Vielleicht ist das Wort "Mitgefühl" nicht das, was wirklich gemeint ist. Ich habe das Gefühl, dass ich annähernd nachempfinden kann, was in denjenigen vorgeht, die enorme Verluste (derzeit) haben. WIRKLICH fühlen kann ich das nicht, weil ich die Umstände, in denen die einzelnen Betroffenen leben, ihre grundsätzliche finanzielle Situation, etc.), gar nicht kenne. Ich weiß nur, was Betroffene hier dankenswerterweise schildern (und das ist überhaupt nicht selbstverständlich, deshalb "Hut ab!" und volle Anerkennung). Letztlich müssen sie ihre Anlageentscheidung mit allen Folgen selbst verantworten. Dieses ist schon häufig erwähnt worden und ich habe nicht die Absicht, hier noch nachzutreten. Aber bewusst machen müssen sie es sich: schonungslose Ehrlichkeit zu sich selbst ist angesagt. Davon zu trennen ist das Prüfen von Möglichkeiten, den Verlust irgendwie zu begrenzen (wenn noch nicht verkauft ist) oder - vielleicht gemeinsam mit anderen - zu versuchen, sich die Kohle im Wege einer Klage wiederzuholen (wenn möglich). Diese Möglichkeit(en) müssen eben erstmal festgestellt werden, und dazu bedient man sich Menschen, die objektiv einen Blick auf die Sachlage haben.
Die Frage "Gutmensch oder nicht?" stellt sich also gar nicht. Russenfreund und Zupetta haben beide recht bzw. sind in meinen Augen gar nicht so weit auseinander. Der eine hat eine harte Ansage auf Grund von gemachten Erfahrungen (ich war übrigens schon 2 Jahre alt und spielte bereits in der Sandkiste, als er geboren wurde), die andere ist etwas gefühlsbetonter, aber deswegen eben auch nicht schlechter in ihre Einschätzung der Lage bei den Betroffenen.
Ich denke auch - und kann das für mich in jedem Fall nach 37 Jahren an der Börse bestätigen - wir haben alle schon irgendwelche Verluste gehabt (nicht nur finanzieller Art), die uns an den Rand der Verzweiflung gebracht haben. Ein Verkehrsunfall als Autofahrer mit einem Motorradfahrer, der den Unfall schuldhaft verursacht hat und ums Leben kam, bedeutet für mich zwar keinen Verlust physischer Art bei mir, aber ich bilde mir ein, empfinden zu können, wie die Hinterbliebenen getroffen wurden und was es für sie bedeutet hat (und es wohl noch tut).
Gemachte Erfahrungen jeglicher Art bringen uns voran. Man erkennt das erst mit etwas Abstand zum Geschehen. Die Tatsache, dass hier einige offen über ihre finanzielle Seite berichten, hilft uns sicher auch allen. Hier mag jeder das für sich relevante herauslesen oder annehmen.
Nochmal vielen Dank für die Offenheit.
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