Der Absatz von Solaranlagen wird sich 2010 verdoppeln, die Quartalszahlen fallen besser aus als gedacht – und auch die Aussichten für 2011 sind gar nicht so trübe.
Die (deutsche) Solarbranche ist schon oft totgesagt worden. Erst drückten Überkapazitäten die Preise, dann bremste die Finanzkrise die Kreditvergabe für Großprojekte. Mitte 2010 läuteten Kritiker erneut die Totenglocke: Die außerplanmäßige Kürzung der Einspeisevergütung um insgesamt 16 Prozent im zweiten Halbjahr werde die Branche nicht überleben.
Weit gefehlt. Getrieben von der Angst, bald weniger Förderung zu erhalten, brachten Investoren und Eigenheimbesitzer im ersten Halbjahr 2010 mehr als drei Gigawatt auf deutsche Dächer und Wiesen – fast so viel wie im gesamten Jahr zuvor. Da viele Bestellungen nicht bis zum 30. Juni abgearbeitet werden konnten, geht der Boom im zweiten Halbjahr weiter. Gegenüber 2009 wird sich der Zubau auf sieben Gigawatt fast verdoppeln. Andreas Hänel, Chef des Systemanbieters
Phoenix Solar, rechnet sogar mit acht Gigawatt. Der Weltmarkt wächst nach Prognosen der Investmentbank Jefferies & Co. von 7,3 auf 13,6 Gigawatt.
Knappe Wafer
Ein Grund dafür sind fallende Preise: Nach Angaben des europäischen Solarverbands EPIA kosten Solaranlagen derzeit 40 Prozent weniger als 2008. Plötzlich rechnen sie sich auch auf Dächern, die nicht optimal nach Süden ausgerichtet sind. Die Nachfrage ist so groß, dass Wafer, Zellen und Module wieder knapp sind: Kostete ein Siliziumwafer, das Ausgangsprodukt für Solarzellen, im Januar noch 75 US-Cent, sind es derzeit 1,05 Dollar. Reinstsilizium kostet bereits 100 Dollar je Kilo, Anfang 2010 waren es weniger als 50 Dollar.
Entsprechend gut fallen nun die Quartalszahlen der Hersteller aus.
Die Börsianer interessiert vor allem die Margen- und Kostenentwicklung. Denn zum 1. Januar 2011 sinkt die deutsche Einspeisevergütung erneut um 13 Prozent – und der Preiskampf beginnt von vorn. Zum Jahreswechsel 2011/2012 stellt sich die Branche auf Grund des Zubau-Booms im Jahr 2010 sogar auf 21 Prozent Kürzung ein. „Dann wird Solarstrom vom Dach 23 Cent kosten – so viel wie Haushaltsstrom“, rechnet Hänel vor. Strom aus Großanlagen und von der Freifläche wird mit unter 20 Cent sogar noch billiger.
Gut, wer da seine Kosten im Griff hat, als Qualitätsmarke gilt und deshalb höhere Preise durchsetzen kann. Diese Strategie verfolgen in Deutschland Schott und Solarworld. Dagegen profitieren Systemanbieter wie Phoenix, Colexon und S.A.G. vom Preiskampf, weil sie keine eigenen Fabriken betreiben und ihre Module am Markt einkaufen – auch in China.
Das chinesische Pendant zu Wacker heißt LDK. Nach jahrelangen Verlusten sind die Chinesen zum größten Siliziumhersteller Chinas herangewachsen. Unterdessen versucht Yingli, das Solarworld-Modell zu kopieren und sich als Weltmarke zu positionieren. Vor allem in den USA, wo die Kunden noch mehr auf den Preis achten als in Europa, rechnet sich Yingli damit Chancen aus.
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