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News - 09.09.07 21:42 Infineon sucht Heil in Zukäufen
Der defizitäre Halbleiterhersteller Infineon nimmt für Zukäufe höhere Schulden in Kauf. "Wir wollen zu den Konsolidierern und nicht zu den Konsolidierten gehören", sagte Vorstandschef Wolfgang Ziebart im Interview der FTD.
"Wir werden auch dann Zukäufe ins Auge fassen, wenn wir nicht in nächster Zeit große Qimonda-Aktienpakete verkaufen", sagte Ziebart. "Wenn wir eine sinnvolle Übernahme sehen, können wir jederzeit auch über andere Finanzierungsmöglichkeiten nachdenken. Wir verfügen über ausreichend Kreditlinien."
Bislang hatte Ziebart betont, dass er Akquisitionen mit Erlösen aus dem Verkauf von Qimonda -Anteilen finanzieren will. Die im vergangenen Jahr abgespaltene Speicherchip-Tochter ist mit 14 Prozent der Anteile an der New Yorker Börse notiert, der Rest gehört nach wie vor Infineon. Das Unternehmen hat derzeit einen Marktwert von 3,1 Mrd. Euro.
Wegen der schwankungsanfälligen Konjunktur bei Speicherchips kann der Konzern kaum planen, wann und in welcher Größenordnung er sich von weiteren Qimonda-Aktien trennen kann. Infineon selbst baut Logikchips für Kommunikationsgeräte, Automobile und Industrieanwendungen. Deren Preise sind traditionell weniger schwankungsanfällig.
Laut Ziebart liegt der Zyklus für DRam-Speicherchips zurzeit "im unteren Bereich". Die Qimonda-Aktie hat von ihrem bisherigen Höchststand Ende vergangenen Jahres rund ein Drittel an Wert verloren. Analysten erwarten für die kommenden Monate einen weiter anhaltenden Preisverfall für Speicherchips.
Der Manager steht unter enormem Erfolgsdruck: Seit seinem Börsengang im Frühjahr 2000 hat Infineon Milliardenverluste angehäuft; allein in den vergangenen zehn Quartalen verlor der Konzern insgesamt über 800 Mio. Euro. Gleichzeitig kursieren in der Branche immer wieder Gerüchte, Finanzinvestoren könnten die Schwäche des Dax -Konzerns für eine Übernahme nutzen.
Ziebart machte deutlich, dass trotz der Probleme beim Qimonda-Verkaufsprozess Zukäufe für ihn sehr hohe Priorität haben. Bereits im vergangenen Monat hatte Infineon den Kauf des Mobilfunkgeschäfts des US-Konkurrenten LSI für mindestens 330 Mio. Euro angekündigt.
Die Sparte ist für Infineon vor allem wegen ihrer Kundenbeziehungen zum koreanischen Konzern Samsung interessant. "Technologie müssen wir in der Regel nicht kaufen, die haben wir selber. Wir prüfen, welche Kundenbeziehungen uns durch eine Übernahme entstehen", betonte Ziebart im FTD-Interview auch im Hinblick auf künftige Übernahmen. Der Zukauf von Kunden wie bei LSI ist für Ziebart vor allem deshalb wichtig, weil Infineon durch die Pleite des Handybauers BenQ Mobile einen Großkunden verloren hat. Sowohl Infineon als auch BenQ Mobile gehörten einst zum Siemens-Konzern. Der Kauf des LSI-Handygeschäfts war die bislang größte Akquisition Infineons seit dem eigenen Börsengang im Frühjahr 2000.
Der Börsengang der Sparte Qimonda im August 2006 war für den Konzernchef eine herbe Enttäuschung: Die Erstnotiz in New York stieß auf nur wenig Interesse der Investoren; am Ende lag der Ausgabepreis von 13 $ je Aktie weit unter dem von Infineon angepeilten Wert von 18 $. Vor einigen Wochen schließlich kündigte Ziebart an, den jetzigen Anteil an Qimonda bis zur Hauptversammlung Anfang 2009 auf unter 50 Prozent zu reduzieren - verbliebene Anteile sollen schließlich als Sachdividende an Infineon-Aktionäre ausgegeben werden.
Von Thomas Fromm (München)
Quelle: Financial Times Deutschland
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