Schaut man sich mal die Nordex-Analystenschätzungen an, dann sind die nicht allzu hoch meiner Meinung nach. Dieser Sachverhalt könnte einer der größten Kurstreiber der Nordex-Aktie werden.
Die Erwartungshaltung an Nordex war und ist nicht allzu hoch. Das war der Grund warum die einzelnen Analysten in diesem Jahr ihre Nordex-Kursziele deutlich anpassen mussten wie z.B.
- Warburg von 2,80 auf 6,50 ?
- Deutsche Bank von 3 auf 6 ?
- HSBC von 2,80 auf 5,75 ?
- Commerzbank von 3,50 auf 5 ?
Bei diesen ganzen Kurszielerhöhungen bekommt man irgendwie das Gefühl nicht los, dass die Herren Analysten ihre Kursziele dem Nordex-Kursverlauf anpassen mussten.
Schaut man sich mal die durchschnittlichen Analystenschätzungen an für 2013, 2014 und 2015, dann sind die Prognosen nun wirklich alles andere als hoch angesetzt:
2013:
Umsatz: 1,22 Mrd. ?; EBITA: 65,9 Mio. ?; EBIT: 31,3 Mio. ? (2,6%); Nettogewinn 8,1 Mio. ? bzw. Gewinn je Aktie von 0,11 ?; Free Cash Flow: - 26 Mio. ?
2014:
Umsatz: 1,27 Mrd. ?; EBITA: 81,5 Mio. ?; EBIT: 42,9 Mio. ? (3,4%); Nettogewinn 16,2 Mio. ? bzw. Gewinn je Aktie von 0,22 ?; Free Cash Flow: - 16 Mio. ?
2015:
Umsatz: 1,33 Mrd. ?; EBITA: 98,6 Mio. ?; EBIT: 55,1 Mio. ? (4,1%); Nettogewinn 27,2 Mio. ? bzw. Gewinn je Aktie von 0,37 ?; Free Cash Flow: - 2 Mio. ?
Diese durchschnittliche Analystenschätzungen sind gespeist von Jefferies, der Commerzbank, Warburg Research, Cheuvreux, Macquarie Research, UniCredit, WestLB, DZ Bank, Ardour Capital,NordLB, SRH AlsterResearch AG, Bryan Garnier, Liberum Capital, Montega AG und Alphavalue.
Die Deutsche Bank kommentierte ihr neues Kursziel von 6 ? damit, dass die "positiven Entwicklungen weitgehend im Kurs eingepreist sind". Schaut man sich die Analystenschätzungen an, dann trifft das durchaus zu mit einem 2013er KGV von 54 (Gamesa 38, Vestas negativ), dem 2014er KGV von 27 (Gamesa 21, Vestas 31) und dem 2015er KGV von 16 (Gamesa 13, Vestas 21). Auch das für mich wichtigere 2014er EV/EBITA mit 5,6 (Gamesa 5,8, Vestas 6,1) würde einen Kurs von 6 ? als einigermaßen fair bewertet ansehen.
Die große Frage ist halt wie gut bzw. wie schlecht sind die Analystenprognosen ? Es ist halt mal so, dass große strukturelle und operative Anpassungen wie bei Nordex im letzten Jahr geschehen sind, immer sehr schwer einzuschätzen sind und ein gut restrukturiertes Unternehmen meist eine nicht abzuschätzende (Eigen)Dynamik im Volumina, aber vor allem bei den Gewinnmargen an den Tag legt.
Die Analysten gehen im Durchschnitt lediglich für 2014 und 2015 von einem Umsatzwachstum von 50 Mio. ? bzw. 4% respektive 60 Mio. ? bzw. 4,7% aus. Das ist für mich dann schon ein Stück zu wenig an prognostizierten Wachstum, wenn ich berücksichtige, dass z.B. Nordex tiefer in das Turnkey-Geschäft einsteigen wird und dass die Windbranche nach wie vor eine Wachstumsbranche ist, obwohl es in diesem Jahr einen mehr oder weniger deutlichen globalen Nachfragerückgang geben wird.
Die Windbranche wird von vielen Analysten aufgrund des doch zu erwartetem kräftigen Nachfragerückganges in diesem Jahr von um die 15% (noch) sehr skeptisch gesehen. Jedoch deutet sehr vieles daraufhin, dass diese 2013er Delle im nächsten wieder komplett ausgemerzt werden wird und die Windbranche ihren bisherigen Wachstumspfad unbeirrt fortsetzen wird. Das Global Wind Energy Council (GWEC)erwartet für 2014 eine Nachfrage von 45 GW und damit ein Wachstum gegenüber diesem Jahr von 7 GW bzw. 18%.
