Genauso wie die Kursgewinne bei Wirecard und die 7 ? sollten schnell wieder erreicht und übersprungen werden.
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News - 24.07.08 07:11 Affäre um Anlegerschützer weitet sich aus
Nach Handelsblatt-Recherchen existiert eine Art Netzwerk, in dem Aktionärsschützer, Börsenbriefautoren und Analysten gemeinsam riskante Geschäfte machen.
FRANKFURT. Der stellvertretende Vorsitzende der zweitgrößten deutschen Aktionärsvereinigung SdK ist nach umstrittenen Leerverkäufen von Wertpapieren des Zahlungsverkehrsabwicklers Wirecard AG zurückgetreten. Der Vorsitzende der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger Klaus Schneider sagte, sein Vize Markus Straub habe sein Amt zur Verfügung gestellt, um weiteren Schaden von der SdK abzuwenden. Die SdK bezeichnete den Rücktritt Straubs "in gewisser Weise" als Schuldeingeständnis.
Nach Handelsblatt-Informationen ist allerdings nicht nur SdK-Vize Straub in zwielichtige Geschäfte verwickelt. Auch andere führende SdK-Funktionäre wie etwa der Sprecher Christoph Öfele haben sich an hochspekulativen Börsendeals versucht - also an genau jenen Geschäften mit "Pennystocks", vor denen die SdK in ihren Publikationen wie dem "Schwarzbuch Börse" regelmäßig warnt. Öfele räumte wie Straub Engagements in Pennystocks ein.
Nach Handelsblatt-Recherchen sind die beiden aber nur Teil eines weitverzweigten Münchener Netzwerks, in dem Analysten, Börsenbriefautoren und Aktionärsschützer gemeinsam riskante Geschäfte machen.
Straub hatte neben den Engagements in Pennystocks zugegeben, dass er auch Wertpapiere gekauft hat, mit denen er von fallenden Kursen des TecDax-Werts Wirecard profitierte. Experten sprechen hierbei von Short-Geschäften.
Auf die Frage, ob weitere SdK-Vertreter bei Wirecard Shortpositionen halten, antwortete Sprecher Lothar Gries ausweichend: "Da gegen die SdK Strafanzeigen angekündigt beziehungsweise bereits gestellt wurden, können wir auf anwaltlichen Rat hin zu diesen Punkten keine Stellung beziehen."
Wirecard beschuldigt die SdK des Insiderhandels und der Kursmanipulation, hat deswegen Anzeige erstattet und fordert Schadensersatz. Die Finanzaufsicht BaFin erklärte, sie prüfe schon seit einigen Wochen den Verdacht der unerlaubten Kursmanipulation, der Vorgang sei aber noch nicht abgeschlossen.
Parallel dazu wirft die Schutzgemeinschaft dem Unternehmen aus Grasbrunn bei München falsche und irreführende Bilanzierung vor und hat eine Anzeige gegen Wirecard angekündigt.
Der Streitfall wirft erneut ein Schlaglicht auf mögliche Interessenkonflikte bei den renommierten deutschen Anlegerschutzgemeinschaften. Immer wieder sind in der Vergangenheit Fälle aufgetaucht, bei denen die Rolle der selbst ernannten Kleinaktionärsschützer zumindest misstrauische Reaktionen hervorrief.
Auch die Mandate, die die Funktionäre der mit der SdK konkurrierenden Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz DSW in den Aufsichtsräten etwa bei Eon, der Deutschen Telekom und Tui halten, sorgen immer wieder für Diskussionen. Dabei dreht sich die Diskussion um den Punkt, ob das Vertreten von Aktionärsrechten und das Überwachen der jeweiligen Vorstandstätigkeit wirklich zusammenpassen.
"Keinesfalls aber erwarten Kleinanleger in Deutschland von den Aktionärsschützerverbänden, dass ihre Vertreter Eigeninteressen verfolgen. Sie sollten deshalb nicht auf Kursentwicklungen spekulieren", sagt ein Aktienrechtler, der nicht genannt werden möchte.
Gesetzlich womöglich gerade noch legal, agieren die Verbände in derartigen Fällen zumindest moralisch bedenklich. Bieten sie den oft ohne Kenntnisse des Aktienrechts ausgestatteten Kleinaktionären doch an, deren Interessen in den Hauptversammlungen zu vertreten. Insofern leisten die Anlegerschützer einen wichtigen Beitrag für eine lebendige Aktienkultur in Deutschland. Das Vermischen eigener Interessen mit diesem quasi-öffentlichen Auftrag ist deshalb in besonderem Maße dazu geeignet, das Vertrauen in ihre Kontrollfunktion zu erschüttern.
Im Fall SdK/Wirecard betont Straub, nur auf Basis öffentlich zugänglicher Daten gehandelt zu haben. Für den drastischen Kursverfall der Wirecard-Aktien - der Börsenwert der Firma sank seit Mai um 700 Mill. Euro - übernehme er keine Verantwortung. Er verwies vielmehr auf die fehlende Transparenz des TecDax-Unternehmens.
In einer im Internet kursierenden Mail, die angeblich von Straub stammt, heißt es: "Der Rücktritt ermöglicht mir nun viele zusätzliche Freiheitsgrade. Statt wie in den letzten Jahren im Januar im Büro zu sitzen, um das Schwarzbuch Börse zu schreiben, werde ich Ski fahren gehen, auf einer Hütte ein paar Bier trinken und dann wahrscheinlich irgendwo in den Schnee pissen."
Rüdiger von Rosen, Geschäftsführer des Deutschen Aktieninstituts, ebenfalls ein führender Vertreter der Aktienlobby, sagte: "Wer eine gute Corporate Governance einfordert, sollte sich selbst nachhaltig daran messen lassen. Zuweilen kann der Eindruck entstehen, dass der Ruf danach mehr den eigenen Zwecken dient als dem Wohl aller Aktionäre."
Bei der SdK-Konkurrenzorganisation DSW hieß es: "Der Schritt ist konsequent. Wir wünschen uns vor allem für Privatanleger, dass die Sache sehr schnell aufgelöst wird", sagte Geschäftsführer Marc Tüngler. Neue Regeln, wonach Anlegerschützer künftig keine Aktien mehr halten dürfen, lehnt Tüngler indes ab: "Wir dürfen alles sein, nur keine Trockenschwimmer", sagte er.
Die SdK betonte gestern, die Vereinigung wolle gleichwohl Lehren aus der Affäre ziehen. SdK-Sprecher Gries sagte: "Wir haben eine Kanzlei beauftragt, neue umfassende Compliancerichtlinien zu entwerfen, die wir kurzfristig implementieren werden."
Quelle: Handelsblatt.com
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