In der Spielhölle - Die Glücksspielbranche boomt (EuramS) Sonntag 26. Juni 2005, 10:46 Uhr Die Glücksspielbranche boomt. Jetzt kommt mit Party Gaming ein Riese an die Börse von Tobias Meister
Die Investmentbanker von Dresdner Kleinwort Wasserstein haben derzeit gute Karten. Am Montag wollen sie den Glücksspielanbieter Party Gaming in London an die Börse bringen - größter Börsengang Englands seit vier Jahren. Auf sieben bis acht Milliarden Euro wird sich der Wert des Unternehmens summieren. Das entspricht der Größenordnung von DAX -Konzernen wie Linde oder ThyssenKrupp. Die Größenordnung schreckt Investoren nicht: Die Plazierung sei - nach einer Preissenkung - in trockenen Tüchern, heißt es aus London. Dabei machen die Altaktionäre kräftig Kasse. Sie geben 23 Prozent ihrer Aktien ab, frisches Geld wird das Unternehmen bei dem Börsengang nicht einsammeln.
Die Bewertung mutet überzogen an, doch das Geschäftsmodell von Party Gaming hat's in sich. Stündlich werden im Internet unzählige Pokerrunden organisiert, an denen einige tausend Spieler teilnehmen. Gewinner einer jeden Runde ist immer Party Gaming, da von dem Einsatz stets eine Kommission von zwei Prozent eingezogen wird. Das führt zu traumhaften Renditen: Im jüngsten Quartal erwirtschaftete die in Gibraltar ansässige Online-Zockerbude bei 222 Millionen Dollar Umsatz einen Gewinn von 128 Millionen Dollar.
In den kommenden Jahren soll der Umsatz von 602 Millionen (2004) auf 1,75 Millionen Dollar ansteigen. Dabei ist auch die Übernahme einiger kleinerer Mitbewerber geplant. Party Gaming will dabei die hohe Börsenbewertung nutzen, um mit eigenen Aktien zu bezahlen. Egal ob Internetcasinos, Poker, Lotto oder Sportwetten, der Markt für Glücksspiele boomt. Der Clou: Die Firmen sind, ähnlich wie das Internetauktionshaus Ebay, eigentlich nichts anderes als Anbieter von spezieller Internetsoftware. Ist die einmal entwickelt und hat sich am Markt durchgesetzt, sind die zusätzlichen Kosten bei der Expansion gering. Entsprechend hoch sind die Gewinnsteigerungen. Doch es gibt auch Risiken. "Um sich vor Reinfällen zu schützen, sollten Anleger darauf achten, daß die Unternehmen eine eigene Software oder eine starke Marktstellung haben", erklärt Robert Suckel von SES Research. Demnach verbietet sich ein Investment in die Aktien von Empire Poker. Die Firma vermarktet nur ihren Namen, die Software kommt von Party Gaming.
Auch in Europa stehen Wettaktien hoch im Kurs. Ein Hauptgewinn war in den vergangenen zwölf Monaten auch die Aktie des österreichischen Anbieters von Online-Sportwetten, Betandwin (Wien: BWIN.VI - Nachrichten) .com. Das Papier stieg um 500 Prozent. Dabei macht das Unternehmen kaum Gewinn. "In den kommenden Jahren werden wir nur sehr zarte Gewinne ausweisen, da wir die freien Mittel sofort reinvestieren, um weitere Marktanteile zu gewinnen", erklärt Vorstand Manfred Bodner. So übernahm er am Freitag den größten griechischen Sportwettenanbieter Betoto. Zudem gilt Betandwinals Profiteur der Fußball-Weltmeisterschaft im nächsten Jahr. Bod-ner: "Während eines solchen Großereignisses verdoppeln sich unsere Umsätze." Darauf würde er sogar wetten.
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Schönes Rest-Wochenende Euch allen!
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