Vorurteile gegen Fremde in Europa weit verbreitet
In vielen Ländern Europas sind Vorurteile gegen Ausländer, aber auch gegen Muslime, Juden, Frauen und Homosexuelle weit verbreitet. Vor allem in Ungarn und Polen finden sich negative Einstellungen. Das ergab eine "Studie über gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit in Europa". Am tolerantesten: die Niederlande.
Befragt wurden jeweils 1000 Menschen ab 16 Jahren in acht Mitgliedsländern der Europäischen Union. Koordiniert wurde die europaweite Studie vom Bielefelder Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung.
Der Grünen-Vorsitzende Cem Özdemir sprach bei der Präsentation der Ergebnisse von einer ?dramatischen Situation? für Europa. ?Gerade weil niemand als Demokrat geboren wird?, müsse in den Bildungseinrichtungen mehr Wert auf ?eine aktive Erziehung zur Demokratie? gelegt werden.
So stimmt laut Studie beispielsweise jeder zweite Europäer (50,4 Prozent) der Aussage zu, ?dass es zu viele Einwanderer in seinem Land gibt? und 54,4 Prozent sind der Meinung, dass der Islam eine Religion der Intoleranz ist.
Dabei variieren die Werte von Land zu Land zum Teil erheblich. So sind in Polen nur 27,1 Prozent der Meinung, dass es zu viele Einwanderer im Land gibt, in den Niederlanden sind es 46 Prozent und in Italien mit 62,4 Prozent die meisten Befragten im europäischen Vergleich.
Knapp jeder Vierte (24,4 Prozent) ist der Meinung, dass Juden ?zu viel Einfluss? im Land haben. Und fast ein Drittel (31,1 Prozent) plädiert ?eher oder voll und ganz? dafür, dass es eine ?natürliche Hierarchie zwischen Schwarzen und Weißen? gibt.
Zudem befürwortet eine Mehrheit der Europäer (60,2 Prozent) traditionelle Geschlechterrollen und fordert, Frauen sollten ihre Rolle als Mutter und Hausfrau ernster nehmen. 42,6 Prozent lehnen gleiche Rechte für Schwule und Lesben ab und beurteilen Homosexualität als ?unmoralisch?.
ls positiv bezeichnete Özdemir die durch die Studie belegte Tatsache, dass in sechs von acht Ländern der persönliche Kontakt von Menschen beispielsweise zu Migranten, Juden oder Homosexuellen zu einem Abbau von Vorurteilen auch gegenüber anderen Gruppen geführt hat. Befragt wurden Menschen in Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Italien, den Niederlanden, Portugal, Polen und Ungarn.
Die Vorsitzende der Amadeu-Antonio-Stiftung, Anetta Kahane, sprach von einem ?alarmierenden Ausmaß an Vorurteilen? und forderte gemeinsame europäische Initiativen, um ?eine gemeinsame nicht rassistische Zivilgesellschaft zu entwickeln?. Zugleich warnte sie vor einer Bedrohung der Demokratie durch die verbreitete Menschenfeindlichkeit.
Laut dem Leiter der Studie, dem Sozialwissenschaftler Andreas Zick, sind autoritäre Einstellungen bei Menschen ?wichtig, um Vorurteile zu erklären?. So seien bei Menschen zum Beispiel ?mehr Vorurteile gegenüber einigen Zielgruppen? festzustellen, ?wenn sie sich mehr Disziplin und ein schärferes Vorgehen gegenüber Unruhestiftern wünschen?.
Hinzu komme, ?je religiöser sie sich selbst einschätzen, desto eher tendieren sie zu gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit?. Zudem würden Vorurteile mit höherem Alter und geringerer Bildung zunehmen.
Quelle: http://www.welt.de/wissenschaft/article5204486/...eit-verbreitet.html
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