50 bis 54 GW an neu gebauten Windkapazitäten in 2015 halte ich für durchaus realistisch:
Asien: 25 GW, davon China alleine 20 GW (2013e: 19 GW)
Europa: 12 GW (2013e: 10 GW)
Nordamerika: 10 GW (2013e: 7 GW)
Lateinamerika: 3 GW (2013e: 1,5 GW)
Afrika: 1 GW (2013e: 0,3 GW)
Pazifik: 1 GW (2013e: 0,8 GW)
Mittlerer Osten: 0,5 GW (2013e: 0,1 GW)
50 bis 54 GW an neu installierten Windkapazitäten in 2015 wären ein Nachfrageplus gegenüber diesem Jahr von rd. 12 bis 16 GW bzw. 32 bis 42%. An den von mir erwartendem Branchenwachstum sollte Nordex eigentlich schon einigermaßen antizipieren können. Bei den Nordex-Analystenumsatzerwartungen ist ein großes Nachfragwachstum für die Windbranche so gut wie nicht erkennbar. Wobei aber der nach wie vor der Kostendruck für die gesamte Windbranche vorhanden ist. Der hat sich aber mittlerweile abgeschwächt gegenüber 2011 bzw. 2012, vor allem durch neue Anlagentypen wie z.B. durch die Nordex Schwachwindanlage N117 mit der Nordex im deutschen Binnenland (z.B. Baden Württemberg, Bayern) punkten konnte und auch noch weiter punkten wird. Jedoch gibt es immer noch große Überkapazitäten bei Produktionskapazitäten von schätzungsweise 70 bis 75 GW. Das wird dann schon noch ein gutes Weilchen dauern bis diese Überkapazitäten abgebaut sein werden. Bei Solar wird das wohl wesentlich schneller der Fall sein und wohl schon Mitte 2014 oder spätestens Mitte 2015 so weit sein.
Für Nordex dürften vor allem Länder wie Südafrika, Pakistan oder Thailand als größere neue Windmärkte sehr interessant werden. Auch der Mittlere Osten hat mittlerweile Wind entdeckt und Lateinamerika mit Brasilien, Chile, Argentinien und Uruguay könnten für Nordex hoch interessante Märkte werden. Dazu ein stabiler europäischer Markt und somit sollte Nordex das erwartete Analystenumsatzwachstum von um die 4% in 2014 und 2015 fast problemlos erreichen können. Jetzt kommt aber das große Aber, denn die anstehende Reform des deutschen EEGs nach der Bundestagswahl könnte für Nordex durchaus ein (großes) Problem werden. Das ist ein nicht zu unterschätzender Unsicherheitsfaktor, der schon Auswirkungen zeigt, denn geplante Windprojekte in Deutschland für 2014 werden nur noch unter Vorbehalt finanziert. Sollte hier was deutlich negatives kommen, dann wird das der Nordex-Aktie mit ganz großer Wahrscheinlichkeit nicht allzu gut tun.
Bei allen EEs-Aktien, ob Solar oder Wind, sollte meiner Meinung nach ohnehin nur auf Sicht investiert werden und vor allem sollte man sich nie in eine Aktie verlieben, was leider bei Solar- wie auch bei Windaktien sehr oft vorkommt. So was geht zu 80% meist schief.
Lange Rede kurzer Sinn, die Post ist jetzt doch recht lang geworden. Ich sehe jedenfalls bei den Analystenschätzungen deutliche Luft nach oben. Das gilt für 2013 wie auch für 2014.
Für 2014 erwarte ich einen Umsatz von 1,34 bis 1,36 Mrd. ? (+ 5,5 bis 7% gg. Analysten) und ein EBIT zwischen 52 bis 57 Mio. ? (+ 21 bis 32% gg. Analysten), da bei besserer Auslastung die EBIT-Marge steigen wird. Durch die geringe EBIT-Marge hat Nordex ohnehin einen recht hohen Gewinnhebel. Würde ein Gewinn je Aktie zwischen 0,35 bis 0,39 ? bedeuten. Ist jetzt eine recht optimistische Schätzung, aber ich bin absolut der Meinung, dass Nordex im letzten Jahr die richtigen Entscheidungen getroffen hat und die globale Windbranche wieder kräftig wachsen wird.
Im Prinzip entspricht meine 2014er Nordex-Schätzung im Groben und Ganzen den 2015er Analystenschätzungen. Die Grundvoraussetzung für meine Schätzungen ist aber, dass es durch die EEG-Reform in Deutschland zu keinen großartigen Nachfragerückgang im Nordex-Heimatmarkt kommen darf. Deutschland ist halt mal für Nordex der wichtigste Markt.
Übrigens liegt die höchste 2014er Umsatzschätzung bei 1,32 Mrd. ? (niedrigste bei 1,2 Mrd. ?) und die höchste Gewinn je Aktie-Schätzung bei 0,30 ? (niedrigste bei 0,17 ?).
Ich bin überzeugt davon, dass Nordex in den nächsten Quartalen die Analysten quasi nötigen wird ihre Prognosen/Schätzungen nach oben zu revidieren und das sollte der Nordex-Aktie richtig gut tun.
Ich gehe mal davon aus, dass wir bei Kursen von um die 10 ? eine Kapitalerhöhung erleben werden. Irgendwie muss das Wachstum auch bezahlt werden (z.B. Working Capital), eine Cash Cow ist Nordex leider (noch) nicht, und auch die 2016er Anleihe über 150 Mio. ? muss ausbezahlt werden. Mit einer 10 bis 20%igen Kapitalerhöhung rechne ich. Sollte aber der Nordex-Aktie dann nicht unbedingt weh tun, insofern Nordex ein schönes Umsatzwachstum bei einem überproportionalen Gewinnwachstum bis Ende 2014/Mitte 2015 hinlegen wird. Dass das Nordex tun wird, davon bin ich überzeugt.