 Prozent im Vorjahresquartal. Die Marge der Netz-Sparte halbierte sich dagegen auf 9,3 Prozent. Da die Handysparte für rund 75 Prozent des Gesamtumsatzes gut ist, schlägt der Einbruch der Netz-Sparte nicht ganz so stark auf die Gesamtmarge durch. Die Umsatzerlöse sanken um sieben Prozent auf 7,05 Mrd EUR, Nokia hatte im September noch ein Minus von fünf Prozent erwartet. Der Gewinn je Aktie landete bei 0,16 EUR und damit einen Cent höher als die Analysten von SME Direct kalkuliert hatten. Der Vorsteuergewinn blieb um 22 Prozent unter dem des Vorjahres.
Der Blick nach vorn: Für das vierte Quartal rechnen die Finnen mit einem Pro-Forma-Ergebnis je Aktie von 0,18 bis 0,20 EUR. Der Umsatz soll um ein Fünftel gesteigert werden. Für das wichtige Handygeschäft rechnen die Finnen mit einer Stabilisierung der Marktbedingungen. Der Umsatz mit Handys werde im Vorquartalsvergleich bis Dezember sogar um 25 Prozent zulegen und das Vorjahresniveau nahezu erreichen. Das künftige Wachstum des Handymarktes insgesamt hänge von der technischen Entwicklung neuer Geräte, aber auch von den angebotenen Dienstleistungen ab.
Neue Handy-Modelle mit neuem Konzept
In diesem Zusammenhang kündigte Nokia die Markteinführung einiger neuer Handy-Modelle für die nächsten Monate an; darunter seien einige Geräte mit völlig neuem Konzept. Die Handy-Lagerbestände befinden sich dem Unternehmen zufolge mittlerweile wieder auf einem normalen Niveau. Chairman und CEO Jorma Ollila räumte ein, das Marktumfeld habe einen "unausweichlichen Einfluss" auf das Geschäft gehabt. Eine voraussichtlich steigende Nachfrage nach UMTS-Netzwerkausrüstung 2002 lässt Nokia an ihrer früheren Prognose festhalten, irgendwann in 2002 wieder 25 bis 35 Prozent Wachstum zu realisieren.
Im Pro-forma-Ergebnis für das dritte Quartal sind einmalige Sondereinflüsse von 787 Mio EUR nicht enthalten. Das Unternehmen nahm nach eigenen Angaben Rückstellungen von insgesamt 714 Mio EUR für mögliche Kreditausfälle des türkischen Mobilfunkanbieters Telsim und des insolventen britischen Anbieters Dolphin vor. Laut Nokia sind damit alle Risiken aus den Verträgen mit den beiden genannten Gesellschaften gedeckt. Allerdings versuche der Konzern weiterhin, die Kredite zu retten.
Analyst: Margen bei Mobiltelefonen "beachtlich"
Analyst Mika Paloranta von Nordea Securities sah die Zahlen im Großen und Ganzen im Rahmen der Erwartungen. Angesichts des relativ veralteten Produktportfolios und des Marktumfeldes sei die Verbesserung der Margen im Bereich Mobiltelefon beachtlich. Das Ergebnis der Netzwerksparte liege jedoch unter den Erwartungen. Die Prognosen für den Gewinn je Aktie im vierten Quartal seien "in line" und die Prognose für den Gewinn je Aktie 2002 wird beibehalten. Die Aktie legte bis 13.45 Uhr mit 5,3 Prozent auf 21,85 EUR kräftig zu.
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